Düsseldorf Die Gelenk-Spezialisten

Düsseldorf · Bei einem Info-Tag im St.-Vinzenz-Krankenhaus können sich Patienten über Techniken, Risiken und Behandlungspläne bei Knie- und Hüft-Operationen informieren. In der Klinik gibt es jedes Jahr Hunderte solcher Eingriffe.

 Physiotherapeut Michael Kleinken übt mit Marianne Werner nach einer Operation wieder das Gehen.

Physiotherapeut Michael Kleinken übt mit Marianne Werner nach einer Operation wieder das Gehen.

Foto: Andreas Bretz

Welche Möglichkeit haben Patienten, die Qualität einer Klinik zu beurteilen? Patienten können Behandlungsdaten von Krankenhäusern miteinander vergleichen. Zunächst einmal gilt: Erfahrung ist ein Qualitätszeichen, und Erfahrung ist messbar. Die Spitzenverbände der großen Krankenkassen fordern zum Beispiel als Qualitätsziel eine Mindestmenge an 50 Kniegelenkoperationen pro Jahr. Im Endoprothetik-Zentrum der Maximalversorgung am St. Vinzenz werden pro Jahr 310 Kniegelenke und 516 Hüftgelenke operiert .

Was zeichnet ein Zentrum der Maximal-Versorgung aus? Dieses spezielle Zentrum, das es in Düsseldorf nur am St. Vinzenz gibt, muss jedes Jahr alle Qualitätsstandards nachweisen. Dazu gehört auch, dass ein Anästhesist rund um die Uhr einsatzbereit ist. Und dass besonders schwierige Fälle behandelt werden können, also Patienten, die nicht nur ein neues Kniegelenk brauchen, sondern die darüber hinaus vielleicht schwer herzkrank sind oder an einer Tumorerkrankung leiden. Außerdem müssen solche Zentren alle Formen von künstlichen Gelenken jederzeitig vorrätig haben. Das kann nicht jedes Haus, deshalb hat das St. Vinzenz Kooperationsverträge mit anderen Kliniken abgeschlossen.

Was können Patienten erwarten, die sich zur Gelenk-Operation im St. Vinzenz entschließen? Einen in allen Einzelheiten genau festgelegten Behandlungsplan. Das beginnt mit dem Erstgespräch, bei dem es darum geht, welche Art von Gelenk überhaupt infrage kommt. Dabei erfahren die Patienten auch, dass sie - wenn es ihnen gut geht - am Tag nach der Operation bereits das Bett verlassen werden. Und dass sie unter Anleitung einer Krankengymnastin ihr neues Knie von Anfang an voll belasten können. "Wir vermitteln die Erkenntnis: Wer schneller auf den Beinen ist, hat weniger Komplikationen", sagt Chefarzt Christoph Schnurr. "Außerdem buchen wir schon vor der Operation einen Platz in einer Reha-Einrichtung, um keine Zeit zu verlieren."

Viele Patienten fürchten sich vor Infektionen, was sagen Sie denen? "Hygiene steht bei uns absolut im Fokus, deshalb kommen Infektionen extrem selten vor", so Schnurr. Außerdem wurde vor drei Monaten ein zusätzliches System eingeführt: Patienten bekommen eine Woche vor der Operation ein Pflegeset mit einer speziellen Waschlotion für zuhause, die gegen Keime auf der Haut wirkt. Die sind normalerweise erst dann gefährlich, wenn sie in eine Wunde geraten. "Darüber informieren wir auch in unserer Patientenschule, die wir in jedem Quartal organisieren."

Gibt es neue Operationstechniken? Als Meilenstein bezeichnet der Experte die Computer-Navigation bei der Operation, denn das exakte Einsetzen einer Prothese sei für Stabilität und lange Haltbarkeit entscheidend. Ähnlich wie beim Navi im Auto zeigt das Gerät am Monitor hochpräzise Informationen zur Genauigkeit der Operationsschnitte, so kann millimetergenau gearbeitet werden. Operiert aber wird der Patient natürlich vom Chirurgen, nicht etwa von einem Roboter. "Diese Navigationsgeräte sind sehr teuer, die Kosten werden von den Krankenkassen nicht übernommen, das ist eine freiwillige Leistung der Klinik."

Was ist die wichtigste Botschaft an die Patienten? Patienten müssen aktiv zur Genesung beitragen, müssen selbst Verantwortung übernehmen. "Ein Paradebeispiel ist eine 73-jährige Patientin, der wir im vergangenen Jahr im Abstand von fünf Monaten beide Kniegelenke durch Prothesen ersetzt haben", so Schnurr. Von Anfang habe sie täglich intensiv ihre Gymnastik absolviert und kann daher wohl bald wieder ihr Hobby ausüben: "Sie tanzt leidenschaftlich gern Afro-Brazil im Düsseldorfer Tanzhaus."

(RP)
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