Düsseldorf Der Ernstfall

Düsseldorf · Wenn der Pilot eine Lebensmittelvergiftung erleidet oder eines der Triebwerke brennt: Am Düsseldorfer Flughafen übten am vergangenen Samstag rund 350 Personen für die Notlandung eines Airbus' A 320.

Flughafen Düsseldorf übt für Unglücksfall
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Flughafen Düsseldorf übt für Unglücksfall

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Foto: dpa, cas

Mit blutverschmiertem Gesicht taumelt eine junge Frau an der Seite eines Feuerwehrmannes aus dem hinteren Ausgang des Airbus A 320. Sie kann kaum laufen, bedeckt mit ihrer rechten Hand die rechte Gesichtshälfte. Ihr linker Arm liegt auf der Schulter des Mannes im schweren schwarz-gelben Outfit, der sie zur Patientenablage in einigen Metern Entfernung führt.

Doch der Frau geht es gut. Ihre Aufgabe - und die vieler weiterer Männer und Frauen - war es, eine Flugunfallübung am Düsseldorfer Flughafen so echt wie möglich aussehen zu lassen. Alle zwei Jahre müssen internationale Verkehrsflughäfen ihre Notfallplanung überprüfen und schauen, wie es um die Zusammenarbeit der beteiligten Stellen und Einsatzkräfte bestellt ist. Am Samstagmorgen probten diese den Ernstfall.

Laut Drehbuch meldet der Kopilot der fiktiven DüsselAir kurz vor der Landung einen Verdacht auf Lebensmittelvergiftung. Er, der Pilot und zwei Stewardessen sind betroffen. Die Maschine aus Budapest ist manövrierunfähig. Der Tower löst einen Alarm aus. Zeitgleich klingeln die Handys verschiedener Beteiligter: Flughafensicherheit, Flughafenseelsorge, Polizei. Kurze Zeit später sind erste Blaulichter zu sehen: Einsatzkräfte der Flughafenfeuerwehr sind zum Bereitstellungsort nahe der Landebahn ausgerückt und warten auf die Landung der Maschine. In dieser bricht Panik aus. Die 100 Passagiere haben längst gemerkt, dass etwas nicht stimmt. Auch wenn sie über Lautsprecher über die Situation informiert und aufgefordert wurden, ruhig zu bleiben, stehen einige Todesängste aus - erst recht, als das Flugzeug von Meerbusch aus kommend von der Bahn abkommt.

Auch dies ist Teil des Szenarios. Während der etwa eineinhalb Stunden dauernden Übung bewegt sich der Airbus nicht von der Stelle. In der Realität wäre es auch unwahrscheinlich, dass die Piloten eine Lebensmittelvergiftung erleiden. Laut Thomas Kötter, Leiter der Unternehmenskommunikation des Flughafens, bekommen sie an Bord unterschiedliche Verpflegung. Während die Unfallübung "Sierra 2017" läuft, stehen er und Brandoberinspektor Ludger Beitelsmann von der Flughafenfeuerwehr am Rand des Schauplatzes und kommentieren die Ereignisse.

Bei der Landung der DüsselAir bricht das Bugfahrwerk ab, ein Triebwerk fängt Feuer. Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr sind Sekunden später vor Ort, löschen die Flammen. Passagiere und andere Zuschauer verfolgen das Szenario mit von der Zuschauerterrasse. Menschen, die unterwegs sind, um Angehörige vom Flughafen abzuholen, erfahren aus den Medien von der Bruchlandung. Mehr und mehr besorgte Bürger rufen beim Flughafen an.

Verschiedene Stellen müssen im Ernstfall effizient zusammenarbeiten. Auch Mitglieder des Airport-Krisenstabs trainieren ihren Einsatz. Passagiere und Gäste des Flughafens wurden am Samstagmorgen darüber informiert, dass es sich bei den Geschehnissen um eine Simulation handelt. Dennoch sollte sie so real wie möglich für die beteiligten Einsatzkräfte wirken. Als diese den Airbus betreten, versuchen sie, die Passagiere zu beruhigen. Keine leichte Aufgabe. Die Fluggäste schreien in Panik. Die Einsatzkräfte lassen zuerst alle, die unverletzt sind, ins Freie. Danach kümmern sie sich um all jene, die bei der Landung etwas abbekommen haben. Auch wenn das Ganze nur gespielt ist - Passagiere der DüsselAir sind Angehörige von Flughafen-Mitarbeitern und Schauspieler der Folkwang-Hochschule der Künste Essen -, ist der Stresslevel für die Einsatzkräfte hoch. Schließlich machen sie die Übung nicht einfach so; Fachbeobachter, darunter ein Notarzt, behalten sie während der Simulation im Blick.

Alle Verletzten liegen auf Bahren nahe dem Flugzeug. Je nach Schwere ihrer Verletzungen ordnen Rettungskräfte sie in Kategorien ein, Erst wenn alle Verletzten die Patientenablage verlassen haben, ist die Übung zu Ende. Rund 350 Personen waren an dieser beteiligt.

(RP)
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