Düsseldorf Die Geschichte der Gesundheit

Düsseldorf · Das Stadtmuseum erzählt die Düsseldorfer Historie der Heilkunst - an Pastentöpfchen, Robotern, Persönlichkeiten und dem HB-Männchen.

 Blick in den weiblichen Körper um 1680: Das Modell ist aus Elfenbein, direkt daneben liegt in der Vitrine das eines Mannes. Beide stammen vermutlich von der Ordensgemeinschaft der Cellitinnen, die ambulante Pflege betrieben.

Blick in den weiblichen Körper um 1680: Das Modell ist aus Elfenbein, direkt daneben liegt in der Vitrine das eines Mannes. Beide stammen vermutlich von der Ordensgemeinschaft der Cellitinnen, die ambulante Pflege betrieben.

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Wer die Exponate in der Sonderausstellung des Stadtmuseums verstehen will, kommt um die Erklärkarten kaum herum. Denn bei den gut 200 Dokumenten, Gemälden, technischen Gerätschaften, Duft-Stationen und Werbeplakaten erschließt sich einem oft nicht sofort der Bezug zum Motto der Ausstellung "Gesundheit in der Stadt".

Da steht zum Beispiel in einer Ecke die Pappfigur des HB-Männchens, der vielen tausenden Menschen Lust aufs Rauchen machte, in den Vitrinen liegen Töpfchen, Schaber, künstliche Hüftgelenke, Salbentöpfchen und Blutdruckmessgeräte. In einem Film erzählt der Düsseldorfer Gastronom Giuseppe Saitta von seinem Kampf gegen den Brustkrebs. Und eine Besucherin riecht an einer übergroßen Shampooflasche eines bekannten Herstellers. Auf Knopfdruck entströmt dort der Kräuterduft, den das Shampoo in der grünen Flasche zwischen 1972 und 1974 hatte.

 Was wäre die Geschichte der Düsseldorfer Pflege ohne Florence Nightingale? Eine Büste von 1860 erinnert an die Pionierin, nach der das Krankenhaus der Kaiserswerther Diakonie benannt ist.

Was wäre die Geschichte der Düsseldorfer Pflege ohne Florence Nightingale? Eine Büste von 1860 erinnert an die Pionierin, nach der das Krankenhaus der Kaiserswerther Diakonie benannt ist.

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"Gesundheit erwartet man nicht unbedingt an einem Ort wie einem Museum", erklärt Andreas Meyer-Falcke, der mit seinem Dezernat für Gesundheit Kooperationspartner der Ausstellung im Stadtmuseum ist, das von Susanne Anna geleitet wird. Mit der Ausstellung wolle man "einen Bogen schlagen zwischen Kunst und Gesundheit und das Thema Gesundheit in allen seinen Facetten zeigen", sagt Meyer-Falcke.

Und die Ausstellung soll sogar mehr leisten: Sie soll den Besucher chronologisch durch die Düsseldorfer Geschichte der Heilkunst führen, von der Stadterhebung 1288 bis zur Gegenwart und teilweise auch darüber hinaus. Die Krankenpflege-Pionierleistungen des Theodor Fliedner sind ebenso berücksichtigt wie das menschenverachtende nationalsozialistische Verständnis von "Hygiene". Ausgestellt sind Gegenstände vom Töpfchen bis hin zu modernen Errungenschaften wie einem "Labor-im-Koffer" des Bio-Tech Unternehmens Qiagen und Robotertechnik, die Menschen beim Gehen unterstützt. Mehr als 725 Jahre auf wenigen Quadratmetern - das war von Anfang an ein ehrgeiziges Ziel.

 Den Roboteranzug, der Gehbehinderte unterstützt, sahen sich Andreas Meyer-Falcke (l.), Susanne Anna und Kulturdezernent Hans-Georg Lohe genauer an.

Den Roboteranzug, der Gehbehinderte unterstützt, sahen sich Andreas Meyer-Falcke (l.), Susanne Anna und Kulturdezernent Hans-Georg Lohe genauer an.

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Am Ende ist eine Ausstellung entstanden, die einen ersten groben Einblick in die Historie der Düsseldorfer Gesundheit gibt. Fast schon interessanter, da überraschender und in der Darstellung kreativer, ist das umfangreiche Begleitprogramm zur Ausstellung, das auch für Kinder geeignet ist. Ihnen wird zum Beispiel von Quacksalbern, Aderlässen und Pestmasten erzählt und erklärt, warum man zum Beispiel früher Mehl zur Körperpflege verwendete oder Fleisch immer nur mit Kräutern aß. Überraschungen und Unterhaltung verspricht auch der Vortrag zur "Kulturgeschichte der Toilette".

(RP)
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