Düsseldorf Der Kö-Bogen feiert Geburtstag

Düsseldorf · Das Bauwerk von Star-Architekt Daniel Libeskind prägt die nördliche Königsallee und ist das Herz der Düsseldorfer Innenstadt. Am heutigen Freitag feiert er seinen ersten Geburtstag.

Daten und Fakten zum Kö-Bogen
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Foto: Bretz, Andreas

Es gibt zwei Momente, die darüber Aufschluss geben, ob der Kö-Bogen als Erfolg zu werten ist.

Moment 1: Architekt Christoph Ingenhoven steht vor rund 25 Jahren am Jan-Wellem-Platz. Da sind die Haltestellen mit ihren Wartehäuschen, der Blick geht über die Bus-Endhaltestelle und die Wendeschleife in den Hofgarten - der Park ist nah und doch weit weg. Ingenhoven entwirft die Grundstruktur des Kö-Bogens.

Moment 2: Der Jan-Wellem-Platz ist verschwunden, die Haltestellen sind noch da - für eineinhalb Jahre. Zu Fuß sind es heute nur ein paar Meter, dann ist man zwischen den Libeskind-Bauten hindurch. Dort sitzen, wenn das Wetter einigermaßen mitspielt, die Menschen im Freien und essen etwas, mittags sind es oft Geschäftsleute. Auf den Treppen zur Landskrone haben junge Leute Platz genommen, Touristen, Mütter mit Kindern (Kinderwagen sieht man tagsüber viele am Kö-Bogen). Gegenüber sind im Hofgarten Fahrräder abgestellt, Menschen sitzen auf Bänken und schauen den Kö-Bogen an und die Menschen, die dort sitzen - und diese wiederum schauen in den Hofgarten.

Der Kö-Bogen bietet in solchen Stunden auf relativ engem Raum eine Generalversammlung der Düsseldorfer Bevölkerung und von Besuchern der Stadt. Der Kö-Bogen ist für die Stadtplaner folglich eine demokratische Angelegenheit: Er bietet als Scharnier zwischen Schadowstraße, Kö, Altstadt und Hofgarten Aufenthaltsqualität, die jedermann genießen kann, will er nun Geld ausgeben oder nicht.

Deswegen ist der Kö-Bogen ein Erfolg und ein Trumpf für die wachsende Stadt Düsseldorf, eine Anlage, die in Zeiten des boomenden Internethandels gute Argumente bietet, doch in die Stadt zu kommen: Hier gibt es gute und viele Geschäfte - aber eben auch viel mehr: Menschen, Hofgarten, in der Nähe viele Restaurants, attraktive Museen sind mit K20 und Kunsthalle am Grabbeplatz und dem Museum Kunstpalast im Ehrenhof nah.

Düsseldorf unterstreicht mit dem Kö-Bogen seinen internationalen Ruf, als "Ten-Minutes-City" mit Flughafen-Messe-City auf engstem Raum viel zu bieten, mitten in der Innenstadt. Potenziert wird dies, wenn am Gustaf-Gründgens-Platz auch noch das Ingenhoven-Tal mit einer schrägen Liegewiese, unter der sich Cafés befinden, entsteht. Nicht die letzte Baustelle in der Innenstadt, das Gröbste aber dürfte 2018 überstanden sein. Eine Herausforderung wird es, dem Schauspielhaus über diese Zeit hinwegzuhelfen - hier sind Stadt und Investoren in der Pflicht.

Der Kö-Bogen ist allerdings keine reine Jubelarie. Architektur-Experten halten den Libeskind-Bau nicht für den stärksten Entwurf des Star-Architekten. In der Tat wirken die schön geschwungenen Komplexe ein wenig abweisend, man sieht viele zugezogene Vorhänge, es fehlt ein Lichtkonzept wie etwa beim P&C-Bau von Richard Meier nur ein paar Meter weiter. Auch dass die Investoren "die developer" als Einzige am Ende im Auswahlverfahren übrig blieben, sorgte für Hohn. Der jedoch war wohlfeil: Die Investoren glaubten fest an das Projekt und die Lage im Herzen Düsseldorfs, der Bremer Kurt Zech stellte mitten in der Finanzkrise 100 Millionen Euro Eigenkapital bereit, um das Vorhaben zu ermöglichen. Diesen Mut hatte sonst niemand.

Wie geht es weiter? Düsseldorf spielt mit den neuen Handelspalästen seine Stärken aus und behauptet sich als Oberzentrum. Die Stadtplaner und Immobilienbesitzer müssen jedoch weiterdenken. So wie jetzt bei der Neuplanung des Hofgartens das moderne Freizeitverhalten berücksichtigt werden soll, so muss die Innenstadt Angebote für eine sich ändernde Gesellschaft formulieren. Mehr Bänke und Aufenthaltszonen wären gut - die Gesellschaft wird älter. Andere Angebote sind erwünscht, vielleicht weitere kulturelle Nutzungen. Zum Schadowplatz gehören mehr Cafés mit Außenterrasse, wie wäre es mit Kaffeehäusern wie in Wien oder Amsterdam? Und Radwege: Die fehlen am Kö-Bogen leider komplett.

(RP)
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