Düsseldorf Der Aufstand der Kö-Anlieger

Düsseldorf · An der Königsallee rumort es. 30 Händler und Gastronomen aus dem Kö-Center sind mit der Arbeit der bisherigen Interessengemeinschaft Kö unzufrieden und gründen einen eigenen Verein. Auch die Stadt wird deutlich kritisiert.

 Andreas Menze, designierter Vorsitzender der neuen Initiative Kö-Center, und Terrazza-Inhaberin Johanna Kluge (mit Dackelhündin Emma).

Andreas Menze, designierter Vorsitzender der neuen Initiative Kö-Center, und Terrazza-Inhaberin Johanna Kluge (mit Dackelhündin Emma).

Foto: Andreas Endermann

Die Kö ist die mit Abstand bekannteste Straße Düsseldorfs. Sie wird auch an weit entfernten Orten mit Luxus, Glamour, Mode und Schicki-Micki verbunden. Lange galt eine Adresse an der Königsallee als Lizenz zum Geld drucken. Die Lobby der Kö-Anrainer, die Interessengemeinschaft Königsallee, galt als verschworene Gemeinschaft. Doch jetzt rumort es. Gegen den von der IG Kö eingeschlagenen Weg regt sich Widerstand aus den eigenen Reihen.

30 Händler und Gastronomen vornehmlich aus dem Kö-Center haben nun beschlossen, eine eigene Interessengemeinschaft zu gründen. Ihr Name: Initiativkreis Kö-Center. Der alteingesessenen IG Kö werfen sie Untätigkeit vor. "Seit 20 Jahren diskutieren die Mitglieder der IG Kö etwa über die Begrünung der Ufer des Kö-Grabens. Und passiert ist bislang nichts. Es kommt einem so vor, als lege dieser Verein jedes Jahr eine Kopie der Tagesordnung des Vorjahres auf den Tisch", sagt Andreas Menze, Juwelier an der Kö und designierter Vorsitzender der neuen Initiative.

Unterstützt wird er von Johanna Kluge und Guido Gutzeit, seit 22 Jahren Inhaber des Kö-Restaurants La Terrazza, eine Etage über dem früheren Eickhoff. "Wir können heute zum Mond fliegen, aber eine Begrünung einer Böschung in Düsseldorf ist wohl ein Ding der Unmöglichkeit", sagt Kluge. Sie kritisiert auch die von der IG Kö organisierte Weihnachtsbeleuchtung auf der Königsallee als "armselig". "Wir sind hier an einer der nobelsten Einkaufsstraßen der Republik, und die Weihnachtsbeleuchtung kommt noch mit altertümlichen Glühbirnen aus", sagt Kluge. Menze und Kluge wünschen sich eine bessere Illumination. "Warum kann man nicht etwa eine Unterwasserbeleuchtung einrichten? Das würde der Kö ein neues Flair geben", sagt Kluge.

Verglichen mit München und Hamburg vermarkte sich die Kö schlecht, meint Goldschmiedemeister Menze. "Die IG Kö versucht, alle unter einen Hut zu bringen, doch das gelingt angesichts der heute vorherrschenden Niederlassungen großer Marken an der Kö nicht mehr", meint Menze.

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Foto: Alex Mensen

Es ist das erste Mal, dass der Zoff unter den Kö-Anrainern öffentlich wird. Doch schon vor wenigen Wochen haben sich rund 20 Vertreter aus allen Bereichen der Stadt zu einem Krisentreffen im Kö-Bogen getroffen und darüber debattiert, wie man die Kö wieder attraktiver machen kann. Initiator war der frühere Parfumeur Frank Schnitzler, seit dem Weggang von Modehändler Albert Eickhoff vielleicht das bekannteste Gesicht der Königsallee. Die eingeladenen Vorstände der IG Kö blieben dem Treffen demonstrativ fern.

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Spannend wird es am 21. April. Dann steht nach RP-Informationen die Neuwahl des Vorstands der IG Kö an. Den Posten des Vorsitzenden hat Peter Wienen inne. Hinter seiner Wiederwahl steht zumindest ein Fragezeichen. Die IG ist überwiegend geprägt von den Vermietern an der Kö. Nach Meinung der neuen Initiative sollten diese etwa in kleineren Lokalen geringere Mieten nehmen, um kleinteilige Gastronomie zu fördern. "Warum sollte man abends über die Kö schlendern? Schöne Cafés, die zum Feierabend-Espresso einladen, gibt es kaum noch, weil die Mieten ein solches Geschäftsmodell unmöglich machen", sagt Kluge.

Kritik gibt es auch an der Stadt. Die vernachlässige die Kö zugunsten von Einkaufscentern wie den Bilker Arcaden, sagt Kluge. "Die Kö ist das Aushängeschild und der Touristenmagnet, das muss der Politik und der Verwaltung klar werden", so die Gastronomin. Menze und Kluge wünschen sich mehr Veranstaltungen durch die Stadt. "Ideal wäre ein Weihnachtsmarkt an der Kö."

(RP)
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