Düsseldorf Die Leidensgeschichte Jesu miterleben

Düsseldorf · In der Kirche St. Augustinus zeigen Jugendliche seit dem Weltjugendtag 2005 ein Passionsspiel, das Teil eines Gottesdienstes ist. Die Präsentation der zentralen Ereignisse der Karwoche berührt viele Gläubige.

Passionsspiele, die im deutschsprachigen Raum vor allem in Bayern und Österreich gezeigt werden, haben eine Tradition, die häufig bis in das Mittelalter reicht. Sehr jung ist dagegen das Passionsspiel der Pfarreiengemeinschaft Eller-Lierenfeld. Seit 2005 wird dort in der Kirche St. Augustinus die Leidensgeschichte Jesu Christi gezeigt. "Ursprünglich war solch eine Aufführung als einmaliges Ereignis im Rahmen des Weltjugendtages in Köln geplant. Aber die Zuschauer waren sehr begeistert und haben sich eine Wiederholung gewünscht", sagt Pfarrer Joachim Decker. Seitdem wird die Passion an einem Wochenende der Fastenzeit gezeigt. "Normalerweise gehört diese ja vor allem zum Karfreitag, aber der Termin wird immer neu von den Darstellern festgelegt und richtet sich danach, wann sie Zeit haben."

Bei der Darstellung handelt es sich nicht um ein Schauspiel, sondern um eine Art Gottesdienst. Der Text orientiert sich an den vier Evangelien und wird von zwei Leserinnen vorgetragen. Nur die wörtlichen Zitate aus der Bibel werden von den Darstellern gesprochen. Begleitet wird das rund einstündige Spiel durch Gebete und gemeinsam mit der Gemeinde gesungene Lieder sowie einer Hintergrundmusik. Gezeigt wird das Leiden und Sterben Jesu. Begonnen wird mit dem letzten Abendmahl, auf das der Verrat durch Judas, die Gefangennahme, das Verhör, der Kreuz- und Leidensweg und die Kreuzigung folgen. "Am Ende gibt es aber auch einen Blick auf die Auferstehung - so werden die Zuschauer mit einer positiven Botschaft entlassen", sagt Decker.

Rund 20 Jugendliche wirken - teilweise schon seit vielen Jahren - bei der Aufführung mit. Der 16-jährige Christopher Wöller übernimmt bereits zum dritten Mal die Rolle des Jesus. "Das ist schon etwas Besonderes und hilft mir, mich besser in die Geschichte hinein zu versetzen und mir vorzustellen, wie das damals war", sagt der Schüler. Deshalb ist das Passionsspiel auch für Pfarrer Decker eine lebendige Form des Glaubens, da sich die Jugendlichen dabei intensiv mit dem Leidensweg auseinandersetzten. Damit diese dabei ihren eigenen Weg gehen können, überlässt der Pfarrer ihnen die Organisation des Spiels.

Aber auch die Zuschauer werden von dem Spiel mit seiner bisweilen eher düsteren Atmosphäre intensiver berührt, als dies bei einer normalen Messe der Fall ist. "Wir wollen die Leute bewusst mit hineinnehmen in die Passion. Und das gelingt auch, denn manche Zuschauer sind wirklich zu Tränen gerührt."

Möglichkeiten zu bieten, Glauben und Kirche lebendig zu erfahren, das gehört zum Konzept der Kirchengemeinde. Was sich auch an den weiteren Angeboten für die Gläubigen in der Fastenzeit zeigt. So können Jugendliche an einem Glaubenswochenende und alle anderen Gemeindemitglieder an einem geistlichen Ausflug in eine Kölner Klostergemeinschaft teilnehmen. Zudem gibt es regelmäßig Kreuzweg- und Taizé-Andachten, Meditationen und Vorträge.

(brab)
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