Die stillen Helfer: Aktion von Rheinischer Post und Provinzial Deutschunterricht für Flüchtlinge

Düsseldorf · Menschen aus allen Nationen kommen ins Bürgerhaus Bilk, um in den kostenfreien Stunden von Karola Klausmann Deutsch zu lernen. Die ehrenamtlich engagierte pensionierte Sekretärin leitet fortgeschrittene Schüler an, ihr Wissen weiterzugeben.

Karola Klausmann mit ihren Schülern im Bürgerhaus Bilk. Mit den fremdsprachigen Namen hat sie manchmal Schwierigkeiten.

Karola Klausmann mit ihren Schülern im Bürgerhaus Bilk. Mit den fremdsprachigen Namen hat sie manchmal Schwierigkeiten.

Foto: Anne Orthen

Seit sechs Jahren bringt Karola Klausmann Flüchtlingen Deutsch bei. Weil die kostenfreien Kurse bei den Schülern gut ankamen, erzählten diese ihren Freunden und Bekannten davon, und immer mehr kamen zu ihr, um die deutsche Sprache zu lernen. Mittlerweile gehen an die 35 Menschen aus ganz unterschiedlichen Ländern ins Bilker Bürgerhaus.

"Ohne Hilfe könnte ich das nicht", sagt Karola Klausmann. Wie die meisten stillen Helfer ist sie kein Mensch, der sich selbst in den Vordergrund stellt. Ihr erster Unterstützer ist Konrad Schnabel, der Leiter des Bürgerhauses. Er setzte sich dafür ein, dass sie für den Unterricht vormittags an drei Tagen in der Woche die Räume der Parteien der Bezirksvertretung nutzen kann. "Der Unterricht ist ja kostenlos, deshalb kann ich auch keine Miete zahlen", sagt die Ehrenamtlerin, die vor der Pensionierung als Sekretärin für ein Jugendamt arbeitete.

Schon als Kind hat sie gerne Geschichten geschrieben. Auch heute noch bringt sie manchmal selbst geschriebene Geschichten in den Unterricht mit. Dass sie sich nach dem Berufsleben für etwas engagiert, das mit Sprache zu tun hat, war naheliegend. Untätig zu Hause bleiben liegt ihr nicht. Auch wenn die Arbeit oft anstrengend ist, empfindet sie sie als Bereicherung. "Wenn ich erlebe, wie jemand, der sich lange nicht getraut hat die fremde Sprache zu sprechen, schließlich doch überwindet, dann freut mich das", erzählt sie.

Trotz der gesammelten Erfahrung mit dem Unterrichten, bereitet ihr etwas immer noch Schwierigkeiten: die fremden Namen. Zum Beispiel der von Hunanyan Hripsime. Karola Klausmann nennt sie deshalb "Ispi". Die 21-jährige Armenierin kam vor fünf Monaten zum ersten Mal ins Bilker Bürgerhaus. Die junge Frau war in ihrer Heimat Grundschullehrerin und lernte sehr schnell. Mittlerweile gibt sie ihre Kenntnisse anderen Flüchtlingen weiter: Im so genannten ABC-Kursus, wo die Neuankömmlinge lernen "Guten Tag" zu sagen und wie sie heißen. Zwei weitere Kurse bauen darauf auf. Begabte fortgeschrittene Schüler wie Ipsi leitet Karola Klausmann dazu an, wie sie das Gelernte den Anfängern beibringen sollen. "Ich kann ja nicht alles selber machen. Das schaffe ich nicht."

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Foto: dpa, bom fdt Ken jol

Überhaupt macht sie sich manchmal Gedanken, wie und ob es mit den Deutschstunden weitergeht, wenn sie das nicht mehr leisten kann. Dass das Angebot eines Tages verschwindet, ist für sie keine angenehme Vorstellung. Natürlich leistet sie nicht nur Hilfe bei der Sprache. "Man bekommt viel mit", sagt sie. Manches Mal sei das belastend. Etwa die Hälfte der Schüler brechen ab, weil sie wieder in ihre Heimatländer zurückgeschickt werden. Ipsi hofft, dass sie bleiben und studieren kann, um wieder als Lehrerin zu arbeiten. Einem ehemaligen Schüler aus dem Sudan konnte Karola Klausmann eine Lehrstelle als Bäcker vermitteln. Sie rief einfach bei Bäcker Josef Hinkel an. "Ich wusste, dass er sozial engagiert ist, und es hat gut geklappt."

(RP)
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