Düsseldorf Die Porträts der Oberbürgermeister
In der Galerie im Düsseldorfer Rathaus hängen nur Porträts von Oberbürgermeistern. Diesen Titel gibt es offiziell erst seit 1858. Ein Beigeordneter ist auch dabei.
Ludwig Hammers (1849-1876)
Künstler Carl Murdfield (Schüler der Düsseldorfer Kunstakademie, später Leiter der Kunsthalle)
Hammers war 27 Jahre lang Oberbürgermeister während der beginnenden Industrialisierung; er verhinderte die Ansiedlung der Eisenindustrie im Stadtinneren und geriet in den späteren Jahren seiner Amtszeit unter massive Kritik (Korruption und Franzosenfreundlichkeit), schließlich trat er zurück.
Wilhelm von Becker (1876-1886)
Künstler Elbinghaus (Bildhauer)
In seiner zehnjährigen Amtszeit ordnete Becker die Stadt- und Finanzverwaltung neu. Durch die Planung der Eisenbahnlinien und der Kanalisation prägte er die Stadtentwicklung Düsseldorfs maßgeblich mit. In der Bevölkerung in Düsseldorf und Dortmund, wo er zuvor Oberbürgermeister war, hatte er den Namen „der schwarze Becker“. Nach seiner Amtszeit in Düsseldorf wurde er Oberbürgermeister von Köln und blieb es 20 Jahre.
Ernst Lindemann (1886-1899)
Künstler Rudolf Huthsteiner (gebürtiger Düsseldorfer, 1903 mit der Goldmedaille der Internationalen Kunstausstellung München ausgezeichnet)
Auch Lindemann war Oberbürgermeister von Dortmund, bevor er das Amt in Düsseldorf übernahm. Unter seiner Regierung kam die Straßenbahn in städtische Hand, der Ostpark und der Volksgarten wurden angelegt, der Grafenberger Wald erworben. Der Kauf führte zur Auseinandersetzungen mit dem Düsseldorfer Regierungspräsidenten, die zu Lindemanns Rücktritt führten.
Wilhelm Marx (1899-1910)
Künstler Rudolf Huthsteiner (siehe Ernst Lindemann)
Während seiner Amtszeit führte Marx mit Unterstützung zahlreicher Industrieller wie Heinrich Lueg, Ernst Poensgen, Ernst Schiess oder Hermann Heye Düsseldorf in die „Moderne“. Unter seiner Ägide entwickelte sich Düsseldorf zu einer modernen, expandierenden Großstadt und baute den im 19. Jahrhundert erworbenen Ruf als Ausstellungsstadt weiter aus. Die Einwohnerzahl Düsseldorfs verdoppelte sich annähernd. Es gibt kaum einen städtischen Lebensbereich, der während dieser Zeit nicht einen bedeutenden Aufschwung genommen hätte. Er war Wegbereiter der späteren Rheinbahn AG, des Baus des ersten städtischen Hallenbads, des neuen Rheinhafens und der Oberkasseler Brücke, unter ihm gab es Eingemeindungen, das Oberlandesgericht und der Stahlhof wurden eingerichtet. Das Wilhelm-Marx-Haus, erstes Hochhaus Deutschlands, erinnert bis heute an ihn.
Adalbert Oehler (1911-1919)
Künstler Wolfgang Pagenstecher (Schüler der Düsseldorfer Kunstakademie und Mitglied des Künstlervereins Malkasten, entwarf auch das NRW-Wappen)
Vor seiner Amtszeit in Düsseldorf war Oehler Oberbürgermeister von Halberstadt und Krefeld. In Düsseldorf hatte er während der Jahre des Ersten Weltkriegs wenig Gestaltungsspielraum. Sein Verhalten während der Revolution 1918/19 beendete seine bis dahin steile Karriere. Obwohl er zunächst mit dem USPD-geführten Arbeiter- und Soldatenrat zusammenarbeitete, galt er bei großen Teilen der Düsseldorfer Arbeiterbevölkerung als unpopulär. Ihm wurde vorgeworfen, die Stadtverwaltung im Krieg vor allem als Hilfsstelle für die Düsseldorfer Rüstungsindustrie aufgestellt zu haben, bei der Verwaltung der Lebensmittel- und Kohlenversorgung wurde ihm Versagen attestiert. Er floh schließlich ins von Belgiern besetzte linksrheinische Oberkassel, um sich einer Verhaftung zu entziehen. Der Düsseldorfer Arbeiterrat erklärte Oehler daraufhin für abgesetzt und machte Karl Schmidtchen zum Oberbürgermeister.
