Düsseldorf Die Parteien und ihre Wahlplakate

Düsseldorf · Wer Aufmerksamkeit auf sich lenken möchte, versucht das an möglichst stark frequentierten Straßen und Plätzen. Der Wahlslogan der CDU vom "schuldenfreien Sektor" stößt bei den Nachbarn auf wenig Begeisterung.

Düsseldorf: Das sind die Wahlplakate der Parteien
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Düsseldorf: Das sind die Wahlplakate der Parteien

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Die zehn Parteien, die zur Kommunalwahl am 25. Mai antreten, werben stadtweit mit fast 10 000 Plakaten. Sie werden aufgestellt oder an Masten gehängt. Da in Düsseldorf pro Mast nur ein Plakat erlaubt ist, ist der Platz also begrenzt. Entsprechend groß ist der Ansturm auf besonders attraktive Standorte, zu denen zum Beispiel stark befahrene Straßen gehören - am besten solche mit großer Staugefahr. Denn dann bleibt den Autofahrern ausreichend Zeit, die Plakate zu studieren. Die Luegallee in Oberkassel ist dafür ein gutes Beispiel - dort fließt der Verkehr oft sehr langsam, Zeit für einen Blick zur Seite also. Entsprechend wurde die jeweils linke Seite fleißig mit Wahlslogans tapeziert.

Umso erstaunlicher ist die Standortauswahl der CDU im Wahlbezirk Pempelfort Nordwest/Hofgarten: Der Kandidat André Simon hat ausgerechnet die Masten entlang der Toulouser Allee für seine Plakate und die von OB Dirk Elbers ausgewählt. Nun ist die vierspurige Straße auf dem Areal des früheren Derendorfer Güterbahnhofs relativ neu, vielen Autofahrern noch unbekannt und bis auf die Morgenstunden nahezu leer. Dass der Wahlkampf dort weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit läuft, ist auch daran zu erkennen, dass außer der CDU keine andere Partei dort wirbt.

Zeigen die Bilder die Realität? Unterschiedlich: Glättende Bildbearbeitung hat Miriam Koch, OB-Kandidatin der Grünen, nicht an ihr Wahlkampffoto gelassen. "Ich habe es mit Photoshop-Bearbeitung getestet, das sah jedoch komisch aus", versichert die 47-Jährige. Deshalb habe sie einfach ihr Lieblingsfoto ausgewählt - unbearbeitet - und schon viele positive Reaktionen bekommen. Auch die FDP legt Wert darauf, im Original dargestellt zu werden. Bei Thomas Geisel scheint auch keiner Hand (bzw. Photoshop) angelegt zu haben. Der Oberbürgermeister jedoch sieht auf seinen Fotos deutlich jünger und schlanker aus als in Wahrheit. Das Gleiche gilt für den linksrheinischen Bezirksvorsteher Rolf Tups - auf den Plakaten sieht er sehr entspannt aus.

Ein Plakat der Union mit dem Spruch "Sie verlassen den schuldenfreien Sektor" hat Diskussionen ausgelöst, auch bei den Nachbarn. Frank Schneider, Bürgermeister des schuldenfreien Langenfeld (CDU): "Weil es auf die deutsche Teilung und die Berliner Mauer anspielt, bekommt es einen Negativ-Touch." Sein Kollege Daniel Zimmermann aus dem ebenfalls schuldenfreien Monheim (Partei: Peto): "Was das Thema Schuldenfreiheit angeht, würde ich inhaltlich keinen Anstoß an diesem Plakat nehmen."

Und der Neusser Bürgermeister Herbert Napp hat jüngst erklärt, dass Neuss am 24. Mai - einen Tag vor der Kommunalwahl - schuldenfrei sein werde. Das hätten die Düsseldorfer offenbar nicht gewusst. Die Wortwahl ist für ihn jedoch die "zweite Seite der Medaille". Sie wecke die Assoziation mit "Gut und Böse" wie einst mit "Freiheit oder Kommunismus".

(RP)
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