Düsseldorf Die Macher der neuen Rheinbahn-App

Düsseldorf · Schon mehr als 10.000 Menschen haben die App ausprobiert, mit der man kostenlos Bus und Bahn fährt, wenn man Werbe-Videos anschaut. Zwei Düsseldorfer stecken hinter dem Start-up. Ob sich ihre Idee rechnet, wissen sie noch nicht.

 Philipp Dommers (links) und Olaf Peters zeigen die App.

Philipp Dommers (links) und Olaf Peters zeigen die App.

Foto: andreas Endermann

Olaf Peters (41) und Philipp Dommers (31) haben viel zu tun. Journalisten wollen mehr über die App zum kostenlosen Bahnfahren wissen, die für Schlagzeilen sorgt. Verkehrsunternehmen fragen an, ob das Programm auch woanders funktionieren würde, es gibt sogar Interesse im Ausland. Was die beiden Gründer am meisten freut: Es haben sich schon weitere potenzielle Werbekunden gemeldet. Daher kann man in Düsseldorf wohl noch länger Bus und Bahn mit der neuen App fahren.

Vor sechs Tagen ist "WelectGo" in die App-Stores gekommen. Das Konzept: Nutzer suchen sich aus einer Liste vier Werbe-Clips mit einer Länge von jeweils 20 Sekunden aus und schauen sie komplett an. Dafür erhalten sie ein Ticket für den ÖPNV, entweder Kurzstrecke (regulärer Preis: 1,60 Euro) oder Normal-Tarif (2,60 Euro). Das Angebot findet viele Freunde: Die Macher und die Rheinbahn verzeichnen bereits rund 10.000 Nutzer und etwa ebenso viele Fahrten. Mitgründer Olaf Peters freut sich über die Zahlen, mahnt aber zur Bescheidenheit. "Wir sind uns bewusst, dass der Hype schnell wieder vorbei sein kann."

Er spricht auch aus Erfahrung. Denn für die Gründer ist es nicht das erste Start-up. Beide sind Betriebswirte, kommen aus der Werbebranche. Sie haben jeweils schon einige Ideen umgesetzt, darunter ein System für Online-Kommentare und eine Treuepunkte-App. Bislang ist noch nichts so eingeschlagen wie erhofft - aber Scheitern ist in der Start-up-Szene nichts Ungewöhnliches. Man lerne immer dazu, meint Peters. "Ich würde jedem raten, lieber schnell etwas auf die Beine zu stellen."

Die Idee für "WelectGo" entstand vor rund einem Jahr aus der Erkenntnis, dass viele Menschen genervt von Werbung sind. "Dabei würde es viele Angebote ohne Werbung nicht geben", sagt Peters. Die App soll eine neue Verbindung zwischen Werbung und Konsumenten schaffen. Wichtig sei deshalb auch, dass Nutzer sich für Clips entscheiden können, die sie interessieren.

Dass es in dem Pilotprojekt um Fahrkarten geht, liegt daran, dass die Rheinbahn zu einer Kooperation bereit war. Das Verkehrsunternehmen will Kunden gewinnen, der neue Vorstand Michael Clausecker möchte dafür auch neue Wege ausprobieren. Einen Rabatt auf Fahrkarten gibt es aber bislang nicht. "WelectGo" soll nicht auf den ÖPNV beschränkt bleiben, die Gründer haben weitere Ideen für Kooperationen, zu denen sie aber noch nichts sagen wollen.

Bis Ende des Jahres läuft das Projekt mit der Rheinbahn vorerst. Bis dahin erhoffen sich die Macher auch Antworten zu der wichtigsten Frage: Rechnet sich die App? "Das Geschäftsmodell ist die Herausforderung", sagt Peters. Denn der Deal Werbung gegen Ticket gilt nur, so lange es Werbekunden gibt - ihr Kapital wollen die Gründer nicht dafür aufbrauchen. Für einige Wochen habe man noch Budget, bis dahin muss man weitere Kunden überzeugen.

Wer in der App werben will, muss im Vergleich nicht niedrige Preise akzeptieren. Peters nennt keine Zahlen, spricht aber von "Premium-Preisen". Die App erzeuge dafür auch eine besondere Werbewirkung. Eine andere mögliche Einnahmequelle ist ausdrücklich ausgeschlossen, sagt Peters: Mit Nutzerdaten werde nicht gehandelt. Also wollen die Gründer den Schwung der vergangenen Tage ausnutzen, weitere Interessenten finden - und hoffen, dass der Hype noch lange nicht vorbei ist.

(arl)
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