Emil Köttgen (1919-1924)
Künstler Max Stern ((Der jüdische Maler war bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten Mitglied im Künstlerverein Malkasten)
In seine Amtszeit fielen die Unruhen nach dem Ersten Weltkrieg und die Ruhrbesetzung der Franzosen. Nachdem Köttgen sich geweigert hatte, eine Bekanntmachung der französischen Besatzungsbehörden zu veröffentlichen, wurde er im Februar 1923 verhaftet und aus der Stadt ausgewiesen. Die Amtsgeschäfte leitete der Stadtbaurat und Beigeordnete Karl Geusen. Um als Privatperson nach Düsseldorf zurückkehren zu können, erklärte Köttgen seinen Amtsverzicht, der am 31. März 1924 wirksam wurde.
Karl Geusen (1924-1926 als Bürgermeister)
Künstler Fritz Reusing (Schüler der Kunstakademie Düsseldorf und Mitglied des Kunstvereins Malkasten, er malte viele berühmte Wissenschaftler und Künstler)
Geusen war Stadtbaurat, Beigeordneter,Vertreter des Oberbürgermeisters und Bürgermeister, während der Besatzungszeit durch die Franzosen führte er an Stelle des amtierenden Oberbürgermeisters Köttgen unter schwierigen Verhältnissen die Stadtverwaltung. Wegen seiner Sachkenntnis, Liebenswürdigkeit und seines Humors wurde er vom Volk als „Papa Geusen“ verehrt.
Robert Lehr (1924-1933)
Künstler Oswald Petersen (Schüler der Kunstakademien Düsseldorf und München, er war bekannt für Porträts von Industriellen und Personen des öffentlichen Lebens)
Lehr war zunächst Polizei- und Finanzdezernent, bevor er im Düsseldorfer Rathaus Oberbürgermeister wurde. Wegen seiner oppositionellen Haltung gegenüber dem Nationalsozialismus wurde er im April 1933 des Betrugs verdächtigt und verhaftet, in seinem Amt abgelöst und in den Ruhestand versetzt. 1935 wurde er Mitglied einer Widerstandsgruppe in Düsseldorf. Er lebte bis 1945 als Privatmann im Sauerland. Nach dem Krieg gehörte er zu den Gründern der CDU. Später wurde er Bundestagsabgeordneter und Bundesinnenminister.
Karl Arnold (1946-1947)
Künstler Oswald Petersen (siehe Oberbürgermeister Lehr)
Als Karl Arnold, Mitgründer der Einheitsgewerkschaft und der CDU, Oberbürgermeister von Düsseldorf wurde, wusste er um die Not der Bürger und versuchte nach Kräften, zu helfen. Er packte auch mal mit der Schaufel an, um Trümmer zu beseitigen. Nach der ersten freien Kommunalwahl vom 13. Oktober 1946 wurde Arnold, der zu den Lizenzträgern der Rheinischen Post gehörte, vom Stadtrat in seinem Amt als Oberbürgermeister bestätigt. Düsseldorf war kurz zuvor von den Briten zur Hauptstadt des neugebildeten Landes Nordrhein-Westfalen auserkoren worden. Die Amtskette trug er aber nur noch wenige Monate. Nach der ersten Landtagswahl im April 1947 wurde der CDU-Politiker von einer breiten Mehrheit zum Ministerpräsidenten gewählt.
Josef Gockeln (1947-1956)
Künstler Arthus Kaufmann (Schüler der Kunstakademie Düsseldorf, Mitbegründer der Gruppe Junges Rheinland)
Gockeln war Mitbegründer der CDU, Mitglied der christlichen Gewerkschaft der Katholischen Arbeitnehmerbewegung und 1946 Sozialminister des Landes. Während seiner Amtszeit als Oberbürgermeister von Düsseldorf war er auch Abgeordneter und eine Zeitlang sogar Präsident des NRW-Landtags, parallel Mitglied des Bundestags. Er galt als überparteilich agierender Politiker. Unter ihm als Oberbürgermeister nahm 1954 in Benrath die erste Bezirksvertretung ihre Arbeit auf. Gockeln starb bei einem Autounfall während einer Dienstfahrt zwischen Dormagen und Neuss.
Georg Glock (1956-1959)
Künstler Oswald Petersen (siehe Oberbürgermeister Lehr)
In der Amtszeit des SPD-Politikers, der sich große Verdienste um den Wiederaufbau der Stadt erwarb, wurden das Mannesmann-Hochhaus fertiggestellt und die Synagoge an der Mauerstraße eröffnet. Außerdem wurde ein Leitplan für den Wiederaufbau der Stadt veröffentlicht. 1958 wurde Glock in seinem Amt bestätigt.
Willi Becker (1960-1961, 1964-1974)
Künstler Oswald Petersen (siehe Oberbürgermeister Lehr)
Der Sozialdemokrat konnte mit Unterbrechung zwei Amtszeiten verbuchen. Besonders in der zweiten wurden wichtige Weichen gestellt - zum Beispiel der erste Spatenstich für die Düsseldorfer U-Bahn. Die Rheinkniebrücke und die Kunsthalle wurden eröffnet. Und: Becker konnte auch Queen Elizabeth II. im Rathaus begrüßen.
