Interview mit Niklaus Fritschi "Der Ehrenhof braucht ein würdiges Ambiente am Rhein"

Düsseldorf · Wer am Rheinufer entlang flaniert, dort Boule spielt oder einfach nur den Blick auf den Fluss genießt, macht das dank eines Entwurfs des Architekten Niklaus Fritschi.

Niklaus Fritschi in seinem Gerresheimer Architekturbüro.

Niklaus Fritschi in seinem Gerresheimer Architekturbüro.

Foto: Schaller,Bernd

Er stammt aus der Schweiz, wurde 1945 in St. Gallen geboren. Architektur studierte Fritschi an der Kunstakademie Düsseldorf. Vielleicht wirken seine Projekte deshalb wie Gesamtkunstwerke. Seit 1986 ist er auch Professor an der Fachhochschule der Landeshauptstadt. Mit der Verlängerung der Rheinuferpromenade bis zur Rheinterrasse würde für den 68-Jährigen ein Traum in Erfüllung gehen.

Herr Fritschi, Sie sind der Architekt der Düsseldorfer Rheinuferpromenade. Nun wollen Sie diese bis zum Rheinpark fortsetzen. Wie entstand die Idee?

Fritschi Das war 2010. Der damalige Chef der Stadttochter IDR (entwickelt und verwaltet Immobilien, d. Red.) kam auf uns zu. Seine Idee war, gleichzeitig mit dem Projekt Kö-Bogen, das ja den Hofgarten wieder an die Königsallee anbindet, am Rheinufer eine Verbindung des Hofgartens zum Rhein zu schaffen, und diesen damit aufzuwerten.

Was lag dem zugrunde?

Fritschi Die Idee der IDR war, die Verlängerung der Promenade durch gebührenpflichtiges Parken langfristig zu refinanzieren - das war einleuchtend. Unsere Aufgabe war also, dort diese Parkplätze zu erhalten und gleichzeitig die Lücke der Promenade zwischen Oberkasseler Brücke und Rheinterrasse zu schließen - eine reizvolle planerische Herausforderung.

Sie sprechen von einem Museumsufer?

Fritschi Ja, das Ufer ist geprägt von vielen bedeutenden Kulturinstituten: Kunstakademie, Tonhalle, NRW-Forum, Museum Kunstpalast und natürlich auch die Rheinterrasse. Hinzu kommt, wie gesagt, die Einbindung der vorhandenen Grünanlagen: der Hofgarten, das Rheingärtchen und der Rheinpark. Wenn wir diese Elemente miteinander verknüpfen, wird der letzte Lückenschluss im grünen Band um die Innenstadt vollzogen. Das historische Rheingärtchen an der Rheinterrasse wird nicht verändert, kein Baum wird gefällt. Die heute kaum bekannte Parkanlage wird aber durch die Promenadenführung aufgewertet und zu einem wichtigen Element des Museumsufers.

Welche Rolle spielt der Ehrenhof?

Fritschi Dieses Ensemble ist etwas vom Besten in Düsseldorf - städtebaulich und architektonisch. Der Ehrenhof braucht endlich ein würdiges Ambiente am Rhein. Ganz wesentlich ist dabei die Querachse an der Inselstraße - die eigentliche Kontaktstelle des Hofgartens zum Rhein hin. Hier sollen, wie am Burgplatz, eine repräsentative Freitreppe und ein Platz entstehen. Weitergeführt über die Uferstraße und den Ehrenhof bis zum markanten Bürohaus von Helmut Hentrich aus den 1950er Jahren, wird die Inselstraße zu einem von Kultur geprägten neuen Platzraum. Der beliebte Kiosk am Ulanendenkmal wird in einem solchen Kontext sicherlich an Bedeutung gewinnen.

Was bedeutet das Fortführen der Promenade aus städtebaulicher Sicht?

Fritschi Was das Altstadtufer auszeichnet, ist die gleichmäßige ruhige Linie. So ruhig wie der Fluss soll, im übertragenen Sinne, auch die Promenade am neuen Museumsufer fließen. Es ist die Abfolge unterschiedlich geprägter Orte, Bauwerke und Einrichtungen, die den Reiz ausmacht. Also - kein neues modisches Design, sondern die zeitlose Gestaltung soll genauso weitergeführt werden.

Das ist ja beim Altstadtufer sehr ähnlich ...

Fritschi Richtig. Das grüne Band der Platanenallee, das wellenförmige Pflaster, welches damals so viel Aufregung auslöste und heute zu einem Merkzeichen der Düsseldorfer Promenade geworden ist, die Lichterkette, die Bänke, der Fahrradweg in Blau - all diese Elemente haben sich bewährt. Um diese Gestaltung wurde mit den Bürgern debattiert und gestritten - auch mit den Fahrradverbänden, die partout einen roten Streifen forderten. Letztlich ist das Konzept, dass der Langsamste - der Fußgänger - das Tempo vorgibt und bestimmt, aufgegangen. Das Wesentliche ist und bleibt das Flanieren, das Sehen und Gesehen werden.

Fürchten Sie, dass es bei Ihren neuen Plänen ebenfalls Widerstände geben könnte?

Fritschi Das wird nicht ausbleiben. Die kritische Auseinandersetzung der Bürger ist aber notwendig und eine Voraussetzung für die spätere Akzeptanz. Meiner Ansicht nach gehört der Disput zur Stadtkultur. Am Ende wird es wieder ein Gewinn für alle Bürger sein: Statt einer Blechwüste haben wir dann eine langgestreckte Grünanlage vor den Museen, unter der die Autos parken.

Wenn Ihre Pläne realisiert werden: Erfüllen Sie sich damit einen Traum?

Fritschi Natürlich, denn es war schon immer klar, dass die Lücke am Tonhallenufer irgendwann geschlossen werden muss. Das Projekt Rheinufergestaltung ist ja auch etwas Besonderes, ganz anders als bei einem Hochbauprojekt, wo man bei Fertigstellung die Schlüssel abgibt. Es ist für uns immer wieder eine Freude, wie die Düsseldorfer das Leben am Fluss zelebrieren, Feste feiern oder ruhig flanieren. Man erlebt, wie die Stadt durch die Promenade aufgeatmet hat. Bis dahin hatte die Stadt dem Rhein den Rücken zugekehrt, nun spielt der Strom wieder eine gewichtige Rolle im Stadtleben.

Die Promenade ist heute eine Attraktion. Warum hat es so lange gedauert, bis sie gebaut wurde?

Fritschi Der stetig anwachsende Verkehr hat den öffentlichen Raum ab den 1950er Jahren mehr und mehr dominiert, die Städte hatten sich dem Verkehr unterzuordnen. Es war für Düsseldorf ein Glücksfall, dass mit dem Tunnelbau wieder Lebensraum für die Menschen zurückgewonnen und die Sünden des Mobilitätswahns repariert wurden. Jetzt können die Menschen die Weite des Flussraums ohne Hürden genießen.

Denisa Richters und Uwe-Jens Ruhnau führten das Interview.

(ujr/dr)
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