Die Stillen Helfer Eine Aktion Der Rheinischen Post Und Provinzial Der Mann mit den 100 Aufgaben

Düsseldorf · Für Klaus Backhaus ist das Ehrenamt zur Lebensaufgabe geworden: Er pflegt S-Bahnhöfe, gibt bei der Arbeiterwohlfahrt Sprachkurse und ist Sanitäter. Mit dem Gute-Nacht-Bus ist er außerdem wöchentlich für wohnungslose Menschen im Einsatz.

 Seit 2011 engagiert sich Klaus Backhaus beim Gute-Nacht-Bus und hilft zum Beispiel bei der Kleider- und Lebensmittelausgabe mit.

Seit 2011 engagiert sich Klaus Backhaus beim Gute-Nacht-Bus und hilft zum Beispiel bei der Kleider- und Lebensmittelausgabe mit.

Foto: Bernd Schaller

Es ist Donnerstagabend, 21 Uhr: Während die meisten Menschen in Düsseldorf bereits ihren Feierabend genießen, fängt für Klaus Backhaus die Arbeit erst an. Allerdings hat auch er dann schon einen langen Tag hinter sich und der Dienst, den er nun wie an jedem Donnerstag antritt, wird auch nicht bezahlt. Denn Klaus Backhaus engagiert sich ehrenamtlich beim Gute-Nacht-Bus, der mobilen Hilfe für obdachlose Menschen der Aktion "vision:teilen" der Franziskaner und von "Fiftyfifty".

Seit 2011 ist der Bus viermal in der Woche nach Anbruch der Dunkelheit im Einsatt. Mit seiner Hilfe verteilen die Helfer in der Altstadt und am Hauptbahnhof Lebensmittel, Kleidung und Decken an Menschen, die auf der Straße leben. Von Anfang an dabei: Klaus Backhaus als Ehrenamtler. "Eines meiner Hobbys ist Bergsteigen. Und weil ich weiß, wie kalt das manchmal werden kann, und was es bedeutet zu frieren, begann ich mit der Arbeit beim Gute-Nacht-Bus", sagt er. Als Ziel setzt er sich bei jeder Fahrt mit dem Bus, ein Paket für einen Menschen, der seit kurzem auf der Straße leben muss, zu packen und zu geben. "Da ist Kleidung bei und eine warme Decke – was man eben braucht, wenn man gerade erst obdachlos geworden ist", so Backhaus. Ansonsten kümmert er sich um alles, was anfällt, hilft bei der Kleiderausgabe an der Hinterseite des Gute-Nacht-Busses, verteilt Kaffee und warme Suppe und kommt mit den Menschen, die seine Hilfe nutzen, ins Gespräch. Und auch Neulinge unter den Ehrenamtlern unterstützt er, wenn sie das erste Mal dabei sind und noch Schwierigkeiten haben, mit den Kunden – so nennt Klaus Backhaus die Wohnungslosen, die zum Bus kommen – ins Gespräch zu kommen.

Doch die Hilfe beim Gute-Nacht-Bus ist längst nicht das einzige Ehrenamt, das der gebürtige Elleraner ausübt. Im Gegenteil: Es ist nur eine von vielen sozialen Aufgaben, die der 57-Jährige im gesamten Stadtgebiet wahrnimmt – die Liste von Backhaus' Ehrenämtern ist lang. So hilft er zum Beispiel bei der Lebensmittelausgabe der evangelischen Lukas-Kirchengemeinde mit, ist Sprachförderer bei der Awo und hilft Menschen mit ausländischen Wurzeln dabei, die deutsche Sprache zu erlernen, ist in seinem Heimatstadtteil Eller Baum- und Bahnhofspate und arbeitet als Sanitäter beim Arbeiter-Samariter-Bund (ASB). "Seit meinem sechsten Lebensjahr übe ich Ehrenämter aus – damals habe ich als Kind im Sportverein geholfen", sagt Backhaus. Hauptberuflich ist der ehemalige Finanzbeamte derweil als Wanderkoch beschäftigt und ist zum Beispiel mit Touristengruppen auf längeren Reisen durch die Bergwelt unterwegs.

Viel Freizeit bleibt Klaus Backhaus deshalb nicht, aber die will er sich auch gar nicht nehmen – schließlich übt er alle seine Ämter mit Freude aus. Diese und der Dank vieler Menschen für seine Arbeit ist für ihn aber nur so etwas wie ein positiver Nebeneffekt: "Es gibt kein Glückshormon, dass das Ehrenamt schmackhaft macht. Viel mehr geht es darum, einen Beitrag zur Gesellschaft zu leisten. Das ist die Aufgabe, die ein Ehrenamtler hat", sagt Klaus Backhaus. Und alle Ämter unter einen Hut zu bringen, das sei schlichtweg eine Frage der Organisation. Straff plant Klaus Backhaus deshalb seinen Tagesablauf durch, von der einen Aufgabe zur nächsten. Manchmal hat er deshalb sogar Probleme, neue Ehrenämter zu bekleiden: "Man glaubt mir nicht, dass ich das zeitlich alles schaffe – aber es ist machbar."

Aufgeben möchte Klaus Backhaus jedoch keines seiner Ämter – jedes Projekt liegt ihm am Herzen und erst, wenn keine Hilfe mehr benötigt wird, will er seine Arbeit beenden.

(lai)
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