Analyse Die mächtigen Frauen der Grünen

Düsseldorf · Grünen-Landeschefin Monika Düker wird als Regierungspräsidentin gehandelt. An der Spitze der NRW-Grünen soll ihr Mona Neubaur folgen, derzeit Kreisvorsitzende der Grünen in Düsseldorf. Mit Miriam Koch stellen die Grünen auch eine starke OB-Kandidatin.

 Grüne aus Düsseldorf: Monika Düker.

Grüne aus Düsseldorf: Monika Düker.

Foto: Hans-Juergen Bauer

Wenn die Düsseldorfer Grünen in den vergangenen Jahren Schlagzeilen gemacht haben, waren es meist Frauen. Der Kreisverband der Landeshauptstadt scheint eine Kaderschmiede für weibliche politische Führungskräfte zu sein — zumindest seit einigen Jahren.

Prominenteste Vertreterin der starken Grünen aus Düsseldorf ist Monika Düker. Die 50-Jährige ist seit vier Jahren Landeschefin der Grünen — tritt bei der Wiederwahl in einigen Monaten jedoch nicht mehr an. Auf eigenen Wunsch, und nicht, weil sie um eine Mehrheit fürchten müsste.

 Mona Neubaur.

Mona Neubaur.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Nun ist Düker als Regierungspräsidentin im Gespräch. Das Schlösschen am Düsseldorfer Rheinufer ist mit Anne Lütkes (65) seit 2010 Jahren unter grüner Führung. 2017 soll die Kölnerin dem Vernehmen nach jedoch aus Altersgründen ausscheiden. Düker wäre eine geeignete Nachfolgerin. Ob sie Lust auf das Amt hat, steht auf einem anderen Blatt. Denn sie ist Politikerin aus Leidenschaft, will gestalten.

 Miriam Koch

Miriam Koch

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Düker begann ihre Karriere im Stadtrat, wechselte dann vor 13 Jahren in den Landtag. Dort profilierte sie sich vor allem auf dem Feld der Innenpolitik — kein klassisches Frauenthema und auch keins, das typischerweise von Grünen besetzt wird. Doch Düker gilt als "Aktenfresserin", wird auch von politischen Gegnern für ihre Kompetenz geachtet. Das liegt auch daran, dass sie selten ideologisch, sondern meist an der Sache orientiert argumentiert. Schon vor Jahren wurde Düker ernsthaft als Innenministerin gehandelt. Und es ist nicht auszuschließen, dass sie tatsächlich irgendwann als bundesweit erste Grüne auf diesen Regierungsposten kommt. Vielleicht sogar in einer schwarz-grünen Regierung? Mit Düker wäre auch so eine Koalition denkbar. Sie stammt aus einem westfälischen CDU-Elternhaus und gehört zum Realo-Flügel der Grünen.

Eine "Reala", wie es geschlechterkorrekt heißt, ist auch Mona Neubaur. Die gebürtige Bayerin ist seit 2007 Chefin der Düsseldorfer Grünen — und das erfolgreich. Respekt hat sie sich bei der durchaus kritischen Grünen-Basis vor allem durch ihren konsequenten Kampf gegen das eigentlich auf der Lausward geplante Kohlekraftwerk verschafft. Am Ende hatte sie CDU, SPD und FDP an ihrer Seite.

Nun wird dort ein modernes Gaskraftwerk gebaut. Als Kreisvorsitzende ist sie gesetzt, nun soll Neubaur Düker an der Spitze der Landespartei folgen. Dass sie das kann, bezweifelt niemand, der sie aus der politischen Arbeit kennt. Als Geschäftsführerin der Grünen-nahen Heinrich-Böll-Stiftung NRW bringt sie die notwendigen Managerqualitäten mit.

Als Bundestagskandidatin hat die 36-Jährige im vergangenen Jahr bewiesen, dass sie auch Wahlkampf kann. Dass es am Ende doch nicht für das Mandat im Berliner Parlament reichte, lag daran, dass bei dem schlechten Ergebnis der Grünen ihr Platz 19 auf der Landesliste nicht zog. Neubaur haderte persönlich mit den Themen, die den Grünen schließlich die Niederlage brachten: Steuererhöhungen und Veggie-Day. anmerken ließ sie es sich in der Öffentlichkeit nicht — erst nach dem Wahlabend zog sie kritisch Bilanz. Solche Loyalität weiß die Partei zu schätzen. Die Chancen für eine Landeschefin Mona Neubaur stehen also gut.

Miriam Koch würde bei der schwarz-gelben Ratsmehrheit wohl niemand dem Realo-Flügel zuordnen. Aus Sicht von CDU und FDP ist die Geschäftsführerin der Grünen-Ratsfraktion klar eine Linke. Dabei war die 47-Jährige als Stadträtin in ihrer niedersächsischen Heimatstadt Hameln Teil einer schwarz-grünen Ratsmehrheit. In der Fraktion gilt sie als heimliche Chefin. Nun tritt Koch als bislang einzige Frau bei der OB-Wahl am 25. Mai gegen Amtsinhaber Dirk Elbers (CDU) und Thomas Geisel (SPD) an. Koch, die für scharfe Töne bekannt ist, ging bisher mit eher weichen Themen in den Ring: autofreie Sonntage auf zentralen Straßen und Plätzen, um sie kreativ zu nutzen; eine Pause für den Karneval zwischen 11.11. und Neujahr. So sanftmütig wird Koch sicherlich nicht bleiben. Dazu hat auch sie zu viel Spaß an der Macht.

(RP)
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