Düsseldorf Der Gründer mit dem Grill

Düsseldorf · Benedikt Holzhinrich hat seine Steakschmiede auf dem Carlsplatz vergrößert. 18 Meter ist die Theke jetzt lang. Sein Konzept kommt an.

 Benedikt Holzhinrich brät sechs Tage in der Woche in seiner "Steakschmiede" Fleisch. Seine Ware importiert er unter anderem aus Spanien, Australien und den USA.

Benedikt Holzhinrich brät sechs Tage in der Woche in seiner "Steakschmiede" Fleisch. Seine Ware importiert er unter anderem aus Spanien, Australien und den USA.

Foto: andreas Bretz

Gewusel und Gedrängel herrschen in der Altstadt, es ist ein typischer Nachmittag im Winter. Etliche Menschen sind in diesen Tagen dort unterwegs und kaufen ein, warm eingepackt mit Mützen und dicken Schals, um sich vor der Kälte zu schützen. Von den kühlen Temperaturen merkt Benedikt Holzhinrich derweil nicht viel. Mit geröteten Wangen und grauer Schürze steht er hinter dem Tresen seiner "Steakschmiede" auf dem Carlsplatz - plant, disponiert, kontrolliert, telefoniert. Zeit, um Kälte zu spüren, hat der 25-Jährige dabei nicht. Zwischendurch rührt er in einem Kochtopf, gibt seinen Mitarbeitern knappe Anweisungen. Das Geschäft brummt - womit Holzhinrich selbst am wenigsten gerechnet hat.

Denn erst vor zwei Jahren entschied er sich im westfälischen Lüdinghausen mit zwei Jugendfreunden für den Schritt in die Selbstständigkeit. Das Geschäftsmodell: qualitativ hochwertiges Fleisch. "Wir kennen uns seit der Kindheit, haben immer wieder gemeinsam gekocht und gegrillt. Und wir haben in unserer Heimat viele Bekannte, die mit Fleisch zu tun haben und hochwertige Produkte zu schätzen wissen. Das hat uns auf die Idee gebracht."

Die fachliche Grundlage für seinen jetzigen Job legte Holzhinrich bereits in seiner Jugend. Mit 16 begann er eine Kochlehre bei einem renommierten Landgasthof in der Nähe von Münster, danach arbeitete er als Jungkoch in einem Münsteraner Vier-Sterne-Hotel sowie zwei Jahre in einem Gourmetrestaurant auf einem Kreuzfahrtschiff. Dort bekam er mit allen erdenklichen Lebensmitteln zu tun - doch die Lust an gutem Fleisch blieb auch eine persönliche Leidenschaft.

Die Gründung der "Steakschmiede" war für ihn daher nur ein logischer Schritt. Zunächst als Online-Frischeservice für ausgewählte Fleischprodukte konzipiert, merkte Holzhinrich schnell, dass das allein nicht ausreicht. Ihr Startkapital investierten er und seine Partner, die sich heute in der Dortmunder Zentrale um Marketing und Vertrieb kümmern, in einen ausgemusterten Marktwagen. Damit klapperten sie zunächst in Münster und Umgebung Wochenmärkte ab. Ihr Angebot sprach sich schnell herum und vergrößerte den Einzugsbereich ihrer Kundschaft - und schon ein halbes Jahr später bot sich Holzhinrich die Gelegenheit, einen Stand auf dem Carlsplatz zu mieten. "Da war natürlich auch ein wenig Glück dabei, aber diese Chance wollten wir uns nicht entgehen lassen."

Mit Hilfe von Fachfirmen stellten sie sich das entsprechende Equipment zusammen und eröffneten kurze Zeit später ihre "Außenfiliale". "Es ist wichtig, die Kunden persönlich von unserer Qualität zu überzeugen", sagt Holzhinrich. Und die lässt karnivoren Gourmets das Wasser im Mund zusammenlaufen. Spanisches Ibérico-Schwein, irisches Weidelamm, australisches Black Angus-Rind oder kanadisches Bison - die Produktpalette ist namhaft. Und sie hat ihren Preis: Von Kilopreisen ab 18,90 Euro für Duroc-Schweinenacken bis hin zu 219 Euro für australisches Wagyu-Filet gibt es alles, was das Fleischliebhaber-Herz begehrt.

Von der Qualität seiner Waren überzeugt sich Holzhinrich am liebsten selbst. "Erst vor kurzem sind wir durch Spanien gereist und haben uns auf den Farmen ein Bild vor Ort gemacht. Dort leben maximal 500 Tiere auf 31 Hektar und werden 18 Monate großgezogen. Die Freilandhaltung ist uns wichtig, nur so können wir garantieren, dass das Fleisch auch nachhaltig produziert wird." Für das kommende Jahr plant er mit seinen Partnern Reisen in die USA und nach Australien. "Derzeit arbeiten wir für unser Fleisch aus diesen Regionen noch mit einem Direktimporteur zusammen. Aber wir wollen bald genauso wie beim Ibérico-Schwein dazu übergehen, es selbst zu importieren."

Holzhinrich kann inzwischen auf einen ansehnlichen Kreis von Stammkunden bauen, der der "Steakschmiede" sowohl an sechs Tagen pro Woche auf dem Carlsplatz als auch donnerstags bis samstags auf Wochenmärkten in Köln, Oberhausen, Langenfeld und Ratingen treu ist. "Wir haben viel Herzblut reingesteckt, das wissen viele zu schätzen und kommen gerne immer wieder." Der Job ist stressig, macht aber auch Spaß. "Zum Glück habe ich meine Familie, meine Freundin und meine Freunde hinter mir. Das macht es leichter", sagt er und stellt sich mit strahlenden Augen wieder an den Grill. Man merkt ihm an, wie leidenschaftlich er für seine "Steakschmiede" brennt. Daran können auch Minusgrade nichts ändern.

(p-m)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort