Andreas Ehlert "Dem Handwerk den Stolz wieder geben"

Düsseldorf · Der neue Präsident der Handwerkskammer Düsseldorf, Andreas Ehlert, spricht über den Ruf der Handwerker, die progressive Imagekampagne der Kammer, seine Kandidatur zum NWHT-Präsidenten und seinen Vorgänger Wolfgang Schulhoff.

 Andreas Ehlert: "Viele der heutigen Studenten gehen von dem Geld studieren, dass ihre Eltern mit handwerklicher Arbeit verdient haben."

Andreas Ehlert: "Viele der heutigen Studenten gehen von dem Geld studieren, dass ihre Eltern mit handwerklicher Arbeit verdient haben."

Foto: a. endermann

Herr Ehlert, wann standen Sie zuletzt als Schornsteinfeger auf einem Dach und haben dort gearbeitet oder einen Kamin gekehrt?

Ehlert Das war vor zwei Tagen in Unterbilk. Dort ist mein Schornsteinfegerbetrieb. Ich bin jetzt Präsident, das heißt aber nicht, dass ich nicht mehr im Betrieb arbeite. Das Amt des Handwerkskammerpräsidenten ist ein Ehrenamt, kein Beruf, um davon zu leben.

Aber Sie erhalten hoffentlich eine Aufwandsentschädigung. Wie hoch fällt diese aus?

Ehlert Von meinem leider kürzlich verstorbenen Vorgänger Wolfgang Schulhoff weiß ich, dass ich wohl 20 bis 40 Stunden pro Woche als Präsident unterwegs sein werde. Dafür erhalte ich eine Aufwandsentschädigung von 39 000 Euro pro Jahr, die ich aber noch versteuern muss.

Werden Sie auch für das Präsidentenamt des Nordrhein-Westfälischen Handwerkskammertages (NWHT) kandidieren, das ihr Vorgänger Schulhoff ebenso innehatte?

Ehlert Ich möchte auch als Präsident des NWHT kandidieren, wie mein Vorgänger, auch wenn die Ämter nicht zwingend zueinander gehören. Am Florianstag im Mai werden wir auf der nächsten Verbandstagung darüber sprechen. Ich weiß nicht, ob es noch andere interessierte Kandidaten gibt.

Das Image der Handwerker stand in den vergangenen Jahren nicht unbedingt zum Besten, ich denke da an Klischees wie "teuer, unpünktlich, langsam" — woran liegt sowas, wie kann man es ändern?

Ehlert Da muss ich Ihnen entschieden widersprechen. Auch ich bin als Besitzer eines Einfamilienhauses Nutznießer von Handwerksleistungen und kann diese Vorurteile nicht bestätigen. Wir haben 58 000 Betriebe in der Kammer Düsseldorf. Es mag unpünktliche, teurere und langsame darunter geben, die große Mehrheit der Handwerker aber ist es definitiv nicht, sondern genau das Gegenteil von dem, was Sie beschreiben.

Dennoch haben Sie Probleme, Nachwuchs zu bekommen, woran liegt es?

Ehlert Das liegt zum Einen am demografischen Wandel. Und andererseits liegt es daran, dass immer mehr Menschen studieren gehen. Dabei sollte man nicht vergessen: Viele der heutigen Studenten gehen von dem Geld studieren, dass ihre Eltern mit handwerklicher Arbeit verdient haben.

Was tut das Handwerk, um an diesem Image zu arbeiten?

Ehlert Ein wichtiges Element ist zum Beispiel unsere Werbekampagne "Die Wirtschaftsmacht von nebenan". Am besten gefällt mir darin der Slogan "Bei uns zählt nicht, wo man herkommt, sondern wo man hin will". Dieses Plakat hängt auch bei mir im Büro. Es drückt für mich exakt das aus, was das Handwerk ausmacht. Jeder kann Karriere machen. Man kann etwa als Schornsteinfeger Präsident werden (lacht).

Aber Slogans wie "Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde, den ganzen Rest haben wir gemacht" wirken auch sehr schnell anmaßend.

ehlert Ich finde sowas gut. Es erregt Aufmerksamkeit, und das ist genau richtig. Wir müssen dem Handwerk den Stolz wieder geben, wenn wir junge Leute gewinnen wollen. Und daher werden wir die freche Kampagne auch fortsetzen.

Der Bundesgerichtshof hat diese Woche entschieden, dass es für Schwarzgeld keinen Anspruch auf Zahlung gibt. Eine gute oder eine schlechte Nachricht für das Handwerk?

Ehlert Eine Gute natürlich. Betriebe, die Schwarzarbeit anbieten, sind eine Katastrophe für die ehrlichen Handwerker. Konkret droht der Verlust von Arbeitsplätzen.

Wolfgang Schulhoff stand elf Jahre an der Spitze der Handwerkskammer und war ein markantes Gesicht. Was werden Sie von ihm übernehmen, was ändern?

Ehlert Schulhoff war für mich ein Vorbild, vor allem, weil er es stets geschafft hat, Geschlossenheit zu erzielen, eine einheitliche Meinung. Das ist auch mein Ziel. Darüber hinaus: Es wäre vermessen an meinem ersten Amtstag zu sagen, was ich anders machen würde.

THORSTEN BREITKOPF FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort