Düsseldorf Die Krimi-Cops im Goldrausch

Düsseldorf · "Manche Menschen hat der liebe Gott am frühen Montagmorgen zusammengeknetet, ein wenig lieblos." So etwas können nur ein bis fünf Personen sagen oder denken. Der eine, das ist Hauptkommissar Struller, und die fünf, das sind die Krimi-Cops, die sich Struller und seine Unfreundlichkeiten nun schon zum sechsten Mal ausgedacht haben.

 Klaus Stickelbroeck, Ingo "Inge" Hoffmann, Martin Niedergesähs und die Carstens "Rösbert" Rösler und "Casi" Vollmer (v.l.) sind die Krimi-Cops.

Klaus Stickelbroeck, Ingo "Inge" Hoffmann, Martin Niedergesähs und die Carstens "Rösbert" Rösler und "Casi" Vollmer (v.l.) sind die Krimi-Cops.

Foto: Dynamic Fotodesign

In "Goldrausch" steht Struller, der eigentlich Struhlmann heißt, ein Assistent zur Seite, der aus der eingangs zitierten Montagsproduktion zu stammen scheint. Und der schon deshalb auf Seite 27 erst einmal aus dem Verkehr gezogen wird. Könnte gut sein, dass - wer auch immer Bernie Spurtmann für's erste Kapitel erfunden hat - noch Großes mit ihm vor hatte. Und dass dann der nächste Autor den semibegabten Aushilfsfahnder hinterrücks im Ständehaus auf ein Nagelkunstwerk spießte. Denn so arbeiten Carsten Rösler, Klaus Stickelbroeck, Martin Niedergesähs, Ingo Hoffmann und Carsten Vollmer seit nunmehr gut elf Jahren. Einer schreibt, der nächste schreibt weiter, und so geht es reihum, löschen ist verboten. Um also einen ungeliebten Assistenten loszuwerden, braucht es dann schon mal einen spektakulären Stich in den Allerwertesten, und prompt ist der Platz frei für Strullers alten Lieblingspraktikanten, der eigentlich längst zum Objektschutz versetzt war.

Es ist der sechste Krimi aus der gemeinschaftlichen Profifeder. Die Ideen, deren erste einst beim Feierabendkaffee im nächtlichen Keller der Wache an der Wilhelm-Raabe-Straße in Mörsenbroich geboren wurde, gehen den Polizisten, die längst in unterschiedlichen Dienststellen gelandet sind, noch lange nicht aus. Gleichwohl glaubt Stickelbroeck, der als Solist noch eine eigene Krimireihe schreibt, und es noch immer nicht geschafft hat, seinen Protagonisten Hartmann im Krimi-Cop-Gemeinschaftswerk mit Struller bekanntzumachen, dass "Goldrausch womöglich unser bester" ist.

Zumindest enthält er deutlich mehr Sex als seine Vorgänger. Was sicher nicht (nur) daran liegt, dass die Autoren Struller diesmal in der lebensfrohen Kunstszene ermitteln (und ihn dabei allerhand zerstören) lassen. Der "Goldrausch" ist allerdings weit entfernt von einem Liebesroman. Dafür liegen einfach zu viele Leichen in Strullers Weg.

Apropos Weg: Die Verfolgungsjagden, die sich Gangster und Polizisten liefern, sind selbst für geborene Düsseldorfer nicht ganz so einfach nachzuvollziehen: Die Cops jagen ihre Protagonisten nämlich über die Dächer von Friedrichstadt, und das noch so temporeich, dass man unweigerlich Bilder aus Manhattan vor sich hat, wenn sich in der Düsseldorfer Krimiwirklichkeit die waghalsigen Sprünge doch allerhöchstens auf dem siebten Stock abspielen können. Dass Friedrichstadt im Krimi nach Bilk verlegt wird, ist nicht wirklich schlimm, der Nagelkünstler heißt im Buch Jörg Stricker, und das klingt ja auch bloß so ähnlich. Und die Krimi-Cops schreiben schließlich keine Schlüsselromane, wie sie immer wieder betonen. Sonst müsste man schon ins Grübeln kommen, welcher einarmige Gastwirt sich mit Willy-Brandt-Frisur ins Stadtparlament katapultiert haben könnte.

(RP)
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