Fragen und Antworten Der Löwensenf wird 90

Düsseldorf · Er gehört zu Düsseldorf wie Persil und Alt-Bier, und man nennt ihn auch Mostert. 1920 wurde der extra bis mittel-scharfe Senf hier erstmals von Frieda und Otto Frenzel angerührt. Die Produktion ist heute am Kieshecker Weg neben dem Flughafen. 7000 Tonnen Senf werden dort pro Jahr hergestellt.

 Rainer Lang, technischer Leiter in der Senf-Produktion, prüft das scharfe Gemisch kurz vor der Fertistellung. 7000 Tonnen Senf werden bei Löwensenf am Kieshecker Weg pro Jahr hergestellt.

Rainer Lang, technischer Leiter in der Senf-Produktion, prüft das scharfe Gemisch kurz vor der Fertistellung. 7000 Tonnen Senf werden bei Löwensenf am Kieshecker Weg pro Jahr hergestellt.

Foto: Thomas Busskamp

In Düsseldorf und dem gesamten Rheinland kennt ihn wohl jeder, die Bekanntheit in ganz Deutschland liegt irgendwo bei 80 Prozent. Damit gehört Löwensenf zu den zehn berühmtesten deutschen Marken — zusammen mit Tempo, Porsche, Persil. Hergestellt wird die mehr oder weniger scharfe Paste ausschließlich in Düsseldorf. Und das seit 90 Jahren.

Woher kommt der Name?

Als das Ehepaar Frenzel 1918 von Metz (Elsass, damals noch deutsch) nach Düsseldorf zog, begann es damit, am Rezept für einen neuen Senf zu experimentieren. Ihr Vorbild waren Produkte aus der französischen Senf-Metropole Dijon. In Düsseldorf gab es damals viele Produzenten, darunter auch ABB — ein heute noch gängiges Produkt. Als schließlich die Rezeptur feststand, wollte man den Löwen im Namen — Vorbild war der Bergische Löwe im Stadtwappen.

Woraus besteht Löwensenf?

Es gibt, wie beim Bier, eine Art Reinheitsgebot: Nur gemahlene braune Senfkörner, Branntweinessig, Trinkwasser und Speisesalz dürfen rein — in einer Mischung, die streng geheim ist.

Wieso ist er schärfer als andere Senfarten?

Nur der extra scharfe schlägt fast alle anderen. Die Trennung zwischen Kern und Schale macht's. Sie verursacht vor allem die ungewöhnliche, hell-gelbe Farbe.

Wie sind die heutigen Produktionszahlen?

64 Mitarbeiter (davon drei Lehrlinge) stellen auf rund 11 000 qm Fläche pro Jahr 7000 Tonnen Senf her. In zehn Bundesländern ist Löwensenf Marktführer, der Umsatz pro Jahr liegt bei knapp 14 Millionen Euro. Fast 80 Prozent der Deutschen nutzt regelmäßig das pikante Gewürz, Deutschland ist daher auch der Hauptabsatzmarkt. Mit einem Marktanteil von über 50 Prozent ist Löwensenf Marktführer. Bei Löwensenf ist der extra-scharfe das beliebteste Produkt. Die Deutschen und ihr Senf — eine eindeutige Ost-West-Trennung: Der West-Haushalt kauft pro Jahr knapp ein Kilo, im Osten sind es 1,3 Kilo. In NRW ist davon knapp die Hälfte von der ganz scharfen Sorte.

Woher kommt die Düsseldorfer Marke ABB?

ABB-Senf wird seit 1726 in Düsseldorf produziert, die Abkürzung geht auf die Initialien des Firmengründers Adam Bernhard Bergrath zurück. Der Senf wird heute noch in Hausbrauereien wie Füchschen, Uerige, Schlüssel und Schumacher genutzt, in seiner Schärfe liegt er zwischen "extra scharf" und "mittelscharf", typisch ist die dunkel-gelbe bis hellbraune Farbe. Produziert wird er bei Löwensenf: Dort hat man sich vor Jahren bei der Übernahme der Marke verpflichtet, diese Düsseldorfer Besonderheit am Leben zu erhalten und produziert in vergleichsweise kleiner Menge von 700 Tonnen pro Jahr.

Wie hat sich das Produkt Senf im Laufe der Jahrzehnte verändert?

Die ursprüngliche Rezeptur ist unverändert, aber es sind neue Sorten hinzu gekommen. Aktuell wird ein Champagner-Senf angeboten, in dem man den edlen Schaumwein aus Frankreich nutzt. Und es gibt eine Produktreihe "Afrika" — wegen der Fußball-WM hat man diese Kreation auf den Markt gebracht, in dem sich Senf mit den Aromen von Pfeffer und Mango oder Honig mit Banane vermischt. Diese Sorte gibt es nur noch bis September 2010.

Woher kommt die Senf-Pflanze eigentlich?

Hauptanbauland ist Kanada. Nach Aussagen von Löwensenf-Geschäftsführer Michael Durach fördert man aber auch den Anbau in Deutschland.

Wem gehört das Unternehmen heute?

Seit einigen Jahren der Develey Senf und Feinkost GmbH, Unterhaching.

(RP)
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