Düsseldorf Depressiver legt Feuer - 100.000 Euro Schaden

Düsseldorf · Nach einem misslungenen Suizidversuch wurde ein 33-jähriger Altstadt-Köbes gestern vom Amtsgericht zu 18 Monaten Bewährungsstrafe verurteilt. Das Urteil erging wegen schwerer Brandstiftung. Denn im Juli 2015 hatte der damals schwer depressive Mieter frühmorgens in seiner Dachgeschosswohnung an der Lindenstraße in Flingern Feuer gelegt, um in den Flammen zu sterben. Der Dachstuhl des Mehrparteienhauses brannte aus, alle anderen Mieter entkamen unverletzt, der Sachschaden lag bei rund 100.000 Euro.

"Ich würde gerne aussagen, habe aber keine Erinnerung mehr", so der Angeklagte. Sicher wisse er nur: "Es ging mir damals gar nicht gut." Nach Problemen am Arbeitsplatz, wo er sich dauernd missverstanden fühlte, habe er nach und nach alle sozialen Kontakte schleifen lassen, sich abgekapselt und Medikamente gegen seine Depressionen "eigenmächtig abgesetzt". Er wisse noch, dass er auf seinem Balkon eine Zigarre geraucht habe. "Dann bin ich erst in der Klinik wieder aufgewacht, wo ich das Gespräch von Ärzten hörte, die mich als 'das Subjekt' bezeichneten." Zu seinem Abschiedsbrief (in dem er angab: "Ich kann nicht mehr!") könne er jetzt nur sagen: "Das ist meine Handschrift." Brandermittlungen haben mehr Details ergeben. Demnach hatte der Angeklagte damals seine Möbel zertrümmert, das Holz und seine Garderobe am Fußende seines Bettes sowie im Flur aufgehäuft und beide Haufen mit Lampen-Öl und flüssigem Grillanzünder in Brand gesetzt.

Nach der Rettung durch die Feuerwehr, die seine verschlossene Wohnung erst aufbrechen musste, war er mit zeitweise lebensgefährlicher Rauchvergiftung in eine Klinik eingeliefert worden. Direkt danach habe er sich in psychologische Behandlung begeben. Ein Gutachter befand, dass der 33-Jährige wegen der Depressionen nur eingeschränkt schuldfähig war. Das Gericht hielt daher eine Bewährungsstrafe für ausreichend, damit das Leben des 33-Jährigen nun "positiv und stabil weiter gehen" könne. Dazu muss er sich als Auflage auch um eine Verhaltenstherapie bemühen. Das Urteil ist rechtskräftig.

(wuk)
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