Düsseldorf Die preisgekrönte Schülerzeitung

Düsseldorf · Gute Recherche und ein weiter Bogen an Themen, der vom Abi-Stress bis zu den Morden des NSU reicht, zeichnen "SUSpekt" aus. Gemacht wird das 100-seitige Druckwerk von engagierten Schülern des St.-Ursula-Gymnasiums.

 Sophie Würdemann (17; v.l.), Jonathan Hoff (17), Lara Kuppen (17) und Carina Winkels (15) planen bereits die neue Ausgabe ihrer mehrfach ausgezeichneten Schülerzeitung SUSpekt.

Sophie Würdemann (17; v.l.), Jonathan Hoff (17), Lara Kuppen (17) und Carina Winkels (15) planen bereits die neue Ausgabe ihrer mehrfach ausgezeichneten Schülerzeitung SUSpekt.

Foto: Anne Orthen

Als die Schülerzeitung des St.-Ursula-Gymnasiums 2001 zum vorerst letzten Mal erschienen war, hatte sie sich nicht sonderlich vom Erscheinungsbild anderer Schülerzeitungen abgehoben: ein schlichtes Heft mit einem Cover aus Pappe und schwarz-weißen Fotos. Mit dem Titelthema "Der Euro kommt" versuchten die damaligen Redakteure, ein aktuelles Thema zu präsentieren, aber das Gros der Nachrichten drehte sich um schulische Ereignisse aus dem vergangenen Jahr.

Eher mäßig war seinerzeit das Interesse der Mitschüler. Ganz anders präsentiert sich "SUSpekt - die Schülerzeitung" heutzutage, nachdem engagierte Schüler das Projekt vor einigen Jahren aus der Versenkung hoben. "Wie gut unsere Zeitung bei den Schülern ankommt, sieht man mittlerweile an den langen Schlangen am Erscheinungstag der neuesten Ausgabe", sagt Lara Kuppen. Zwei bis drei Ausgaben des 100 Seiten umfassenden Hochglanz-Magazins zum Preis von zwei Euro bringt das Redaktionsteam um Kuppen (17), Carina Winkel (15), Sophie Würdemann(17) und Jonathan Hoff (17) nun jedes Jahr heraus - und das mit riesigem Erfolg.

Viele Preise, unter anderem der erste Platz beim deutschlandweiten "JugendPresse"-Wettbewerb 2017, haben die jungen Redakteure schon eingeheimst. In diesem Jahr reichte es zwar "nur" zum zweiten Platz, aber auch der ist wichtig für die Zeitung. "Mittlerweile finanzieren wir uns nämlich zum Großteil über die Prämien dieser Wettbewerbe", sagt Chefredakteurin Lara Kuppen.

Hintergrund des Erfolgs ist die große Bandbreite von Reportagen und Berichten, die "SUSpekt" ausmacht. Die Texte beschäftigen sich zum einen mit regionalen und schulischen Themen, zum anderen mit überregionalen aktuellen Dingen. Während Carina Winkel in der letzten Ausgabe einen Artikel über die steigende Anzahl von Schulverweigerern in Düsseldorf schrieb, berichtete der frühere Chefredakteur Paul Nachtwey über die Mordserie des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU). Winkel führte dazu ein Interview mit einem Schulverweigerer aus Düsseldorf, Nachtwey reiste extra zu einem Prozesstag nach München und fertigte Phantombilder der Beteiligten per Holzstich an. Layouttechnisch wurde das Ganze dann anspruchsvoll von Jonathan Hoff umgesetzt.

Für die neue Ausgabe könnte nun laut Würdemann die Diskussion um den kostenlos nutzbaren ÖPNV zum Titelthema werden. "Wir wollen anderen Schülern einen Raum geben, um sich zu präsentieren", erklärt Kuppen den Anspruch der Zeitung. Jeder Schüler kann deshalb selber zum Redakteur werden, wenn er mit einem passenden Themenvorschlag kommt. "Die Themen für die Ausgabe kommen daher meist von selbst", sagt Kuppen. Und die müssen nicht immer politischer Natur sein. Mitunter werden auch besondere Fotomontagen von Schülern oder die Werke angehender Kunststudenten abgebildet. "Eben alles, was Schüler so beschäftigt."

Die Kommunikation läuft dabei zum Großteil über das Smartphone ab, denn auch ohne wöchentliche Konferenzen investieren die Schüler schon genügend Freizeit in ihre Zeitung. "Die Sommerferien können bei der Fertigstellung der Artikel da schon einmal dazwischen kommen", sagt Carina Winkel. Auch die ein oder andere Unterrichtsstunde musste dafür schon einmal kürzer ausfallen. "Jetzt im Vorabitur war das nicht immer einfach. Aber wir erhalten da volle Unterstützung von unseren Lehrern", unterstreicht Kuppen.

Dennoch kann es gerade in den Tagen vor dem Erscheinungsdatum ziemlich stressig werden, wenn alles ordentlich sein soll. Und das soll es. Denn für Patzer ist die Schülerzeitung inzwischen einfach viel zu sehr gefragt.

(RP)
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