Düsseldorf Deutsche Bank schließt jede dritte Filiale

Düsseldorf · Deutschlands größtes Kreditinstitut steht vor einem Kurswechsel. In Düsseldorf hat die Deutsche Bank 450 Mitarbeiter und 15 Filialen. Einige wurden bereits geschlossen. Weitere Schließungen stehen bevor.

Das größte deutsche Kreditinstitut plant, einen großen Teil seiner Filialen zu schließen. 200 der zurzeit knapp 700 Niederlassungen der Deutschen Bank in Deutschland sollen geschlossen werden. In Düsseldorf hat das Institut zurzeit 15 Filialen. Welche davon durch eine Schließung bedroht sind, wollte ein Sprecher des Kreditinstituts gestern nicht sagen. Es gibt auch keine Informationen darüber, ob die Bank eher auf dem Land oder in den Ballungsräumen das Filialnetz ausdünnt. Ebenso gibt es noch keine Angaben, wie viele Jobs durch das Sparprogramm wegfallen werden.

Insgesamt betreut die Deutsche Bank in der Region Düsseldorf/Niederrhein rund 570 000 Privat-, Geschäfts- und Firmenkunden, davon allein 200 000 im Stadtgebiet Düsseldorf. Das Geschäftsvolumen, also die Summe aller Einlagen, Investments und Kredite betrug 2014 in der Region rund 24,2 Milliarden Euro (Vorjahr: 22,8 Milliarden Euro). Im Stadtgebiet Düsseldorf waren es 10,1 Milliarden Euro (Vorjahr: 9,2 Milliarden Euro). Insgesamt sind für die Kunden der Deutschen Bank in der Region rund 1100, im Stadtgebiet 450 Beschäftigte im Einsatz. Darin enthalten sind neben den Mitarbeitern der Niederlassungen vor allem die in den zentralen Verwaltungsstellen Königsallee und Herzogstraße (alte WestLB).

Es ist nicht die erste Verschlankung des Filialnetzes. Vor knapp zwei Jahren wurde die Niederlassung an der Bilker Allee unweit der Bilker Kirche geschlossen. Die Deutsche Bank spricht nicht von einer Schließung, sondern von einer "Zusammenlegung" mit der Geschäftsstelle am Bilker Bahnhof/Aachener Straße. Einige Jahre zuvor wurde eine Filiale am Aachener Platz dichtgemacht.

Die Deutsche Bank galt lange Zeit als Branchenprimus unter den deutschen Kreditinstituten. Keine Bank des Landes ist größer, keine hat mehr Mitarbeiter, keine hat mehr Macht und keine ist so umstritten wie "die Deutsche". Und in unregelmäßigen Abständen hadert die Deutsche Bank mit ihrem Privatkundengeschäft. Der durch seine brisanten Äußerungen bekannte frühere Vorstand und Aufsichtsratschef Hilmar Kopper machte in den 90er Jahren Schlagzeilen, als er die Filialen als "Mühlsteine am Hals der Deutschen Bank" bezeichnete. Kopper setzte, wie seine Nachfolger Breuer, Ackermann, Fitschen und Jain, vor allem auf das lukrative aber risikoreiche Investmentbanking.

Den bisherigen Höhepunkt in der Abweisung des Privatkundengeschäftes erreichte die Bank im Jahr 1999. Damals wurden die Filialen formell auf die Direktbanktochter Bank 24 übertragen. Die Privatkunden, nicht aber die vermögenden, wurden Kunden der "Deutschen Bank 24", die sich durch ein rotes Logo deutlich von der Mutterfirma absetzte. Unverhohlenes Ziel war es, diese Filialbank zu verkaufen. Auch ein Zusammenschluss mit dem Filialnetz der Dresdner Bank wurde angestrebt. Doch beide Pläne scheiterten.

2002 wurden die roten Logos in Düsseldorf und dem Rest der Republik heimlich wieder abgeschraubt und das Privatkundengeschäft wieder unter das blaue Logo mit dem aufstrebenden Schrägstrich gestellt. Allerdings nur oberflächlich, denn de jure lebt die Deutsche Bank 24 in der Gesellschaft "Deutsche Bank Privat- und Geschäftskunden AG" für die Kleinkunden weiter. Erkennbar ist das bis heute, denn wer dort Kunde ist, hat eine Bankleitzahl mit einer 24 am Ende.

Die Deutsche ist zwar die größte Bank der Republik, hat aber bei weitem nicht das größte Filialnetz. Allein die Stadtsparkasse Düsseldorf hat im Stadtgebiet mit 68 Filialen mehr als vier Mal so viele wie der Branchenprimus. Schließungen sind laut einem Sprecher nicht geplant. Die Volksbank Düsseldorf Neuss hat zwölf ihrer 23 Filialen in der Landeshauptstadt.

(RP)
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