Düsseldorf - Unser Rhein Der romantischste Platz am Rhein

Düsseldorf · An der Grenze zu Duisburg steht an schönen Tagen eine endlose Reihe von Plastikstühlen. Schuld sind eine verrückte Gartenwirtschaft und ein Ausblick, bei dem man in eine friedliche Stimmung geraten muss. Mit dieser Geschichte endet unsere Rhein-Serie.

 Teilweise noch Düsseldorf, teilweise schon Duisburg - der Deich und seine Gartenwirtschaft gehören zu keinem der beiden Orte und ziehen trotzdem alle Besucher in den Bann.

Teilweise noch Düsseldorf, teilweise schon Duisburg - der Deich und seine Gartenwirtschaft gehören zu keinem der beiden Orte und ziehen trotzdem alle Besucher in den Bann.

Foto: Andreas Bretz

Karl-Heinz Schwenke tut nicht viel dafür, dass seine "Gartenwirtschaft" brummt. Die Aufschrift auf den König-Pilsener-Laternen ist schon vor langer Zeit verblichen, das Herbstlaub liegt so bunt im Biergarten, wie es gefallen ist. Und der Holzschuppen für die Plastikstühle ist derart windschief, dass man sich fragt, ob er den nächsten Winter übersteht.

Aber Schwenke muss auch nicht viel tun. Die meisten Gäste setzen sich sowieso nicht in diesen Biergarten mit dem morbiden Charme. Sie nehmen sich einen der Plastikstühle vom großen Haufen am Eingang und suchen sich einen Platz auf dem Deich. Denn das größte Kapital des Wirts liegt vor dem Eingang, und es war schon da, bevor sein Vater vor vielen Jahren die Gartenwirtschaft eröffnet hat.

Direkt vor der Gartenwirtschaft, die im Volksmund "Aschelökskes" heißt - angeblich wirklich deshalb, weil an dieser Stelle mal Asche abgeladen wurde -, fließt der Rhein, und man hat an kaum einer Stelle in der Region einen so idyllischen Blick auf den Fluss wie hier, auf dem Deich im Niemandsland zwischen Düsseldorf und Duisburg. Schwenke muss nur dafür sorgen, dass seinen Gästen das Bier und der Kartoffelsalat nicht ausgehen.

Wenn das Wetter schön ist, ist der Deich voll. Dann kommen Radfahrer und Wanderer, manche Gäste haben auch heimlich um die Ecke ihr Auto geparkt. Im Hochsommer stehen die Stühle in mehreren Reihen am Deich. Viele nehmen sich einen zweiten Plastikstuhl mit, um die Füße hochzulegen - auf übermäßige Etikette wird hier kein Wert gelegt. Die leeren Flaschen können die Gäste später einfach in eine der Kisten stellen, die im Biergarten bereitstehen. Schwenke hat volles Vertrauen.

Wer mit dem Fahrrad aus Düsseldorf zur Gartenwirtschaft kommt, muss den Eindruck gewinnen, dass sie den Übergang zwischen zwei Welten markiert. Das letzte Stück der Anreise führt ausgerechnet durch den Teil Düsseldorfs, der wirklich mehr wie ein Dorf als wie eine Stadt wirkt. Man kommt vorbei an der mittelalterlichen Idylle von Kaiserswerth mit seiner Burgruine und dem aufgeräumten Stadtdörfchen Wittlaer mit den großen weißen Häusern.

Von dem Plastikstuhl vor der Gartenwirtschaftschaft sieht man dann die ersten Zeichen des Ruhrgebiets: Am Horizont rauchen die Schlote, über Uerdingen thront das Bayer-Kreuz. Dieser Ort gehört zu keiner der beiden Welten. Die Besucher kommen, dem Dialekt nach zu urteilen, gleichermaßen aus beiden Richtungen. Die Wirtschaft selbst liegt schon knapp auf Duisburger Gebiet, aber der Wirt ist Diplomat: Zwischen den Köpi-Laternen hängt ein Diebels-Schild.

Wenn man auf dem Deich sitzt und die Sonne über dem anderen Ufer versinken sieht, kann man das Gefühl bekommen, dass diese verrückte Gartenwirtschaft einer der schönsten Orte ist, die man überhaupt auf Erden finden kann. Auf jeden Fall ist es ein Ort, dessen Charme jeden Besucher sofort einfängt. Eine Gruppe von älteren Männern in den bunten Plastiktrikots ambitionierter Radfahrer diskutiert ein paar Stühle weiter über die Fortuna, ein junges Paar auf der anderen Seite redet übers Zusammenziehen. Alle blicken unaufhörlich auf den Fluss.

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Nach einer Weile verfallen die Gäste fast unweigerlich in eine friedliche Stimmung. Viele, die schon länger da sind, schweigen. Unaufhörlich gleiten Schiffe den Rhein hinab, genauso unaufhörlich kämpfen sich andere den Rhein hinauf. Wenn die Abendsonne schon tief steht, wirken sogar die Flugzeuge, die auf der anderen Rheinseite zum Landeanflug ansetzen - so scheint es jedenfalls von dort - irgendwie romantisch.

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Und wenn man an einem der letzten warmen Tage dort ist, beginnt man beim Blick auf den Rhein den Sommer zu vermissen und freut sich bereits auf das nächste Jahr. Dann werden die Laternen noch ein bisschen verblichener sein und der Schuppen hoffentlich immer noch nicht umgefallen. Und diese verrückte Gartenwirtschaft wird bestimmt noch da sein, und der Rhein ganz sicher auch.

(RP)
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