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Analyse Die Koalition sucht den Plan für die Kultur

Meinung | Düsseldorf · Mit der neuen Ratsmehrheit kommt viel Bewegung in die Kulturpolitik. Die Ampel-Koalition will die freie Szene stärken und den Sanierungsstau beheben. Und dann will sie noch einen "Kulturentwicklungsplan". Dass Düsseldorf den braucht, ist kein gutes Zeichen.

 Die Kulturpolitiker der Ampel-Koalition stellten gestern ihre Überlegungen zum Haushaltsplan 2015 vor: Cornelia Mohrs (SPD, links), Manfred Neuenhaus (FDP) und Clara Deilmann (Grüne).

Die Kulturpolitiker der Ampel-Koalition stellten gestern ihre Überlegungen zum Haushaltsplan 2015 vor: Cornelia Mohrs (SPD, links), Manfred Neuenhaus (FDP) und Clara Deilmann (Grüne).

Foto: Andreas Endermann

In der freien Kulturszene gab es gestern viel Grund, die Korken knallen zu lassen. Die neue Ratsmehrheit aus SPD, Grünen und FDP erhöhte im Kulturausschuss die Mittel um fast eine Million Euro. Deutlich mehr Anträge auf Förderung wurden bewilligt, bei weiteren wurde der Zuschuss erhöht. Tanz- und Theatergruppen, Festivals und auch das Veranstaltungszentrum Zakk können sich über erheblich mehr Geld freuen als in den Vorjahren.

Die Förderung der freien Szene ist nur ein kleiner Posten, verglichen mit dem, was die Stadt für ihre eigenen Bühnen und Museen ausgibt. Aber die Ampel setzte damit ein erstes Signal, dem weitere folgen sollen. Es gibt wenig andere Politikfelder, in denen sich die drei Parteien auf so ehrgeizige Ziele verständigt haben wie die Kultur. Sie wollen den Sparkurs bei den städtischen Häusern beenden und die Ankaufsetats nicht mehr kürzen. Auch der Sanierungsstau an den Kulturbauten soll angegangen werden. Zudem wollen die Ampelpolitiker in einem erweiterten Kulturbegriff denken: Auch Graffiti-Künstler etwa sollen besser gefördert werden. "Das wäre vorher nicht möglich gewesen", sagt Clara Deilmann (Grüne).

Die bemerkenswerteste Neuerung ist wohl, dass Düsseldorf einen "Kulturentwicklungsplan" erhalten soll. Ein solches Papier, das es schon in vielen Großstädten gibt, befasst sich mit Marketing, Vernetzung und Standortentwicklung der Kunsthäuser. Die Bürger sollen in die Erstellung eingebunden werden. Ziel ist es, strukturiert aufzuzeigen, wo die Kulturstadt steht und wie man sie verbessern kann.

Die Ampel-Politiker haben offenbar erhebliche Zweifel, dass sich schon vorher jemand in der Stadtspitze strukturierte Gedanken über die weitere Entwicklung der Kultur gemacht hat. Auch unter den Museums- und Bühnenchefs gab es in letzter Zeit Kritik daran, dass ein Gesamtkonzept über die einzelnen Häuser hinaus fehle. Der "Kulturentwicklungsplan" ist deshalb vor allem eine Ohrfeige für das Kulturdezernat. Den Politikern ist in guter Erinnerung geblieben, wie die Verwaltung kürzlich das "Stadtentwicklungskonzept 2025" vorgestellt hat, in dem es um eben solche Leitlinien für die Zukunft ging. Für die Kultur gab es kein eigenes Kapitel. Um den "Entwicklungsplan" soll sich nun eine externe Agentur kümmern - und Dezernent Hans-Georg Lohe muss sich bei der neuen Mehrheit bewähren.

Ob die Ampel ihre ehrgeizigen Ziele erreicht, hängt vor allem an zwei Fragen. Die eine ist, wer den Plan umsetzt. Für ein besseres Marketing zum Beispiel braucht es Spezialisten. Eine erste Überlegung ist, die Düsseldorf Marketing und Tourismus (DMT) mit der Aufgabe zu betrauen. Auch weitere personelle Entscheidungen sind offen.

Die andere, noch brisantere Frage ist, wie weit das Geld reichen wird. Die Ampel will nicht nur die Unterstützung für die Kultur erhöhen, sondern auch für mindestens zehn Millionen Euro im Jahr Kulturbauten sanieren. Selbst diese Summe ist nicht hoch: 2016 wird sie nahezu komplett fürs Schauspielhaus gebraucht. Wenn zusätzlich noch der Anbau ans Tanzhaus kommen soll, der nächstes Jahr vorbereitet wird, muss die Politik aufsatteln.

Es ist ungewiss, ob sich die Kulturpolitiker damit in ihren Fraktionen durchsetzen - denn die Ampel hat auch noch viele andere ehrgeizige Vorhaben.

(RP)
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