Rund ums Rathaus Der Mut der Chancenlosen

Düsseldorf · Bei der Vorwahl zur Landtagsnominierung landete Berit Zalbertus weit abgeschlagen hinter Angela Erwin. Trotzdem will sie beim CDU-Parteitag erneut gegenkandidieren.

Wenn die CDU heute formal und final auf einem Delegierten-Parteitag ihre Kandidaten für den Landtag nominiert, wird es - wie bei den Vorentscheidungen - in zwei der drei Düsseldorfer Wahlkreise Kampfkandidaturen geben. Am spannendsten wird die im Wahlkreis 40 sein, der im Norden der Stadt liegt, und wo Olaf Lehne seinen Ratskollegen Andreas Paul Stieber herausfordern will. Stieber hatte die Vorentscheidung im Wahlkreis klar für sich verbuchen können, erhielt 139 Stimmen, Lehne 107. Der Abstand war deutlich, aber Lehne hat zumindest eine Chance, das Ergebnis heute auf dem Parteitag zu drehen.

Anders sieht es im Wahlkreis 42 aus, der von Oberbilk bis zu den linksrheinischen Stadtteilen reicht. Dort siegte bei der Vorentscheidung Angela Erwin, sie erhielt 88 Stimmen, ihr Konkurrent Stefan Wiedon 29 - für Berit Zalbertus stimmten gerade mal acht Mitglieder. Und dennoch ist sie es, die heute erneut gegen Erwin antreten will. Das ist interessant, vor allem aber mutig: Denn Zalbertus ist erst seit eineinhalb Jahren Mitglied der CDU und will schon ein attraktives Landtagsmandat. Das kommt bei den meisten Parteien nicht gut an, bei den Christdemokraten noch weniger. Das ungeschriebene Drehbuch des Parteilebens sieht vor, dass meist erst ein Sitz in der Bezirksvertretung, vielleicht im Stadtrat, alternativ im Vorstand der Partei oder einer Vereinigung erklommen werden sollte.

Das mag man für falsch halten, weil dies verhindert, dass Quereinsteiger den Polit-Betrieb beleben. Es entspricht aber der Realität. Dass Zalbertus berufsbedingt für Monate in New York weilt, nur für Nominierungen und einige Runden in den Ortsverbänden angeflogen kommt, macht es für sie nicht leichter. Dennoch will es die Schulexpertin und ehemalige Vorsitzende der Elternschaft heute Abend noch einmal wissen. Über so viel Chuzpe schütteln die Partei-Vorderen halb belustigt, halb entsetzt den Kopf.

Dabei hat die Düsseldorfer CDU damit Erfahrung: 2015 sah sich CDU-Chef Thomas Jarzombek bei der Vorstandswahl mit einer Herausforderin konfrontiert: Heidrun Leinenbach sollte seine parteiinternen Kritiker einsammeln, davon gab es nicht wenige. Auf dem Parteitag überzeugte sie aber nicht. Der Putsch scheiterte kläglich, Leinenbach erhielt nur 22 Prozent.

Also, mutig sind sie schon, die Chancenlosen.

(RP)
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