Düsseldorf Der Polka-Zirkus kommt

Düsseldorf · Zehn Musiker in einer Band sind eine Herausforderung. Deshalb feiern die Beatlesøns ihr 20-jähriges Bestehen auch zwei Jahre zu spät.

 Die Mitglieder der Beatlesøns leben in Düsseldorf, Hamburg, Tübingen und im Allgäu. Auf das Bandfoto haben es immerhin neun der zehn Mitglieder geschafft. Am zweiten Weihnachtstag sind alle wieder in der Landeshauptstadt.

Die Mitglieder der Beatlesøns leben in Düsseldorf, Hamburg, Tübingen und im Allgäu. Auf das Bandfoto haben es immerhin neun der zehn Mitglieder geschafft. Am zweiten Weihnachtstag sind alle wieder in der Landeshauptstadt.

Foto: Peter Stumpf

Wie lange es die Beatlesøns schon gibt, erkennt man daran, dass sie früher auf Myspace waren. Die längst vergessene Social-Media-Plattform machte die Düsseldorfer zu Online-Stars - in Skandinavien. Zu verdanken hatten sie das ihrem Bandnamen. Schwedische, dänische, norwegische Internetnutzer schätzten die Kombination aus vermeintlicher Beatles-Huldigung und dem vertrauten "ø". Dabei klingen die Beatlesøns absolut nicht wie die berühmten Fab Four aus Liverpool, und der durchgestrichene Vokal war eine Spielerei, die sich ihr Grafiker gegönnt hatte. Dennoch verzeichneten sie 2008 innerhalb kürzester Zeit zwei Millionen Zugriffe. Ein Meilenstein der Bandgeschichte.

Im Dezember 1993 spielten die Beatlesøns ihren ersten Gig, 22 Jahre später laden sie selbst zum Weihnachtskonzert. Das Durchhalten ist umso höher zu bewerten, als dass bei den Beatlesøns zehn Musiker auf der Bühne stehen, von denen einer inzwischen in Hamburg wohnt, ein anderer im Allgäu und ein weiterer in Tübingen. Die Düsseldorfer Band musste lernen, das branchenübliche Chaos zu organisieren.

Eigentlich fing alles damit an, dass Stetson Power - so etwas wie die eine Düsseldorfer Version der Band Boss Hoss - zu einem Konzert nach Bonn eingeladen wurde. Das Problem war, dass die Band gar nicht mehr existierte. Thorsten Sellheim, einer der Sänger, antwortete dem Veranstalter: "Wir kommen, aber wir wissen noch nicht, unter welchem Namen und mit wie vielen Musikern." Am Ende standen sie auf einem Konzertplakat mit den Mimmi's und Lurkers, zwei legendären Punk-Bands - ein musikalisches Umfeld, in das sie gut reinpassten. Es war relativ schnell klar, dass sie Pop-Songs im Stile der irischen Folk-Punk-Band The Pogues neu arrangieren wollten. Und schon bald wusste jeder, dass bei der vielköpfigen Band live die Post abgeht. Die Herzkammer der Band befand sich immer im Stadtteil Flingern. Bis heute wohnen die meisten Bandmitglieder dort, etwa Monique Maasen, die einst die weibliche Stimme der Roten Rosen war, der Schlager-Combo der Toten Hosen. Oder eben Thorsten Sellheim, der als Moderator des WDR-Rockpalast bekannt wurde. Sie begnügten sich aber nicht mehr damit, in der Heimatstadt aufzutreten, sondern fuhren immer wieder nach England oder Irland. Eine bekannte irische Tageszeitung adelte sie als "Trash Polka Circus from Germany". Und bei einem Konzert auf dem bekannten Rebellion-Festival in Blackpool, sagte einer der Besucher: "I have to see those Polka Freaks from Germany - are they playing in Lederhosen?"

Bekannt sind sie inzwischen auch im beschaulichen Kempten im Allgäu, wo sie bereits fünfmal auftraten und wo einer der Musiker sein Herz verlor. Den Weg zur heiligen Probe am Dienstag in Lohausen schafft er seitdem nicht mehr so leicht. Und damit begannen die Probleme. Heute gleicht jeder Live-Auftritt der Beatlesøns einer Sternfahrt. Die Musiker müssen aus vier verschiedenen Städten anreisen. Bevor die Band heute gemeinsam auftreten kann, muss jemand einen Plan machen und zusätzliche Proben ansetzen.

Deshalb hat es auch zwei Jahre länger gedauert, um das 20-jährige Bestehen zu feiern. Umso höher ist die Veranstaltung zu bewerten. Am zweiten Weihnachtsfeiertag steigen die zehn Musiker in der großen Halle des Zakk auf die Bühne. Das Konzertplakat sieht aus wie das für eine Zirkusveranstaltung. Peter Hein, der Sänger der Fehlfarben, hat den Beatlesøns einmal empfohlen, keine Konzerte mehr abzusagen, "nur weil mal ein, zwei Leute nicht können". Sellheim sagt: "Er hat ganz schön geschimpft, aber wir können nicht anders. Wir merken das auf der Bühne sofort, wenn einer von uns fehlt." Es ist die oberste Bandregel: Ohne die Akkordeon- und Banjospieler treten sie nicht auf. Und Helge Mattenklodt ist bis heute fürs "Pferdegeklapper" zuständig.

22 Jahre sind nicht spurlos an Ihnen vorüber gegangen. Inzwischen schreiben sie viel mehr eigene Stücke, auch wenn Ende des Jahres eine CD mit Coversongs der Punk-Band The Clash erscheint. Beim Konzert im Zakk werden die englischen Titel uraufgeführt. Zudem "Waiting For My New Wild Rose", eines der neuen Lieder, die Monique Maasen geschrieben hat. Man darf gespannt sein, wie viele Skandinavier zu dem Spektakel anreisen, auch wenn die Beatlesøns inzwischen längst bei Facebook sind.

Konzert Die große Beatlesøns-Jubiläums-Show findet am 26. Dezember, 20 Uhr im Zakk statt. Tickets unter westticket.de oder Telefon 0211 274000.

(RP)
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