Theaterpreis Gustaf Die Liebespaare im "Sommernachtstraum"

Düsseldorf · Der Freundeskreis des Schauspielhauses und die RP stellen die Kandidaten vor. Heute die zwei Paare aus dem "Sommernachtstraum".

 Die zwei jugendlichen Paare im "Sommernachtstraum", der beim Düsseldorfer Publikum gut ankommt: (v.l.) Pia Händler, Sarah Hostettler, Andreas Helgi Schmid und Heisam Abbas.

Die zwei jugendlichen Paare im "Sommernachtstraum", der beim Düsseldorfer Publikum gut ankommt: (v.l.) Pia Händler, Sarah Hostettler, Andreas Helgi Schmid und Heisam Abbas.

Foto: Sebastian Hoppe

Sie sitzen bei Cappuccino und Wasser an einem Tisch im Theatercafé Piu, vier junge Schauspieler, die ihre Laufbahn ins Ensemble des Düsseldorfer Schauspielhauses geführt hat. Hier stehen sie derzeit in Alex Rigolas Inszenierung von Shakespeares "Sommernachtstraum" auf der Bühne. Sarah Hostettler, Pia Händler, Heisam Abbas und Andreas Helgi Schmid spielen die beiden Athener Liebespaare, die ein Zaubertrunk zur "midsummer madness" verführt. Im Gespräch erweisen sie sich als charmant, aufmerksam, sensibel, sie können zuhören, auch einander, sie machen sich Gedanken über ihre Arbeit, über das, was einen guten Theaterabend ausmacht.

"Am schönsten ist es, wenn wir und das Publikum etwas von einem Abend mitnehmen können", sagt die 1982 in der Schweiz geborene Sarah Hostettler, sie spielt die Hermia. Sie ist dunkelhaarig, lebendig, aber auch nachdenklich. "Manchmal spürt man eine Verbindung von der Bühne in den Zuschauerraum und merkt, dass da etwas entsteht." Im Düsseldorfer "Sommernachtstraum" gibt es so eine Szene, wenn die Spannung zwischen den Liebenden eskaliert und sich entlädt. Das sind diese Theatermomente, die es so nur auf der Bühne gibt. Und noch einen weiteren magischen Moment gibt es. Wenn Hermia von all "den Schwüren, die die Männer je gebrochen, und das sind mehr, als Frauen je gesprochen", spricht, wird da ein Nerv des Publikums getroffen, mit diesem einen Satz. Das merkt man offenbar auch auf der Bühne. "Es ist eben doch Shakespeare", bemerkt Andreas Helgi Schmid, ein Charmeur, der auch gerne Komplimente macht. Der junge Mann mit den isländischen Wurzeln hat in Stuttgart studiert und macht sich auch Gedanken über die heutigen Möglichkeiten des Theaters. "Die Zeiten, in denen man mit Blut und Nacktheit schockieren wollte und konnte, sind auch vorbei. Aber es geht natürlich nicht darum, einen Klassiker wie Shakespeare "werkgetreu" nachzuspielen. Wobei man ja schon nicht weiß, wie "werkgetreu" diese Stücke in ihrer Zeit waren. Alex Rigolas hat zum Beispiel den Wald, in dem all die Wirrungen stattfinden, gekappt, und lässt die Protagonisten in der "Factory" des Pop Art-Künstlers Andy Warhol agieren. Wie bereitet man sich auf so etwas vor?

"Wir haben uns Filme über die Zeit angesehen und Bücher darüber gelesen", sagt Pia Händler, 1982 in Hamburg geboren, rothaarig, ein wenig zurückhaltender, sensibel und herzlich zugleich. "Ich habe dabei gelernt, dass hinter dem Plakativen eine große Komplexität steckt." Was das Publikum betrifft, weiß sie: "Vor Kindern zu spielen, ist immer eine große Herausforderung, weil die Reaktionen so unmittelbar sind." Bei den Shakespeare-Proben sind die vier Schauspieler regelrecht zusammengewachsen. "Wir wurden fast zu einem Ensemble im Ensemble", erklärt Heimann Abbas (Demetrius). Der 1986 in Karlsruhe geborene Schauspieler ist der jüngste der Vierer-Bande, er wirkt überlegt, fast abgeklärt. Auch für ihn gilt: "Im Zeitalter der modernen Medien muss sich das Theater neuen Bedingungen anpassen. Und dabei muss sich der Schauspieler auch hinterfragen." Trotz aller Reflektionen über die Arbeitsbedingungen sind sie sich einig: im Zentrum des Shakespeare-Stücks steht der Konflikt, der sich aus den Konstellationen ergibt.

Und wie sehen die Vier die Stadt, in der sie leben und arbeiten? Düsseldorf hat es ihnen angetan, sie schwärmen von den japanischen Restaurants, dem Rhein und der Freundlichkeit der Menschen. Aber auch die Region fasziniert mit kultureller Vielfalt auf engstem Raum. Wir verabschieden uns, denn am Abend stehen sie wieder auf der Bühne und versuchen erneut, diese magischen Momente zu kreieren. Die Reaktionen im Publikum beweisen, dass ihnen das gelingt.

Mit den vier Jungstars steht das ganze Ensemble zur Abstimmung für den "Gustaf", der am Ende der Spielzeit nach dem Votum des Publikums vergeben wird. Die Gewinner 2012 waren Stefanie Reinsperger als beste Nachwuchsdarstellerin, Claudia Hübbecker als beste Schauspielerin und Moritz Führmann als bester Schauspieler. In dieser ersten von Günther Beelitz verantworteten Spielzeit hat das Publikumsinteresse wieder zugenommen. Es gibt auch wieder ein eigenes Ensemble im Jungen Haus und daher auch einen eigenen Gustaf.

(RP)
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