Blick Aus Der Verbotenen Stadt Die FDP ist mein Kaiser Wilhelm der Parteien

Düsseldorf · Ich stand in der Kölner Altstadt vor dem sogenannten Stapelhaus und dachte, na klar, die FDP, nur vom Feinsten. Das Stapelhaus ist ein Jahrhunderte alter Prachtbau unmittelbar am Rhein, nur ein paar Schritte vom Dom entfernt. Schöner geht's kaum. Außer Gastronomie und Kreishandwerkerschaft ist in dem Gebäude die örtliche FDP ansässig - ihr wollte ich auf die Finger klopfen. Ich halte es nämlich nicht mehr aus.

Die FDP, was ist das eigentlich? In Düsseldorf wollen die Liberalen das Abstellen von Wohnmobilen unterhalb der Rheinterrasse verbieten. Als ich die Nachricht vor ein paar Tagen las, dachte ich, oh Gott, geht das jetzt etwa auch in Düsseldorf los? Ist das ein Virus? In Köln hat die FDP nämlich seit Jahr und Tag nur ein einziges Thema: Parken. Autos. Staus. Zu Unrecht galt die FDP lange als Ein-Thema-Partei, der es nur um Steuersenkungen geht. Dass sie monothematisch ist, stimmt zwar. Jedoch ist das Thema, zumindest in Köln, das Autofahren, diese ulkige Fortbewegungsart, die aus dem beginnenden 20. Jahrhundert stammt und so zeitgemäß ist wie Kaiser Wilhelm. Ich weiß, das ist polemisch, schließlich hat das Parteiprogramm der Kölner FDP 76 Seiten, und da steht auch was drin über Sicherheit, Bildung, Kultur. Aber ich bin ein zorniger Ex-Liberaler. Und die Kölner FDP ist mein Kaiser Wilhelm unter den Parteien.

Dazu eine Anekdote: Wir wohnen in der Kölner Innenstadt an einer Straße, wo die Autos Stoßstange an Stoßstange geparkt sind, sodass selbst Modemacher Hedi Slimane, der dünnste Mann der Welt, nicht die Straßenseite wechseln könnte, weil er zwischen den Autos nicht durchpasste. Überqueren lässt sich die Straße nur an den "Schwellern", den zehn Meter langen, gehsteighohen Erhebungen, die auch dazu gedacht sind, dass die Autos langsam fahren. Quizfrage: Mit welchem Thema ging der Fraktionschef der Kölner FDP, dessen Wahlkreis seit Menschengedenken unser Viertel ist, 2004 in den Wahlkampf? Antwort: Schweller weg - Parkplätze hin! Auf dem damaligen Wahlplakat stand: FDP - Mehr Tempo! Besser gepasst hätte: FDP - Aus Freude am Parken!

Aus welchem Auspuff sind die großen liberalen Ideen abgeraucht? Das Thema Parken und Autoverkehr ist so was von Kaiser Wilhelm. In den Metropolen wird Car Sharing immer beliebter, autofreie Zonen sind das Gebot der Stunde. Wann werden aus den Freien Demokraten autofreie? Sind die Düsseldorfer Liberalen womöglich auf einem guten Weg, indem sie die Wohnmobile wegparken? Mit diesen Fragen marschierte ich ins Stapelhaus, das von innen so sehenswert ist wie das Kellerarchiv im Amt für Verkehrstechnik - die Flure lang, breit und öde. Fast bekam ich Mitleid. Die FDP hat ja auch nur fünf Sitze im Stadtrat. Und im Stapelhaus, im ersten Stock, ein Zimmer. Ich klopfte an, es war ein Dienstag, 15 Uhr, und drückte die Klinke. Abgesperrt. Zwei Etagen drüber, wo die Jungen Liberalen arbeiten, ein abgeblättertes Partei-Logo - und ebenfalls abgeschlossene Türen. Zwei Möglichkeiten: Entweder waren die Freien Demokraten so frei, an diesem Tag frei zu machen. Oder sie suchten gerade einen Parkplatz.

(RP)
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