Düsseldorf Debatte um Luisen-Gymnasium

Düsseldorf · An der Völklinger Straße könnte die Schule neu durchstarten. Viele halten das für eine Chance, doch es gibt auch Kritik.Dezernent und Schulausschuss-Vorsitzender betonen, dass es bei einem möglichen Umzug nicht um Geld geht.

 Im Dialog: Skeptikerin Haneen Al Rayes (l.) und Befürworterin und Schulpflegschaftsvorsitzende Susanne Kaufmann vor dem Luisen-Gymnasium

Im Dialog: Skeptikerin Haneen Al Rayes (l.) und Befürworterin und Schulpflegschaftsvorsitzende Susanne Kaufmann vor dem Luisen-Gymnasium

Foto: Anne Orthen

Tradition kontra Neubeginn: Der Anfang Dezember öffentlich gewordene Vorschlag, die Schule nach mehr als 100 Jahren zu verlegen, hat eine intensive Debatte in Gang gebracht. Die wichtigsten Argumente im Überblick.

Was Stadt und Schulleitung sagen Das Luisen-Gymnasium muss dringend saniert werden, es fehlen Räume, zum Sportunterricht geht's in die Arena, der Schulhof ist zu klein und bei einer Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium müsste sogar eine Dependance an anderer Stelle eingerichtet werden. "Wir haben der Schule deshalb angeboten, in ein neues Gebäude zu ziehen, das wir an der Völklinger Straße bauen wollen", sagt Schuldezernent Burkhard Hintzsche. Gabriele Patten, kommissarische Schulleiterin, begrüßt den Vorschlag. "Für uns bietet ein Neubau zahlreiche Chancen", sagt sie. Entschieden sei freilich noch nichts. "Wir sind am Beginn eines längeren Meinungsbildungsprozesses."

Was die Kritiker sagen Nicht alle Eltern sind begeistert von den Plänen. Zu den Kritikern gehört Haneen Al Rayes, deren Kinder an der Bastionstraße in die sechste und die neunte Klasse gehen. "Mit der möglichen Verlegung sendet die Stadt eine negative Botschaft. Das Gebäude hat Charakter, das Markenzeichen dieser Unesco-Schule ist ihre Internationalität, und die lebt entscheidend von der Lage mitten in der City", sagt die 46-Jährige, die mit ihrer Familie am Rathausufer wohnt. Schon zu viele Gebäude seien abgerissen oder in Büros und Geschäfte umgewandelt worden. "Mit Blick auf Geschichte, Architektur und soziale Anbindung ist es von unbezahlbarem Wert, das Gymnasium zu lassen, wo es ist", sagt Al Rayes und schlägt vor, mit Hilfe einer Kampagne auch privates Geld für eine Sanierung zu sammeln.

Was die Befürworter denken An eine Zukunft im alten Gebäude glaubt Susanne Kaufmann dagegen nicht. "Manche Kinder gehen nicht einmal mehr auf die Toilette, es gibt zu wenig Platz, die Fach-Räume sind nicht auf dem neuesten Stand und eine richtige Mensa fehlt ebenfalls", sagt die Schulpflegschaftsvorsitzende, deren Tochter in die siebte Klasse geht. Gar nicht denken mag sie an die mindestens dreijährige Phase, in der der Altbau aus dem Jahr 1907 bei einem Verbleib saniert würde. "Das Ganze im laufenden Betrieb, wie soll das gehen?", fragt die 47-Jährige. - "Gar nicht, wir müssten den gesamten Standort auslagern", sagt Schuldezernent Burkhard Hintzsche.

Welche Rolle das Geld spielt Die Lage des Gebäudes an der Bastionstraße ist hochattraktiv. Immobilien-Experten schätzen den möglichen Verkaufswert des Areals auf bis zu 100 Millionen Euro. Eine Summe, mit der man den Schulneubau an der Völklinger Straße, möglicherweise auch noch weitere Projekte, bezahlen könnte. Schulausschuss-Vorsitzender Wolfgang Scheffler betont aber, "dass solche Überlegungen bei dem Umzugsangebot absolut keine Rolle spielen". Und Schuldezernent Hintzsche sagt: "Bliebe das traditionsreiche Gymnasium, wo es derzeit ist, würden wir die neue Schule an der Völklinger Straße trotzdem bauen."

(jj)
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