Kolumne Mein Düsseldorf Die Radler rüsten auf

Düsseldorf · Drei-Gang-Nabenschaltung und heulender Dynamo waren gestern. Wer heute in die Pedale tritt, tut dies mit allerlei Zubehör.

 Fachverkäufer Andrew Walker vom Geschäft la Bici zeigt ein teures Hightech-Fahrrad mit allen Schikanen - mit Rahmen aus Carbon und einem Zeitfahrlenker mit elektrischer Gangschaltung.

Fachverkäufer Andrew Walker vom Geschäft la Bici zeigt ein teures Hightech-Fahrrad mit allen Schikanen - mit Rahmen aus Carbon und einem Zeitfahrlenker mit elektrischer Gangschaltung.

Foto: Andreas Endermann

Selbst lokalpatriotisch orientierte Düsseldorfer werden nicht widersprechen, wenn man die Qualität der Stadt für Radler für ausbaufähig hält. Man könnte das Urteil auch drastischer formulieren. Aber immerhin: Die lokalen Verkehrsplaner haben das Problem erkannt, arbeiten daran und tun einiges. Ob das immer so sinnvoll ist, mag mancher angesichts der aufgemalten Möchtegernradwege in der City bezweifeln. Unstrittig ist aber der Wille, den Menschen das Radeln zu erleichtern, ihnen vor allem Raum zu schaffen.

So oder so - man liegt damit auf jeden Fall im Trend. Denn mehr Menschen denn je entdecken in der Landeshauptstadt das per Pedale angetriebene Vehikel als vernünftige Alternative zum Auto.

Und offenbar sind sie auch sehr findig darin, das für sie passende Gefährt zu finden. Wer aufmerksam die Radwege beobachtet, vor allem die in den Außenbezirken, dem fällt sehr schnell auf: Radler rüsten ihre Räder auf. Vorbei sind die Zeiten, in denen eine Drei-Gang-Nabenschaltung der Gipfel des Komforts war. Unter sechs, acht oder auch gern noch mehr Gängen steigt heute keiner mehr in den Sattel - und der ist auch nicht mehr das Po-zermürbende (und nicht selten familienplanungs-unfreundliche) Gebilde aus billigem Plastik, sondern zeigt in seiner Vielfalt, dass die Fabrikanten den Hintern hoch bekommen und gute Ideen gehabt haben. Moderne Sättel sind schmal oder breit, hart, weich oder sehr weich und meist gefedert. Sie sind aus Leder, oder speziellen, atmungsaktiven und nässe-abstoßenden Kunststoffen, perforiert oder glatt, oft (aber nicht immer) schwarz, sogar fingernagelschonend leicht verstellbar.

Lampen, einst von einem mühselig quietschenden Dynamo am Vorderreifen mit mehr oder weniger ausreichend Saft befeuert, haben ihre finsteren Zeiten als Funzeln hinter sich. Heute nehmen sie ihre Energie aus langlebigen Batterien und Kraftzellen. LED-Leuchten strahlen aus winzigen Gehäusen, kleiner als eine Streichholzschachtel, oder schmalen Gehäusen, auf Schnappverschlüssen am Lenkrad eingehakt, daher leicht zu demontieren und als mobile Lampen nutzbar.

Weil einigen diese Festbeleuchtung immer noch zu düster und zu starr ist, schnallt man eine Stirnlampe an den Helm - und nicht selten glaubt der harmlose Hundeausführer des Abends erschrocken, ein voll aufgeblendeter Porsche komme auf einen zu, wenn er im Dunkeln auf den Radschnellwegen parallel zum Rhein gemütlich daher gondelt. Auch das Tempo passt zur offensiven Illuminierung: Dank entsprechender Antriebe sind bis zu 40 km/h bei e-Bikes kein Problem, eine ganze Reihe scheinen deutlich schneller.

Und das Argument, mit dem Rad sei ja nichts Sperriges zu transportieren, entkräften pfiffige Hersteller mit Leichtigkeit: Anhänger hinten oder kastenförmige Behältnisse an der Vorderachse, wetterfest mit Fensterluke und groß genug für zwei Kinder oder drei Bierkästen, den Wocheneinkauf oder den schon etwas altersschwachen Hund - alles ist flott unterwegs auf zwei, drei oder manchmal sogar vier Reifen.

Keine Frage - die Düsseldorfer erfahren gerade neue Formen der Fortbewegung.

(RP)
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