Düsseldorf Die jüngste Platt-Sprecherin

Düsseldorf · Jana Lehne unterhält als Kinderhoppeditz Säle auf Düsseldorfer Platt. Gerne würde die Zehnjährige den Dialekt besser beherrschen.

 "Drei Mannslüt" haben letztes Jahr beim CC die Brocken hingeschmissen - Jana erzählt's in ihrer Rede und zeigt's mit den Fingern an.

"Drei Mannslüt" haben letztes Jahr beim CC die Brocken hingeschmissen - Jana erzählt's in ihrer Rede und zeigt's mit den Fingern an.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Ein "Tschö" geht den meisten Menschen leicht über die Lippen. Auch eine Redewendung wie "Nix för onjot" ist noch verständlich. Doch darüber hinaus sind die Platt-Kenntnisse der meisten Düsseldorfer vermutlich eher dürftig. Jana Lehne ist da eine Ausnahme. Die Zehnjährige hat früh begonnen, den Dialekt zu lernen - mit beachtlichem Erfolg. Als Kinderhoppeditz unterhält sie im Karneval mit ihren Ansprachen auf Platt ein großes Publikum. 1600 Zuschauer hörten ihr bei einem Auftritt in einer Sitzung der Karnevalsfreunde der Katholischen Jugend Düsseldorf (Kakaju) zu. Ihren Auftritt bei der ARD-Fernsehsitzung sahen dieses Jahr 4,4 Millionen Zuschauer. Diese Auftritte machen sie zu der jüngsten Repräsentantin der Düsseldorfer Mundart mit Breitenwirkung.

Wer die Auftritte von Jana Lehne sieht, könnte meinen, dass sie fließend Platt sprechen kann. Doch der Eindruck täuscht. "Ich lerne die Wörter nicht wie Vokabeln, sondern ich lerne in Sätzen", sagt sie. Jede Rede studiert sie minuziös ein. Vier Wochen lang, zweimal in der Woche je eine halbe Stunde, dann sitzt in der Regel die Ansprache für die neue Session. Dabei hilft ihr ihre Patin Barbara Oxenfort, die 2008 Venetia war. Mit ihr zusammen übt Jana zum Beispiel die korrekte Aussprache, Betonungen und Pausen.

Den Text schreibt Mario Tranti, der langjährige Baas der Mundartfreunde Düsseldorf. Jana versteht sehr viel Düsseldorfer Platt. Zwar sagt die Fünftklässlerin, dass sie besser Platt als Englisch spricht, doch für eine richtige Unterhaltung würden ihre Kenntnisse nicht reichen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass in ihrem Umfeld kein Platt gesprochen wird. Nicht auf dem Gymnasium, das sie besucht, und auch nicht im Reitstall. Auch ihre Eltern, Svenja und Olaf Lehne, sprechen kein Platt. Allenfalls bei den Nachwuchskarnevalisten von "Pänz en de Bütt", zu denen Jana auch gehört, sind noch Kinder und Jugendliche mit Platt-Kenntnissen aktiv - ansonsten gibt es in ihrem Alltag kaum Berührungspunkte mit der Mundart. "Vielleicht liegt es daran, dass viele Leute umziehen und ältere Menschen ihre Kenntnisse nicht weitergeben", vermutet Jana. Die Mundart, die für viele mit zur Heimat gehört, verschwindet immer mehr aus dem Alltag.

Dass sie nicht fließend Platt spricht, bedauert Jana. "Ich würde gerne lernen, Platt richtig zu sprechen", sagt der Kinderhoppeditz. Doch dafür fehlt dem Mädchen die Zeit. Die Zehnjährige mag diese Art des Sprechens aber gerne und hat auch ein Lieblingswort: "Tummeleut", auf Hochdeutsch "Purzelbaum". Von Karnevalssänger Ralph Marquis hat sie "Aap" ("Affe") und "Flüh" (Flöhe) gelernt. Ab und zu komme es auch mal vor, dass sie "de" statt "die" sage. Und auch das Wort "Kengerjahde" für "Kindergarten" rutsche ihr schon mal raus. Wie viel Düsseldorfer Platt einigen Menschen bedeutet, merkt sie vor allem dann, wenn sie als Kinderhoppeditz vor älteren Menschen auftritt. Ein Teil der 30 Aufführungen, die sie bislang absolviert hat, hat sie in Seniorenheime geführt. Dort würden sich ihre Zuhörer am meisten überhaupt freuen, sagt Jana. Ältere Menschen würden zu ihren größten Fans zählen. Von ihnen würde sie auch besonders häufig angesprochen. "Die machen mir dann Komplimente", sagt sie.

Zu den Fans der Schülerin gehört auch der Hoppeditz Tom Bauer. Im Januar wurden beide vom Rheinischen Garde Corps ausgezeichnet. Wenn sie sich sehen, so Jana, würden sie immer rumwitzeln. Sie habe ihm auch schon gesagt, dass sie gerne seinen Job als Hoppeditz übernehmen und dann eines Tages selbst am 11.11. um 11.11 Uhr aus dem Senftopf am Marktplatz springen möchte.

(RP)
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