Analyse Die Lehren aus der Silvesternacht in Düsseldorf

Meinung | Düsseldorf · Die neue Lichtanlage muss noch ein bisschen heller sein, das Polizeiaufgebot auf keinen Fall kleiner. Und die Stadt sollte gemeinsam mit den Akteuren in der Altstadt dafür sorgen, dass auch die Düsseldorfer wieder gern am Rhein feiern.

Am Alten Hafen hat die Polizei mit einem mobilen Lichtmast für Helligkeit gesorgt. Auch da wäre eine Dauerlösung angebracht.

Am Alten Hafen hat die Polizei mit einem mobilen Lichtmast für Helligkeit gesorgt. Auch da wäre eine Dauerlösung angebracht.

Foto: Andreas Bretz

Während in Köln noch immer über die Rechtmäßigkeit eines Polizeieinsatzes gestritten wird, den zwölf Monate lang alle forderten, die von den Ereignissen der Silvesternacht 2015 gehört hatten, blickt man in Düsseldorf nach vorn, und zwar schon zum nächsten Jahreswechsel. Der ist zwar in der Landeshauptstadt friedlich, aber bei weitem nicht unauffällig verlaufen. Und das sollte sich ändern.

Niemand hat wohl etwas dagegen, wenn auf dem Burgplatz auch Menschen feiern, die nicht in Düsseldorf oder nicht in Deutschland geboren sind. Auch nicht, dass Menschen aus Nordafrika mitfeiern. Düsseldorf ist eine weltoffene Stadt, da ist jeder erst einmal willkommen. Doch am Silvesterabend war kaum einer auf dem Burgplatz, der die überwiegend mit der Bahn angereisten jungen Männer hätte willkommen heißen können, Neujahrswünsche erklangen nahezu ausschließlich auf arabisch. Warum so viele junge Nordafrikaner und Araber ausgerechnet den Burgplatz und die Freitreppe bevölkerten, wird sich wohl nie endgültig klären lassen. Müßig ist, darüber zu diskutieren, ob die teils durchaus aggressiven Gruppen Straftaten begangen hätten, wenn das Polizeiaufgebot nicht so groß gewesen wäre. Fakt ist: Die Polizei war sehr gut aufgestellt, und es ist nicht zu den serienweisen Übergriffen gekommen, die im vergangenen Jahr zu Recht für Entsetzen gesorgt haben. Und das ist gut so.

Aber wo waren die Düsseldorfer? Mag sein, dass einige nach den Ereignissen des vergangenen Jahres schlicht die Nase voll hatten vom Feiern auf dem Burgplatz, wo schon vorher der Böllerwahnsinn immer gefährlichere Ausmaße angenommen hat. Mag sein, dass andere aus den Terroranschlägen der vergangenen Monate ihre Konsequenzen gezogen haben oder nicht auf das Feuerwerk verzichten wollten, das erstmals in der Altstadt verboten war. Und ja, es gab auch Menschen, die die Altstadt im Angesicht der großen Menge nordafrikanischer Besucher wieder verlassen haben. Die blieben am Ende fast unter sich, im Herzen der Düsseldorfer Altstadt. Und das muss anders werden.

Riesenradbetreiber Oskar Bruch hat seinen Vorschlag, den er Anfang November im Gespräch mit unserer Redaktion gemacht hat, wiederholt: Ein zentrales Feuerwerk samt Lasershow vom Rheinturm, organisiert von der DMT und finanziert von ihm, den Altstadtwirten und der Stadt, wäre für Düsseldorf nicht nur wunderbare Werbung. Sondern auch für die Düsseldorfer wieder ein Anreiz, Silvester in der Altstadt zu feiern. Denn eine Riesenparty ohne Böller - die kann man in der Altstadt jedes Wochenende haben, da muss es an Silvester schon etwas anderes sein. Die Wirte haben jedenfalls schon Zustimmung signalisiert.

Dann könnten Menschen von überall gemeinsam feiern. Damit das friedlich geht, wird die Polizei ihr Silvesteraufgebot bei künftigen Großveranstaltungen kaum reduzieren können. Auch das ist eine Lehre aus der Silvesternacht: Damit die einen entspannt feiern können, müssen Polizisten weiter Überstunden machen. Die Rahmenbedingungen dafür sind durch ausgeweitete Videoüberwachung und mehr Licht am Burgplatz besser geworden. Ohne das Licht vom Riesenrad aber ist die neue Anlage im Einsatz noch zu dunkel, das wurde an der Freitreppe hinterm Schlossturm deutlich. Da muss die Stadt noch ein paar Watt zuschalten.

(sg)
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