Düsseldorfer Süden "Die Industrie braucht Schutz"

Düsseldorf · Der Chef der Industrieterrains Düsseldorf-Reisholz (IDR), Heinrich Pröpper, sieht kaum Möglichkeiten, neue Großbetriebe anzusiedeln. Zu groß sei der Konflikt zwischen Wohnen und Arbeiten. Doch sollten bestehende Weltunternehmen stärker unterstützt werden, auch damit Zulieferer bleiben.

Die Krise der Industrie ist für den Chef des größten und ältesten Industrie- und Gewerbeentwicklers der Stadt vor allem die Folge eines Interessenkonflikts. IDR-Chef Heinrich Pröpper nennt ein Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit: "Wenn Stora Enso seinen Baumhammer anschaltete, wackelte in der dritten Etage eines benachbarten Mietshauses der Blumentopf."

Der Papierproduzent habe vermehrt Rücksicht auf die Anwohner nehmen müssen und sei schließlich weggezogen. Dass gleich zwei Benrather Werke, sowohl Stora Enso als auch ThyssenKrupp Nirosta, binnen weniger Jahre den unternehmensinternen Konkurrenz-Kampf um den Standort verloren hätten, hält Pröpper für bedenklich und nicht zufällig. Stora setzte lieber auf finnische Werke, Nirosta will die Produktion ins Stammwerk nach Krefeld verlagern.

Die Kosten für Infrastruktur wie Abwassergebühren und Energiekosten, vermehrt aber auch die zunehmende Nähe zu Wohnvierteln machten Standorte in Großstädten wie Düsseldorf für die Industrie zunehmend unattraktiv, so Pröpper. Konflikte mit Anwohnern und mangelnde Möglichkeiten, Betriebsgelände oder Produktionsprozesse zu erweitern, wirkten sich negativ auf Investitionsentscheidungen aus.

"Neue Industriebetriebe im Düsseldorfer Süden anzusiedeln, ist praktisch unmöglich", sagt der IDR-Chef. "Industrie muss Krach machen und stinken dürfen, und sie braucht 24 Stunden Betrieb. Das geht heute in einer Großstadt wie Düsseldorf nicht mehr."

Gleichwohl sei die Landeshauptstadt mit ihrer ausgezeichneten Infrastruktur weiterhin ein wichtiger Standort, gerade auch der Süden mit seinen vielfältigen Autobahnanschlüssen und dem Reisholzer Hafen.

"Wir haben im Süden Hightech-Firmen auf höchstem Niveau, die sich sehr gut auf dem Weltmarkt behaupten, das sind richtige Perlen." Deshalb gelte es, Unternehmen wie Henkel, Demag Cranes oder Vallourec & Mannesmann zu halten und nach Kräften zu unterstützen, bei der kommunalen Raumordnung ebenso wie bei der Umweltgesetzgebung.

"Wir müssen die vorhandene Industrie schützen, stärken und den Unternehmen Planungssicherheit geben", sagt Pröpper. "Bloßer Bestandsschutz reicht da nicht." Genehmigungsverfahren beim Ausbau von Industrieanlagen müssten "bedarfsgerecht" sein, um Großunternehmen am Standort konkurrenzfähig zu halten. Pröpper: "Derzeit fahren diese Betriebe ihre Produktion wieder hoch, das schafft Chancen für Logistik und Zulieferer."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort