Düsseldorf Die neuen U-Bahnhöfe nehmen Form an

Düsseldorf · Jede Station der Wehrhahn-Linie wird ein Kunstwerk. Am Graf-Adolf-Platz können Fahrgäste bald ein raffiniertes Farbenspiel bestaunen - und die "Benrather Straße" wird zum Raumschiff. Die Künstler mussten viel Geduld mitbringen.

 Der Künstler Thomas Stricker macht aus der Station „Benrather Straße“ ein Raumschiff.

Der Künstler Thomas Stricker macht aus der Station „Benrather Straße“ ein Raumschiff.

Foto: Schaller,Bernd

Manuel Franke muss einen Moment überlegen, bevor er sich wieder erinnert, in welchem Jahr er seine Idee für den "Graf-Adolf-Platz" eingereicht hat. Das ist ja auch schon eine ganze Weile her. 2001 hatte sich der Künstler beim Wettbewerb für die Gestaltung des neuen U-Bahnhofs mit seinem Projekt "Achat" durchgesetzt. Nun, der Kunstakademie-Absolvent Franke ist inzwischen 50 Jahre alt, zeigt sich endlich das Resultat seiner Arbeit. In der Station werden derzeit die von Franke gestalteten grünen Platten angebracht 1000 Quadratmeter Glas hat der Künstler bemalt. Die Platten werden die Fahrgäste bald auf dem Weg in den Untergrund begleiten.

 Der Künstler Manuel Franke hat den Bahnhof „Graf-Adolf-Platz“ gestaltet. Dort werden 1000 Quadratmeter grüne Glasplatten angebracht

Der Künstler Manuel Franke hat den Bahnhof „Graf-Adolf-Platz“ gestaltet. Dort werden 1000 Quadratmeter grüne Glasplatten angebracht

Foto: Schaller,Bernd

Die fünf neuen U-Bahnhöfe für die Wehrhahn-Linie sollen eine Visitenkarte von Düsseldorf werden. Die Stadt lässt deshalb jede der Stationen von einem Künstler gestalten, durch wiederkehrende reliefartige Betonwände an den Gleisen sollen sie außerdem in einem Gesamtkonzept mit dem Titel "Kontinuum" verbunden werden. Nun stellten die Stadtspitze und die Künstler die Fortschritte an den Stationen "Graf-Adolf-Platz" und "Benrather Straße" vor. Beide Bahnhöfe stehen kurz vor der Fertigstellung, in rund einem Jahr sollen die Bahnen fahren können.

Im "Graf-Adolf-Platz" wird das leuchtende Grün die beherrschende Farbe sein. Manuel Franke hat die Farbe auf Glas aufgetragen und dann mit verschiedenen Techniken bearbeitet. Mit Haken, Wasser und Luft hat er Aussparungen geschaffen und dadurch einen dunklen Linienstrom entstehen lassen, der mal schmaler, mal breiter pulsiert und den Besucher zu den Gleisen führt - ein dynamischer Kontrast zu den kühlen grauen Wänden. Rund um den Tunnelausgang, durch den später die Bahnen einfahren werden, sieht man schon die großflächigen grünen Ströme, die das Tunnelloch wie ein Wasserfall umspielen. Franke hofft, dass das Kunstwerk ein Gesprächsthema unter den Fahrgästen wird. "Vielleicht unterhalten sie sich darüber, welche Stellen ihnen am besten gefallen."

Eine Station weiter findet sich das wohl verrückteste Werk: Thomas Stricker macht aus der "Benrather Straße" ein Raumschiff. Schon zu sehen sind die ersten glänzenden Metallplatten, auf die ein Code aus Punkten zu sehen ist - ähnlich, wie man ihn aus den "Matrix"-Filmen kennt. Auch die Architektur mit schrägen Säulen ist futuristisch. Später sollen die Besucher in den Weltraum schauen können. Dazu werden sechs Bildschirme angebracht, die einen Ausblick ins All zeigen - als würde sich die Station zwischen Sternen bewegen.

Während die Arbeiter im kommenden Jahr den Bahnhof fertigstellen, muss der Künstler am Rechner noch das Weltraum-Modell gestalten. In dieser Hinsicht hat es sich gelohnt, dass zwischen den ersten Entwürfen und der Fertigstellung mehr als zehn Jahre vergangen sind. "Wir haben technisch viel bessere Möglichkeiten", sagt Stricker, 51, ebenfalls Absolvent der Akademie. Nach den ersten Rückmeldungen hat er den Eindruck, dass vor allem Männer von der Raumschiff-Kunst begeistert sind. "Ich will aber auch die Frauen erreichen."

OB Thomas Geisel, der die Wehrhahn-Linie im nächsten Jahr einweihen darf, zeigte sich angetan von der künstlerischen Gestaltung. "Das ist ein Alleinstellungsmerkmal", sagte Geisel. "Das Konzept passt zur Kulturstadt Düsseldorf." Die Stadt denkt derzeit darüber nach, wie sie kunstinteressierten Bürgern die Werke näherbringen kann - möglicherweise wird es sogar Führungen durch die Stationen geben.

(RP)
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