Düsseldorf Debatte über Verkauf des Kinderbauernhofs

Düsseldorf · Die Überlegungen für einen Verkauf des Gutshofs Niederheid, über die unsere Redaktion am Samstag exklusiv berichtet hatte, haben zu vielen Reaktionen in Politik und Bürgerschaft geführt. Bereits rund 500 Menschen haben eine vor zwei Tagen gestartete Online-Petition unterschrieben, in der ein Erhalt des Hofs in Trägerschaft der Stadt und eine Sanierung der maroden Anlage gefordert werden.

 Emilia (1, v.l.), Paula (3) und Jule (1) auf dem Kinderbauernhof. Die Stadt denkt über einen Verkauf des Gestüts nach.

Emilia (1, v.l.), Paula (3) und Jule (1) auf dem Kinderbauernhof. Die Stadt denkt über einen Verkauf des Gestüts nach.

Foto: Andreas Bretz

Die Überlegungen für einen Verkauf des Gutshofs Niederheid, über die unsere Redaktion am Samstag exklusiv berichtet hatte, haben zu vielen Reaktionen in Politik und Bürgerschaft geführt. Bereits rund 500 Menschen haben eine vor zwei Tagen gestartete Online-Petition unterschrieben, in der ein Erhalt des Hofs in Trägerschaft der Stadt und eine Sanierung der maroden Anlage gefordert werden.

Der CDU-Landtagsabgeordnete Peter Preuß kritisiert, es lasse Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) kalt, dass der Hof eine wichtige Bedeutung für Familien und Inklusion habe. (Hier geht's zur Online-Petition).

Wie berichtet, erwägt die Stadtverwaltung, den Gutshof Niederheid an einen privaten Investor zu verkaufen. Wichtigster Grund sind offenbar die immensen Kosten für eine Sanierung des Gestüts. Seit Jahren ist bekannt, dass sich die denkmalgeschützte Anlage mit Wurzeln im 13. Jahrhundert in miserablem Zustand befindet, teilweise ist sie nicht mehr nutzbar. Die Rede ist von einem Sanierungsbetrag in Höhe von vier und sechs Millionen Euro. Der Pächterin wurde bereits mitgeteilt, dass die Stadt das Verhältnis kündigen wird.

Völlig unklar ist, welche Auswirkungen ein Verkauf auf das Angebot des Kinderbauernhofs mit angeschlossenem Reiterhof hätte. Er ist ein beliebtes Ausflugsziel für Familien insbesondere aus dem Süden der Stadt. Unter anderem gibt es einen Streichelzoo, in dem Kinder heimische Nutztiere von Huhn bis Ziege kennenlernen können. Zudem kommen Kinder und Jugendliche aus allen Förderschulen zum therapeutischen Reiten. Auf dem Hof gibt es auch Ferienangebote.

CDU-Politiker Peter Preuß hält es für unrealistisch, dass das heutige Angebot nach einem Verkauf weitergeführt würde. "Es ist doch naiv zu glauben, ein privater Investor würde den Gutshof sanieren und die bisherige Nutzung weiterhin möglich machen", sagt er. Das verspreche keine Rendite. Preuß fragt: "Müssen die Familien demnächst Eintritt zahlen, damit die Kinder dort Schaukeln dürfen?" Familienpolitik lasse sich nicht erkaufen, sagt Preuß. "Sie funktioniert nur, wenn Politik, Staat und Gesellschaft bereit sind, auch Geld in die Hand zu nehmen."

Angelika Kraft-Dlangamandla (Linke) meint, ein Verkauf des Gutshofs sei schlecht für die Düsseldorfer Stadtkinder. "Aber es wird nun mal lieber Geld für Events wie die Tour de France ausgegeben als für den Erhalt einer solch jahrzehntealten, wichtigen Einrichtung der Stadt."

Auch Ursula Holtmann-Schnieder (SPD), die Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses, fordert einen Erhalt des pädagogischen Programms. "Es ist wichtig, dass das sehr gute Angebot für Kinder mit Handicap bleibt", sagt sie. Der private Verein "Brücke 2000" ermöglicht seit fünf Jahren mit zahlreichen Sponsoren das therapeutische Reiten. Sie meint aber, für den sehr schlechten Zustand der Anlage müsse man eine Lösung finden. "Es ist für das Reiten relativ egal, wem der Hof gehört." Möglicherweise müsse man die Angebote auch an einem anderen Ort fortführen.

(arl)
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