Wahlen in Düsseldorf Die einsamen Partys der kleinen Parteien

Düsseldorf · Fernab vom Rathaus verbrachten AfD, Freie Wähler und Piraten den Wahlabend in Düsseldorf. Partystimmung kam kaum auf.

 Die AfD feiert in der Kneipe „Zum Goldenen Fass“. Dort kann man auch kegeln gehen.

Die AfD feiert in der Kneipe „Zum Goldenen Fass“. Dort kann man auch kegeln gehen.

Foto: Bretz, Andreas

Der grellste Farbtupfer auf der Wahlparty der Alternative für Deutschland (AfD) ist gestern Abend das Getränk von Spitzenkandidat Ulrich Wlecke. Mit einem leuchtend orangefarbenen Aperol Spritz stößt er mit seinen Parteikollegen nach den ersten Hochrechnungen für die Europa- und Kommunalwahl an. Außer Wleckes Glas ist alles grau, blau und schwarz in der Eckkneipe "Zum Goldenen Fass" in Flingern. Die Männer aus dem Stadt- und Landesverband tragen Anzüge und Krawatten, lediglich ein paar Parteimitglieder sind im türkisfarbenen AfD-Poloshirt gekommen. Ihre Haare sind zurückgegelt, sie machen Fotos mit ihren Smartphones und Tablet-Computern.

Auffällig viele Parteimitglieder haben einen Doktortitel. Doch während bei der Bundestagswahl noch in den schicken Rudas Studios im Medienhafen gefeiert wurde, muss nun die Eckkneipe, die sonst für Kegel- und Fußballabende genutzt wird, herhalten. Musik läuft keine. Manchmal ertönt Jubel, wenn neue Hochrechnungen kommen. Wlecke und seine Parteifreunde sind zuversichtlich, als starke Fraktion in den Stadtrat einzuziehen. "Das wäre ein schöner Erfolg für uns", ist Wlecke überzeugt. Schließlich habe sich der Düsseldorfer Stadtverband erst im vergangenen Sommer gegründet, meint auch dessen Vorsitzender Hartmut Küchle.

Noch stiller als bei der AfD ist es bei den Freien Wählern. In der Geschäftsstelle ihrer Fraktion feiern die Kandidaten für den Stadtrat den Wahlabend. Wobei "feiern" vielleicht etwas zu viel gesagt ist. Im Sitzungsraum der Geschäftsstelle sitzen Kandidaten und Angehörige, jeder hat etwas zu essen mitgebracht, einen Kartoffelsalat etwa und Frikadellen. Dazu sind zwei Fässchen Altbier aufgestellt. Es läuft kein Fernseher mit Hochrechnungen, kein Computer ist zu sehen. Stattdessen wollen die Freien Wähler offenbar auf eigene Faust Hochrechnungen anstellen: Auf einer Tafel schreiben die Parteimitglieder ihre Tipps für das eigene Wahlergebnis auf. Spitzenkandidatin Chomicha El Fassi beschreibt die Stimmung als gut, man gibt sich zuversichtlich im Hinblick auf das Ergebnis der Wahl. Ausgelassene Stimmung sieht aber irgendwie anders aus.

Piraten haben beste Deko

Wieder ganz anders feiern die Düsseldorfer Piraten das Ende des Wahlkampfes. Die Partei hat das "Night Live" über der Altstadtkneipe "Dä Spiegel" auf der Bolkerstraße in Sichtweite des Rathauses gemietet. Und zumindest der Punkt für die beste Deko geht an die Piraten: Der ganze Raum ist mit orangen und schwarzen Luftballons geschmückt. Den typischen Geruch einer Altstadtkneipe nach schalem Bier und Rauch aus der Zeit vor dem Rauch-verbot kann das natürlich nicht überdecken. Auf einem Fernseher laufen Nachrichten mit den neusten Entwicklungen bei der Europawahl, und auf einer Leinwand werden die Hochrechnungen auf der Homepage der Stadt angezeigt. Natürlich werden sie das — mit dem Internet kennt sich schließlich keine Partei so gut aus wie die Piraten.

Nur die Gäste fehlen hier. Ein kleines Grüppchen steht vor der Leinwand, ein, zwei weitere Parteimitglieder sitzen an der Theke und nippen an ihrem Bier. Spitzenkandidat Frank Grenda huscht eben erst wieder rein: Er war im Rathaus, schauen, wie die Konkurrenz so feiert. Auch er ist positiv gestimmt: "Schön wäre, wenn wir drei Sitze bekämen. Dann wären wir sogar eine richtige Fraktion", sagt er. Auf jeden Fall habe man einen Grund zu feiern, meint Grenda. Einsam bleibt die Party der Piraten an diesem Abend trotzdem.

(RP)
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