Studie zu Düsseldorfer Innenstadt Die Luft ist noch schmutziger

Düsseldorf · Die Belastung der Innenstadt mit Stickstoffdioxid könnte noch höher sein als bekannt. Das besagt eine Untersuchung der Uni Heidelberg im Auftrag von Greenpeace. Die Zahlen verschärfen die Debatte um ein Verbot für Diesel-Pkw.

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Foto: Hersteller

Fußgänger und Radfahrer sind in Düsseldorf einer besonders hohen Belastung mit dem giftigen Gas Stickstoffdioxid ausgesetzt. Die Konzentration ist laut einer neuen Studie sogar im Vergleich zu anderen Großstädten hoch, an der Corneliusstraße fanden die Forscher einen der höchsten Werte aller untersuchten zwölf Städte. Die Werte der Messstellen von Stadt und Land spiegelten die wahre Belastung nicht wider, so die Wissenschaftler vom Institut für Umweltphysik der Universität Heidelberg. "Generell ist auf ein sehr hohes und großflächiges Gesundheitsrisiko in Düsseldorf zu schließen, das an den Hauptverkehrsstraßen noch einmal deutlich höher liegt."

Der Auftraggeber der Studie, die am Mittwoch veröffentlicht wird und unserer Redaktion bereits vorliegt, ist die Umweltorganisation Greenpeace. Dass sie die Werte jetzt bekannt macht, ist kein Zufall. Denn die Verkehrsminister der Länder treffen sich am Donnerstag und Freitag in Stuttgart und wollen auch über Wege zu besserer Luft sprechen.

Die Belastung mit Stickoxiden gilt dabei als größte Herausforderung. Viele Messstationen in Innenstädten verzeichnen Jahresmittelwerte von deutlich mehr als den EU-weit vorgeschriebenen 40 Mikrogramm pro Kubikmeter. Auch die nun vorliegende Untersuchung macht zu hohe Werte in allen untersuchten Großstädten aus. Laut Greenpeace sterben deshalb pro Jahr rund 10.000 Menschen.

Als Hauptverursacher gelten die Abgase von Diesel-Motoren. Greenpeace fordert, dass die Hersteller in die Pflicht genommen werden, alte Fahrzeuge nachzurüsten. "Die Politik darf die Stadtbewohner und die Dieselfahrer mit dem Problem schmutziger Motoren nicht allein lassen", sagt Verkehrsexperte Tobias Riedl. "Die Verkehrsminister müssen endlich wirksame Maßnahmen ergreifen." Greenpeace und andere Umweltschützer fordern Umweltzonen mit einer "blauen Plakette" für sehr schadstoffarme Autos - und ohne alte Diesel-Pkw.

In Düsseldorf hatten die Wissenschaftler an einem Tag im Februar 2016 an neun Stellen die Belastung gemessen. Außerdem fuhren sie eine Strecke durch die Innenstadt mit einem Fahrrad ab und analysierten die Atemluft auf typischer Nasenhöhe von Fahrern. Das Ergebnis: Wer in Düsseldorf mit dem Rad fährt, atmet eine erhebliche Konzentration von Stickstoffdioxid ein, der Durchschnitt betrug 56 Mikrogramm pro Kubikmeter.

Düsseldorf stand erst vor drei Wochen wegen desselben Themas im Fokus: Das Düsseldorfer Verwaltungsgericht hatte nach einer Klage der Umwelthilfe ein Fahrverbot für ältere Diesel-Fahrzeuge in der Düsseldorfer Innenstadt angeregt, notfalls sogar ohne Einführung der "blauen Plakette" im Bund. Das führte sofort zu Protest unter anderem in Industrie, Handel und Handwerk. Rund 100.000 Fahrzeuge, die nicht der Euro-6-Norm entsprechen, würden ausgesperrt, hieß es.

Wie die Luftverschmutzung gesenkt werden kann, dazu gibt es in der Kommunalpolitik aktuell keine konkreten Pläne. SPD und CDU wollten zuletzt insbesondere die Rheinbahn in die Pflicht nehmen. Aus beiden Parteien gab es die Forderung, dass das Verkehrsunternehmen von Diesel- auf E-Busse umrüstet. Allerdings hält Rheinbahn-Chef Michael Clausecker die Technik für nicht ausgereift. Die Rheinbahn will aber möglichst schnell ihre Flotte auf abgasärmere neue Diesel modernisieren.

(arl)
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