Düsseldorfer Kitas Deutsch lernen mit Musik

Düsseldorf · Kulturelle Vielfalt gehört in der städtischen Kindertagesstätte an der Aldekerkstraße in Heerdt zum Alltag: 85 Prozent der Kinder haben einen Migrationshintergrund. Die Erzieher nutzen für die Sprachförderung die Kraft der Musik.

 Wera Bargmann leitet die städtische Einrichtung seit 1975 und hat den Schwerpunkt auf eine effektive Sprachförderung gelegt. Viele Kinder können kein Deutsch, wenn sie neu in die Kita kommen.

Wera Bargmann leitet die städtische Einrichtung seit 1975 und hat den Schwerpunkt auf eine effektive Sprachförderung gelegt. Viele Kinder können kein Deutsch, wenn sie neu in die Kita kommen.

Foto: RP, Thomas Bußkamp

Gemeinsam musizieren, Lieder lernen, ein Gefühl für Takt und Rythmus entwickeln: Singen macht Kindern nicht nur Freude, sondern trägt durch Wiederholungen auch dazu bei, ein sicheres Sprachgefühl zu entwickeln. "Viele Kinder können kein Wort Deutsch, wenn sie zu uns kommen", erzählt Wera Bargmann, die die Kita an der Aldekerkstraße leitet. Deswegen arbeitet die Einrichtung nicht nur mit Musik, sondern beschäftigt auch eine Honorarkraft, die zehn Stunden in der Woche zusätzlichen Förderunterricht gibt.

Kulturelle Vielfalt zu berücksichtigen, ist den Erzieherinnen wichtig, auch hinsichtlich der Sprache: Im Kindergarten wird gemeinsam Deutsch gesprochen. "Aber wir ermutigen die Eltern, zu Hause mit den Kindern die Muttersprache nicht zu vernachlässigen", sagt Bargmann. Denn die Fremdsprache Deutsch zu lernen falle den Kindern umso leichter, je besser sie die Sprache ihrer Eltern beherrschen: Die Zweisprachigkeit bei Kindern ist erst in den vergangenen zehn Jahren immer selbstverständlicher geworden. Vorher galt: Nichts außer Deutsch ist richtig — eine Annahme, die immer mehr Kinder in die Sackgasse geführt hat.

Dass Kommunikation wichtig ist, lernen die Kinder von Anfang an: Gemeinsam mit den Erzieherinnen erarbeiten sie Regeln zum friedlichen Miteinander, zu lesen auf bunten Pappen an den Wänden. Regeln nicht nur einzuhalten, sondern auch darüber zu diskutieren und Wünsche zu äußern, fördert die Sprachentwicklung zusätzlich.

Wera Bargmann leitet die Kindertagesstätte seit der Eröffnung im Jahr 1975, sie erlebte die Veränderungen des Stadtteils, vor allem den steigenden Ausländeranteil, hautnah mit. Stärker als früher muss sie heute auf die Eltern eingehen, sie gezielt ansprechen, ihnen Dinge auch einmal bildlich vor Augen führen, wenn Sprachkenntnisse nicht reichen. Einmal im Monat veranstaltet die Kita ein Elternfrühstück, nutzt die Zeit des Beisammenseins für Ankündigungen und Erklärungen. "So ein inoffizieller, geselliger Rahmen wird viel besser angenommen als jeder Elternabend", hat die Erzieherin beobachtet.

Besonders stolz sind die Mitarbeiterinnen auf ihre Kooperation mit der Clara-Schumann-Musikschule. Seit August 2009 führt die Kita an der Aldekerkstraße den Beinamen Musikkindergarten: Es wird täglich gesungen, eine Musikpädagogin kommt regelmäßig in die Kita. Über einen Sponsor bekam die Kindertagesstätte zwei Klangwände geschenkt, an denen gemeinsam musiziert werden kann. Es gibt Singkreise, nicht nur für Kinder, sondern auch für Eltern. Und die Erzieherinnen können Fortbildungen der Musikschule besuchen, um ihre Kenntnisse zu erweitern.

"Wichtig ist uns, dass die Kinder ihre Fantasie einsetzen und viel Raum haben für eigene Ideen", sagt Wera Bargmann. Das können sie nicht nur mit Musik und beim Spielen im großen Außengelände, sondern seit neuestem auch bei wissenschaftlichen Experimenten: Die Kita beteiligt sich an dem Projekt "Haus der kleinen Forscher", bei dem Vorschulkinder naturwissenschaftliche und technische Experimente selbst ausprobieren und erleben können.

(RP)
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