Interview Dirk Elbers „Die architektonischen Wahrzeichen nicht zubauen“

Düsseldorf · Oberbürgermeister antwortet auf Kritik von Planungspolitikern: "Natürlich sind wir keine Kurstadt im Schwarzwald."

 Oberbürgermeister Dirk Elbers begrüßt die breite Debatte, die derzeit über die Zukunft der Innenstadt geführt wird.

Oberbürgermeister Dirk Elbers begrüßt die breite Debatte, die derzeit über die Zukunft der Innenstadt geführt wird.

Foto: Endermann, Andreas

Herr Elbers, die Verwaltung rudert zurück und rückt von den beschlossenen Plänen zum Kö-Bogen II ab. Ist das nicht auch eine Niederlage?
Elbers Ganz im Gegenteil. Es ist ein Sieg der Vernunft und Verantwortung in der Politik. Es gehört Mut dazu, neu zu denken, wenn man feststellt, dass die Planung vor dem Hintergrund der abstrakten Bilder beschlossen wurde. Wir alle haben uns den Kö-Bogen und die Fläche nach dem Abriss des Tausendfüßlers nur abstrakt vorstellen können. Nun stehen wir da und haben ein reales Bild vor Augen — mit Sichtachsen, wirklichen Dimensionen und Proportionen. Jetzt wider die eigne Überzeugung an alten Plänen festzuhalten, wäre unverantwortlich.

Interview Dirk Elbers: „Die architektonischen Wahrzeichen nicht zubauen“
Foto: Endermann, Andreas

Kaum ein Thema bewegt die Bürger und Fachleute in der Stadt zurzeit wie dieses. Es gibt Kritik, aber auch Lob dafür, die Pläne neu aufzurollen.
Elbers Diese breite öffentliche Debatte, die gerade auch in Ihrer Zeitung stattfindet, begrüße ich sehr. Entscheidungsträger — von Architekten bis zu Hochschulprofessoren — diskutieren über nichts Geringeres als das Herzstück unserer Stadt. Auch die Diskussionsbereitschaft der Bürger spricht für die bürgerschaftliche Verantwortung. Wir dürfen nicht vergessen, dass hier gerade ein Stück der Planungs- und Architekturgeschichte Düsseldorfs geschrieben wird.

Man hat den Eindruck, es kämpfen Urbanisten gegen Naturliebhaber: ein Gebäude gegen Grünfläche. Sie persönlich haben sich eher für freie Fläche mit möglicher Begrünung ausgesprochen.
Elbers Düsseldorf hat den großen Charme, dass es Urbanität einer Großstadt mit vielen Grünflächen, Parks und Rückzugsräumen verbindet. Natürlich sind wir keine Kurstadt im Schwarzwald und brauchen auch an vielen Orten attraktive Bauten. Dennoch gewinnt gerade der erste Kö-Bogen-Abschnitt mit den Libeskind-Gebäuden dadurch, dass er nun mitten im Hofgarten liegt und von Grün umgeben ist. Mir war immer wichtig, dass wir den Menschen Lebens- und Aufenthaltsqualität zurückgeben.

Was sagen Sie den Kritikern, die fordern, dass der Gustaf-Gründgens-Platz eingefasst werden muss?
Elbers Er wird ja eingefasst, weil der nördliche Teil der Schadowstraße bebaut und damit die Kante zum Gustaf-Gründgens-Platz abgerundet wird. Ich habe aber große Sympathien dafür, die Sichtachse auf das Schauspielhaus und das Dreischeibenhaus frei zu lassen. Gerade weil wir hier von den architektonischen Wahrzeichen sprechen, dürfen wir sie nicht zubauen. Interessant finde ich den Gedanken, in dem Bereich südlich des Dreischeibenhauses, an diesem Übergang vom Kö-Bogen zur Schadowstraße einen Ort zu schaffen, an dem man entschleunigen kann, an dem sich Menschen zwischen zwei Einkaufsbereichen begegnen und buchstäblich Luft holen können

Wie geht es nun weiter?
Elbers Die Diskussion, die ich im Sommer angestoßen habe und die nun stadtweit geführt wird, geht in den Gremien weiter. Wir als Stadtverwaltung nehmen die Ideen auf und bewerten sie. Entschieden wird schließlich im Rat der Stadt und noch in dieser Legislaturperiode, also spätestens in der Ratssitzung im März des kommenden Jahres.
Uwe-Jens Ruhnau führte das Gespräch

(RP)
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