Düsseldorf Der lange Weg zum Wunschgymnasium

Düsseldorf · Auch in der zweiten Anmeldungsrunde, die am Freitag endet, müssen viele Eltern um den gewünschten Platz für ihre Kinder bangen. Das Verfahren sorgt für Kritik. Das Ministerium sieht die Schulen in der Verantwortung. Ein Überblick über die Fakten.

 Auch in der zweiten Runde sind viele Eltern noch nicht sicher, ob sie einen Platz an ihrer Wunschschule bekommen. (Symbolbild)

Auch in der zweiten Runde sind viele Eltern noch nicht sicher, ob sie einen Platz an ihrer Wunschschule bekommen. (Symbolbild)

Foto: dpa, jst wst tig

Etliche Eltern und Lehrer haben sich wegen der Berichte unserer Redaktion zur Anmeldung an den Gymnasien gemeldet - und ihren Ärger geäußert. In der zweiten Runde, die am Freitag endet, müssen viele Eltern erneut bangen. Denn auch an einigen Gymnasien, auf die viele ausweichen, wird es wohl einen Überhang geben - und damit erneut gelost.

Worum geht es?

Einige Gymnasien mussten Kinder abweisen, weil die Zahl der Anmeldungen höher ist als die Plätze (siehe Grafik). Bei der Auswahl werden Kinder mit Geschwistern auf der Schule bevorzugt, für alle anderen gilt ein Losverfahren - das für Frust sorgt. Manche Kinder, die in Gehnähe wohnen, sollen plötzlich eine weiter entfernte Schule besuchen. Kritiker beklagen, dass Freundeskreise aus der Grundschule auseinandergerissen und zudem unnötiger Verkehr produziert werden. Der kostet Steuergeld: Schüler, die mehr als 3,5 Kilometer entfernt von ihrer Schule wohnen, erhalten ein Rheinbahn-Ticket. Seit Mittwoch läuft die zweite Runde, in der Eltern sich um eine Ausweichschule bemühen können, wenn ihre ersten beiden Wünsche abgelehnt wurden.

Warum spielt der Wohnort keine Rolle?

Die Schulleitungen entscheiden, nach welchen Kriterien sie bei einem Überhang vorgehen. Eine Verordnung sieht dafür sieben mögliche Kriterien vor, darunter auch den Schulweg. Allerdings ist dieses Kriterium nicht näher definiert, was das Schulministerium auf Anfrage unserer Redaktion bestätigt. Die Schulen könnten "nach eigenem Ermessen" befinden, welche Weglänge sie zugrundelegen, heißt es. Juristen beklagen allerdings, dass das Kriterium so vage formuliert ist, dass es vor Gericht zu Problemen führt. Das Los gilt als rechtssicherer - das dürfte ein Grund dafür sein, dass es in Düsseldorf ausnahmslos zum Zug kommt. Zudem sind die Wege zu anderen Gymnasien in einer Großstadt vergleichsweise kurz. Da die Eltern das Angebot der Schule bei ihrer Auswahl berücksichtigen sollen, hätte auch die Entscheidung nach Schulweg Nachteile.

Düsseldorf: Der lange Weg zum Wunschgymnasium
Foto: RP Grafik

Wer kontrolliert das Losverfahren?

Manche Eltern mutmaßen, dass die Schulen sich Schüler herauspicken und zum Beispiel Migranten gezielt ablehnen. Wer diesen Verdacht hat, kann die Schulaufsicht der Bezirksregierung einschalten. Allerdings achten Schulleiter in der Regel darauf, die Lose mit Zeugen zu ziehen, um sich rechtlich abzusichern.

Was passiert in Runde zwei?

Zunächst werden alle Anmeldungen gesammelt, wer sich bereits vor dem offiziellen Start eingeschrieben hat, erhält dadurch laut Stadt keine Vorteile. Bei einem Überhang entscheidet wieder das Los. Wer erneut Pech hat, erhält Unterstützung bei der weiteren Suche. Die Leiterin des Schulverwaltungsamts, Dagmar Wandt, weiß um den Frust, den viele Eltern haben, schließlich haben sie oft genau überlegt, welche Schulen sie auswählen. Sie kennt aber viele Fälle, in denen Eltern dann doch schnell zufrieden sind - schließlich zeigt sich die Qualität einer Schule erst in der Praxis. "Oft legt sich der erste Schrecken schnell", meint Wandt. Es sei in Düsseldorf wegen der begrenzten Kapazitäten nicht möglich, allen Eltern das Wunschgymnasium zu ermöglichen.

Lesen Sie hier einen Kommentar zum Auswahlverfahren an Gymnasien: "Einzelkriterien statt Lostrommel"

(arl)
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