Düsseldorf Die Mühlenstraße wird schick

Düsseldorf · Mehr Raum für Menschen und Gastronomie, weniger Verkehr und kaum noch Parkplätze: Dieses Konzept für die wichtige Altstadt-Straße kommt an. Parklets sollen alte Parkflächen überdecken und so die Gehwege verbreitern.

 So könnte die Mühlenstraße in zwei oder drei Jahren aussehen. Satt eines ausufernden Park-Such-Verkehrs gibt es viel Raum für Radfahrer und Flaneure. Für Menschen mit Handicap bliebe die Zufahrt offen.

So könnte die Mühlenstraße in zwei oder drei Jahren aussehen. Satt eines ausufernden Park-Such-Verkehrs gibt es viel Raum für Radfahrer und Flaneure. Für Menschen mit Handicap bliebe die Zufahrt offen.

Foto: Scape/Lindschulte+Kloppe

Uwe Kloppe kennt sich aus in Düsseldorf. Als Mitinhaber der Ingenieurgesellschaft Lindschulte+Kloppe hat er den Umbau der Benderstraße betreut, das Moderationsverfahren zur Friedrichstraße geleitet und auch bei der Loretto- und der Birkenstraße saß er mit im planerischen Boot. "Was ich in all diesen Projekten aber noch nie erlebt habe, ist, dass nicht aufgeregt über wegfallende Parkplätze diskutiert wird." So gesehen war es also selbst für einen Profi wie ihn eine waschechte Premiere, die er bei der Bürgeranhörung zum Umbau der Mühlenstraße vor wenigen Tagen erlebte. Denn dort hatten Anwohner und Geschäftsleute wie Wirt Michael Naseband den geplanten Wegfall der Stellplätze ausdrücklich begrüßt. Tenor: Altstädter finden dort ohnehin nie einen Platz.

Zu diesem eher ungewöhnlichen Konsens dürften auch die Gestaltungsvorschläge des Büros beitragen. Die sind innovativ und lassen ahnen, was aus dem in die Jahre gekommenen Straßenzug, der den Grabbe- mit dem Burgplatz verbindet, schon bald werden könnte.

Vor allem die geplanten, 2010 in San Francisco erstmals verbauten "Parklets" lassen die Bürger aufhorchen. "Das sind Erweiterungen des Gehwegs ohne festes Fundament, mit denen die alten Parkflächen überbaut werden", sagt Kloppe. Eine neue Art der Stadtmöblierung, bei der Holz eine Rolle spielen kann, aber nicht muss. Mit dem Plan würde sich Düsseldorf in eine Reihe mit Vancouver, London, und Wien stellen. In Deutschland hat Stuttgart das Konzept, das als "hip" und modern gilt, bereits umgesetzt.

 Lässig: ein "Parklet" zum kurzen Verschnaufen auf der Schwabstraße in Stuttgart. Der Gehweg wird erheblich erweitert. Denkbar sind auch Lösungen, bei denen die Außengastronomie im Mittelpunkt steht.

Lässig: ein "Parklet" zum kurzen Verschnaufen auf der Schwabstraße in Stuttgart. Der Gehweg wird erheblich erweitert. Denkbar sind auch Lösungen, bei denen die Außengastronomie im Mittelpunkt steht.

Foto: Konrad Zerbe - http://konradzerbe.de

Und wie lange müssen die Düsseldorfer auf die neue Flaniermeile warten? "Wenn die Politik das so will, könnten die "Parklets" schon in diesem Jahr aufgebaut werden, schließlich haben sie den Charakter eines Provisoriums", sagt Kloppe.

 Bei dieser Variante kommt ausschließlich Naturstein zum Einsatz. Das Büro Lindschulte+Kloppe hat auch eine Variante entwickelt, bei der in der Mitte Asphalt verlegt wird.

Bei dieser Variante kommt ausschließlich Naturstein zum Einsatz. Das Büro Lindschulte+Kloppe hat auch eine Variante entwickelt, bei der in der Mitte Asphalt verlegt wird.

Foto: Scape/Lindschulte+Kloppe

Ausschließen will das auch CDU-Planungsexperte Alexander Fils nicht. "Aber schauen wir doch erstmal, wie sich das entwickelt." Wichtig ist dem Vorsitzenden des Planungsausschusses, die Baumaterialien frühzeitig auf Belastbarkeit zu prüfen. "Die Unzulänglichkeiten beim Altstadt-Pflaster, bei dem die Ecken abbrachen, dürfen sich nicht wiederholen", mahnt Fils. Dass die Parkplätze (Ausnahme: Behinderte) - wegfallen, begrüßen Fils und sein Stellvertreter Markus Raub (SPD) unisono. "Es soll einfach keine Durchgangsstraße mehr sein", sagt Raub. Ganz sperren will er die Mühlenstraße nicht. Gerade mit Blick auf das Andreasquartier "können wir nicht den gesamten Verkehr über die Ratinger Straße abwickeln.

Grünes Licht wird es wohl auch weiterhin für die Taxifahrer geben. Das hatte ein Burgplatz-Anwohner bei der Bürgerrunde zwar heftig kritisiert ("man kann einfach nicht schlafen"), die Mehrheit der Experten und Bürger tendiert aber zum Erhalt des Halteplatzes. Eine Einschätzung, die auch Uwe Kloppe teilt. "Die Idee, den Taxi-Stand beispielsweise an die Fritz-Roeber-Straße zu verlagern, hat einen entscheidenden Nachteil: Der Standort ist vom eigentlichen Geschehen in der Altstadt zu weit entfernt."

(jj)
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