Interview: Kolumne Made In Düsseldorf Der Flughafen und sein vermeintlicher Versöhnungskurs

Düsseldorf · Der Airport lenkt bei der neuen Betriebsgenehmigung ein. Tatsächlich verzichtet er auf Forderungen, die ohnehin kaum erreichbar wären.

Kaum ein Thema ist in Düsseldorf und vor allem in dessen nördlichem Umland so umstritten wie die geplante Kapazitätsausweitung am Flughafen. Auf der einen Seite steht der Airport. Er will die Zahl der Starts und Landungen in den Spitzenzeiten von 43 auf 60 pro Stunde erhöhen. Um das zu ermöglichen, gibt es verschiedene geplante Maßnahmen. Es geht um die Genehmigung der Flüge durch die Bezirksregierung im Voraus, um eine Verlagerung von Flügen vom Winter auf den Sommer und es geht um kürzere Intervalle zwischen Starts und Landungen. Hinter den Plänen des Airports steht vor allem die Wirtschaft, vertreten durch die mächtige Industrie- und Handelskammer für Düsseldorf und den Kreis Mettmann. Und in den meisten Teilen Düsseldorfs hat man Verständnis für den Airport. Er gilt als Wachstumsmotor für Messe, Tourismus und die zahlreichen Firmen Düsseldorfs.

Ganz anders sieht man das in den vom Fluglärm betroffenen Stadtteilen und vor allem im Umland. Ratingen, Kaarst und Meerbusch sind die Hochburgen der Fluglärmgegner, und die lehnen jegliche Ausweitung der Starts und Landungen ab. Das gilt für Städte und Stadtverwaltungen gleichermaßen. Um den Konflikt zu entschärfen, betreibt der Airport intensive Öffentlichkeitsarbeit. In Dutzenden Veranstaltungen informierten Flughafenchef Thomas Schnalke und sein Stab die Anwohner - und wurden nicht selten wüst beschimpft. Die Fluglärmgeplagten sind gut organisiert - und oft unversöhnlich. Da versuchte der Flughafen einen neuen Schachzug.

Freitagnachmittag lenkte der Airport scheinbar ein. Er verzichtet in einem neuen Antrag auf die Verlagerung von Starts vom Winter auf den Sommer. Und er ist auch bereit, weiter seine Flüge im Voraus bei der Bezirksregierung anzumelden. Eine Pressemitteilung der Airportverwaltung zu dem Umdenken trägt den Titel: "Flughafen Düsseldorf greift Bürgerbedenken auf und überarbeitet Teile seines Genehmigungsantrages." Das klingt nach Versöhnungskurs. Und dass der Airport auf die Nachbarn zugeht, ist auch lobenswert, ganz ohne Frage. Doch bei dem, worauf der Flughafen verzichtet, ist höchst fraglich, ob es überhaupt genehmigungsfähig gewesen wäre. Alle Flüge vom Winter in den Sommer zu verlegen wäre illusorisch gewesen, daher ist dieses "Entgegenkommen" eher eine Luftnummer. Und es ist auch fraglich, ob sich die Bezirksregierung die Vorab-Genehmigung der Flugpläne für die zweite Landebahn hätte aus den Händen reißen lassen. Der vermeintlich Versöhnungskurs war vor allem eins: gute Öffentlichkeitsarbeit. Denn an den Kernforderungen, also der Zahl der angestrebten Starts und Landungen in Spitzenzeiten, wird unverändert festgehalten. Das ist aus wirtschaftlicher Sicht auch wünschenswert für die Landeshauptstadt, keine Frage. Aber ein Aufgreifen von Bürgerbedenken ist es nicht.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort