Düsseldorf Das war eine ganz heiße Jazz Rally
Düsseldorf · Deutschlands größtes Jazzfestival hat wieder einmal für Rekordzahlen gesorgt. Bei mehr als 30 Grad im Schatten war es eine der heißesten Jazz Rallys und mit mehr als 300.000 Besuchern die meistbesuchte. Seit Donnerstagabend erklang auf 30 Bühnen ganz unterschiedliche Musik: mal Dixie, mal Klassik, mal Bigband. Alle Künstler und Bands fanden ihre Fans - selbst die manchmal sehr experimentelle Musik auf der Rathaus-Bühne.
Spielorte Zwei neue Partner waren in diesem Jahr dabei - einer drinnen, einer draußen. Die Sansibar im Modekaufhaus Breuninger hat zugesagt, wegen des Erfolgs auch im nächsten Jahr mitzumachen, und Dauser auf dem Carlsplatz lockte selbst am Sonntag hunderte auf den eigentlich leeren Platz. Ansonsten waren in diesem Jahr die Freiluftbühnen heiß begehrt. Vor allem die, an denen es immer wieder Trinkbares als Nachschub gab - egal, ob Mineralwasser oder Altbier. Besuche in geschlossenen Räumen entwickelten sich zu Mutproben - wie im Palais Wittgenstein. Angenehm dagegen die kühle Johanneskirche.
Künstler Zum Beispiel Jasmin Tabatabai: Souverän und nonchalant sang sie in der brechendvollen Rheinterrasse Klassiker wie "Ich weiß nicht, zu wem ich gehöre" von Friedrich Hollaender ebenso wie Neuinterpretationen von Schlagern aus den 1920er Jahren und den vertonten Gedichten von Kurt Tucholsky, die ihr der hervorragende Musiker David Klein auf den Leib geschrieben hat. Oder Schirmherr Klaus Doldinger, der mit seiner Band "Passport" auftrat und immer wieder betonte, wie gerne er doch nach Düsseldorf zurückkommt. Begeistert waren aber auch die Fans von Tom Gaebel, der mit seiner Bigband das Konzertzelt rockte. Oder Dieter Falk und seine Söhne Max und Paul, die in der Johanneskirche klassische Musik von Bach und Gerhardt rockig spielten und auf Wunsch sogar Kirchenlieder mit den 1000 Besuchern anstimmten.
Stimmung Entspannt. Man ging von hier nach da, suchte sich seine Lieblingsband, seine Lieblingssänger aus, stellte sich gerne an oder ging einfach weiter zum nächsten Konzert. Meist-gesehene Handbewegung: Fächern mit dem Programmheft. Einige nutzen auch einen Regen- als Sonnenschirm. Am Carlsplatz und an der Maxkirche musste mal der Notarzt kommen, aber sonst haben alle die Hitze ausgehalten.
Der typische Rally-Besucher Der Dress-Code in diesem Jahr war eher leger: Männer in knie- oder wadenlangen Hosen, hellen Söckchen und breit ausgetretenen Sandalen, über allem ein bunt-kariertes Kurzarmhemd, ganz oben dann ein luftiger Strohhut ließen Düsseldorf nicht gerade modisch top erscheinen. Vor allem dann nicht, wenn das Bein, das aus der ungebügelten Hose herausragt, echt nicht zeigenswert ist. Schicker dagegen die Damen in ihren bunten luftigen Sommerkleidchen. Egal: Guter Stimmung waren alle. Der Altersdurchschnitt bewegte sich zwar im Bereich jenseits der 60, aber zu vielen Konzerten kamen auffallend junge Menschen.
Organisation Seit exakt 20 Jahren ist die Agentur Schlieter & Friends mit Petra Schlieter und Nils Gropp an der Spitze für den reibungslosen Ablauf der Konzerte und die Betreuung der Künstler zuständig. Dafür gab es in diesem Jahr ein Extra-Lob von der Destination Düsseldorf.
Finanzen Die Jazz Rally bekommt keine städtischen Zuschüsse und finanziert sich hauptsächlich aus Sponsoren-Mitteln. Nachdem Vodafone im vergangenen Jahr als Hauptsponsor weggebrochen war, fand sich zum Beispiel mit der Lufthansa ein neuer Unterstützer. Aber auch die Sparda-Bank, Audi, Schlösser, die Messe Düsseldorf und viele andere Düsseldorfer Firmen sorgen dafür, dass die Jazz Rally über all die Jahre mit hoher musikalischer Qualität stattfinden kann. Fast alle Sponsoren haben bereits zugesagt, auch im nächsten Jahr dabei zu sein. Durch den Verkauf der Buttons (rund 5000 wurden zum Preis von 40 Euro verkauft) kann sich die Rally allein nicht finanzieren.