Der Rotlicht-Prozess: Eine Chronik

März 2014:

Ein weiterer Bordellgast wird als Zeuge vernommen: Ein 49-jähriger Unternehmer liefert dabei erstmals in diesem Verfahren klare, brauchbare Schilderungen davon, was ihm im Juli 2012 in einem der Etablissements widerfahren sei : "Schon beim ersten Drink habe ich nach dem ersten, zweiten Schluck nichts mehr wahrgenommen. Es war die komplette Willenlosigkeit, ich fühlte mich wie ferngesteuert."

Nachdem mehrere "Bordell-Opfer", die bisher als Belastungszeugen vorgeladen waren, die Anklage nicht stützen konnten, klingt die Aussage des Unternehmers sicher, klar und eindeutig: 24.000 Euro sollten damals über seine Kreditkarte für angebliche Dienstleistungen an der Rethelstraße abgebucht werden - was er hinterher mit seiner Kreditkartenfirma gerade noch verhindern konnte.

Dabei war er mit einem Freund, einem Sylter Investor mit Berliner Adresse, damals nach einem Restaurant-Besuch spätnachts per Taxi arglos zu einem der Bordelle von M. gefahren. Dort habe das Freundes-Duo am Tresen noch überlegt, ob man nicht doch lieber heimgehen solle. "Aber einen Drink könnt ihr doch nehmen", habe es damals geheißen. Direkt habe der 49-Jährige dann allerdings über Stunden hinweg "jegliches Gefühl für Zeit und Raum verloren, ich war einfach leer, habe nichts mehr wahrgenommen". Erst am nächsten Mittag sei er (mit Hilfe einer jungen Frau) im Bordell wieder auf die Beine gekommen, habe bis spätnachts noch "ganz brutales Herzrasen" gehabt, so dass er mit dem Freund sogar einen Anruf beim Notarzt erwogen habe. "Aber nach ein bis zwei Tagen war ich doch wieder ganz normal", so der Zeuge.

März 2014:

Eine Woche nach der Freilassung der Angeklagten, wendet sich das Blatt einmal mehr: Ein mit Spannung erwarteter Kronzeuge sagt im Prozess aus - und bestätigt die Anklage. Er habe selbst in den Bordellen an der Düsseldorfer Rethelstraße gearbeitet und mit K.o.-Tropfen präparierte Drinks auf die Zimmer gebracht, sagt der Zeuge aus.

Ein Mann namens Daniel habe die Tropfen in seiner Hosentasche herumgetragen und die Getränke blitzschnell damit präpariert. Es sei auch Kokain und Viagra in den Häusern verkauft worden. Nicht jeder Freier, der in den Bordellen besinnungslos geworden sei, sei aber ein Opfer: Es habe auch Gäste gegeben, die ausschließlich selbst für ihren Filmriss gesorgt hätten.

Neun Bodyguards begleiten den Kronzeugen ins Gericht: Der 33-Jährige soll im Vorfeld seiner Aussage bedroht worden sein.

September 2013:

Der erste Zeuge sagt aus: Ein 45-jähriger Bordellbesucher aus Lübeck schildert seine Erlebnisse in den Rethelstraßen-Bordellen. Er fühlt sich um 16.000 Euro betrogen. Seine Aussage: Er sei Anfang 2012 nach einem Treff mit Geschäftspartnern und einer Zechrunde durch die Altstadt allein per Taxi zur Rethelstraße gefahren. 1000 Euro nahm er mit, um dort "einen Absacker zu trinken und vielleicht noch mehr".

Doch nach einem Mixdrink aus Cola und Rum "hatte ich keine Erinnerung mehr". Erst am Vormittag sei er völlig benommen erwacht und "hatte keine Ahnung, was passiert ist". Um das Bordell aber wieder verlassen zu dürfen, sei er von mehreren Personen "gedrängt worden", nochmal 5000 Euro von der Bank zu holen. Dass da schon 10.000 Euro von einer Kreditkarte abgebucht waren, habe er erst später erfahren.

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