Fritz Vomfelde (1961)
Künstler Otto Pesch (Mitbegründer der Künstlergruppe „Gruppe 53“)
Der CDU-Politiker war 15 Jahre Mitglied des Stadtrats, Vorsitzender seiner Fraktion und Bürgermeister, bevor er im März 1961 zum Oberbürgermeister gewählt wurde. Acht Monate später starb er.
Peter Müller (1961-1964)
Künstlerin Talitha Eck-Constantinescu (vermutlich in Rumänien geboren, 1912-1996)
Der in Mörsenbroich lebende CDU-Politiker hatte sich in seiner Amtszeit insbesondere um den Ausbau der heutigen Heinrich-Heine-Universität zur Volluniversität verdient gemacht. 1964 unterlag er bei der Kommunalwahl und wurde Bürgermeister.
Klaus Bungert (1974-1979, 1984-1994)
Künstlerin Helena Parada
Bungert ist der zweite Sozialdemokrat, der nach einer Unterbrechung zum zweiten Mal ins Amt des Oberbürgermeisters kam – und zwar auf äußerst ungewöhnliche Weise: Weil 1984 im Rat ein Patt zwischen ihm und dem CDU-Politiker Josef Kürten herrschte, musste das Los entscheiden. Bungert gewann. In den insgesamt 15 Jahren seiner Amtszeit hat er viel bewegt: Vor allem der Bau des Rheinufertunnels ist mit seinem Namen verbunden. Ebenso der Medienhafen. Aber auch viele Städtepartnerschaften, etwa mit Chemnitz und dem englischen Reading. Engagiert war Bungert lange im Mieterverein.
Josef Kürten (1979-1984)
Künstler Walter Ritzenhofen (studierte an der Düsseldorfer Kunstakademie)
Der CDU-Politiker, ein Zögling seines Amtsvorgängers Josef Gockeln, hat 43 Jahre für seine Partei im Stadtrat gesessen - und vor allem in seiner Amtszeit viel bewegt. Zum Beispiel, als es darum ging, die Messe von der Fischerstraße nach Stockum zu verlegen. Oder Schloss Benrath mit einer Stiftung zu stützen. Kürten war engagiert im Brauchtum, vor allem in der Katholischen Jugend. Mit Klaus Bungert von der SPD überwand er während seiner Amtszeit politische Gräben und bildete mit SPD und FDP die „Fraktion Düsseldorf“, um viele Projekte auf den Weg zu bringen. Schließlich verlor er sein Amt per Losentscheid ausgerechnet an Bungert.
Marlis Smeets (1994-1999)
Künstlerin Janet Brooks-Gerloff (die in den USA geborene Malerin porträtierte auch Helmut Schmidt und Johannes Rau)
Die Sozialdemokratin Marie-Luise Smeets, im Hauptberuf Rheinbahnerin in führender Stellung, regierte während ihrer Amtszeit erstmals mit rot-grüner Mehrheit im Düsseldorfer Rathaus. Sie setzte sich besonders für soziale Belange ein, legte die Basis für den Neubau des Rheinstadions und leitete angesichts eines Schuldenbergs einen rigiden Sparkurs ein. Bei der Bevölkerung war sie als „uns Marlies“ beliebt. Bei der Wahl 1999 unterlag sie dem CDU-Kandidaten Joachim Erwin und verpasste somit die Hauptamtlichkeit.
Joachim Erwin (1999-2008)
Künstler Markus Lüpertz (einer der bedeutendsten Gegenwartskünstler, war 21 Jahre Rektor der Düsseldorfer Kunstakademie)
Der CDU-Politiker Erwin war der erste hauptamtliche Oberbürgermeister in Düsseldorf – und füllte diese Rolle aus. Die Liste der Projekte, die er durchgesetzt, angestoßen und realisiert hat, ist lang. Viele davon waren umstritten. In seiner Amtszeit kam es zu drei Bürgerentscheiden, bei einem, dem Verkauf der Stadtwerke, unterlag Erwin. Der Bau der Multifunktions-Arena und der Bilker Arcaden, der Kö-Bogen (wenn auch in kleinerer Version), die wirtschaftliche Schuldenfreiheit, Sportveranstaltungen mit Skirennen am Rhein oder Boliden auf der Kö gehörten zu seinen Projekten. 2008 verstarb Erwin schwer krebskrank im Amt.
Dirk Elbers (2008-2014)
Ein Jahr vor dem regulären Wahltermin kam der Christdemokrat Elbers nach dem Tod Erwins ins Amt. Während seiner Amtszeit machte er die Kitas beitragsfrei, setzte mit dem Partner FDP die größere Version des Kö-Bogens um (mit Abriss des Tausendfüßlers), brachte das neue Balletthaus auf den Weg. Mit der Suspendierung von Feuerwehrleuten und negativen Äußerungen über verschuldete Städte im Ruhrgebiet brachte er viele Bürger gegen sich auf. Am Ende verlor er gegen den SPD-Mann Thomas Geisel.