Düsseldorf Der lange Streit der Buchhändler

Düsseldorf · Die Organisatoren des Bücherbummels freuen sich auf die nächste Ausgabe - mit hochkarätigen literarischen Gästen. Im Hintergrund tobt weiter der heftige Streit alter Weggefährten ums Geld.

 Der Bücherbummel - hier im Jahr 2015 - gehört zu den festen Terminen im Veranstaltungskalender von Düsseldorf.

Der Bücherbummel - hier im Jahr 2015 - gehört zu den festen Terminen im Veranstaltungskalender von Düsseldorf.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Die Kö wird vom 8. bis 11. Juni wieder den Freunden der Literatur gehören: Rund 75 Aussteller haben sich zum Bücherbummel 2017 angemeldet. Doch während die Organisatoren an der Vorbereitung arbeiten, spitzt sich der Konflikt um die Abrechnung vergangener Jahre zu. Die wichtigsten Fakten:

Worum wird gestritten?

Der Orkan "Ela" im Jahr 2014 war ein einschneidendes Ereignis für den Bummel: Die Veranstaltung musste wenige Tage nach dem verheerenden Sturm zur Sicherheit abgesagt werden, die Händler blieben auf den Kosten sitzen. Das führte zu reichlich Unmut, am Ende verabschiedete sich der langjährige Organisator Bernd Gossens. Die Veranstaltung stand zeitweise sogar vor dem Aus. Die Angelegenheit ist noch immer nicht ausgestanden: Verleger Bruno Kehrein vom Grupello-Verlag fordert vor Gericht die 740 Euro für die damalige Standmiete zurück. Gossens hat einen vom Gericht vorgeschlagenen Vergleich aber abgelehnt, das Verfahren läuft also weiter.

Wie ist die aktuelle Entwicklung?

Kehrein geht es nicht nur um das Jahr 2014, er hat Zweifel daran, ob die Abrechnungen in den Vorjahren korrekt waren und fordert sein Standgeld mindestens bis ins Jahr 2006 zurück. Nun schaltet sich ein weiterer Bücherbummel-Veteran ein. Klaus Lehmann, früher stellvertretender Leiter des Kulturamts und langjähriger Mitorganisator, wirft Kehrein in einem Brief "unseliges Prozessgehansel" vor. Es sei offensichtlich, dass man sich ein einer Veranstaltung wie dem Bücherbummel nicht bereichern könne, schreibt er in einer E-Mail, die unserer Redaktion vorliegt. "Ich hoffe, nein ich wünsche mir, dass Du Dich endlich besinnst." Gossens nennt die Vorwürfe auf Anfrage unserer Redaktion "abenteuerlich", Kehrein kündigt an, er werde weiter Belege über die Finanzen fordern.

Welche Auswirkungen hat der Streit auf den Bummel?

Wegen der Krise zwischen den Buchhändlern wurde der Bücherbummel organisatorisch auf neue Beine gestellt: Inzwischen kümmert sich ein Verein um die Abwicklung. Das soll helfen, die Verantwortung auf mehrere Schultern zu verteilen. Geschäftsführer Kurt Nellessen betont, er habe als langjähriger Teilnehmer nie einen Grund gehabt, an der Redlichkeit der damaligen Organisatoren zu zweifeln.

Wie entwickelt sich der Bummel?

Seit der Gründung in den frühen 1980er Jahren hat sich der Buchmarkt völlig verändert - das spürt die Veranstaltung. Mit dem Stern-Verlag ist eine der letzten großen Düsseldorfer Buchhandlungen gegangen, die mit einem Stand vertreten war. Die Nachfrage nach Plätzen ist weiter gut, die Organisatoren versuchen aber, die richtige Mischung aus hochwertigen Büchern, Schnäppchen und Kultureinrichtungen zu finden. "Wir freuen uns, dass vermehrt Antiquariate mit wertvollem Angebot dazustoßen", sagt Nellessen. Man wolle die Veranstaltung "in kleinen Schritten weiterentwickeln", sagt er. Eine Folge: Es gibt jetzt auch vegane Speisen und einen Food-Truck mit Burgern.

Wie steht es um die Literatur?

Das Leseprogramm wurde 2011 ausgelagert in die "Düsseldorfer Literaturtage", an denen sich Zakk, Literaturbüro, Stadtbücherei und Heinrich-Heine-Institut beteiligen - eine Entscheidung, die nicht unumstritten ist, schließlich werden die Lesungen dadurch von der Veranstaltung der Händler abgekoppelt. Es wird zwar auf der Kö wie immer ein Lesezelt für Erwachsene und eines für Kinder geben, die Literaturtage beschränken sich aber nicht auf den Bummel und seine vier Tage, sondern finden auch an anderen Tagen und Orten statt. Michael Serrer vom Literaturbüro zeigt sich aber mit dem Konzept zufrieden. "Ich finde, wir werden von Jahr zu Jahr besser." In diesem Jahr sind unter anderem dabei: Friedenspreisträgerin Carolin Emcke, Krimiautor Friedrich Ani und die österreichische Schriftstellerin Marlene Streeruwitz.

(arl)
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