Analyse Die Rückkehr der Düsseldorfer Hypo-Bank

Düsseldorf · Als letztes deutsches Kreditinstitut hat die Düsseldorfer Hypothekenbank jetzt die Garantien des Rettungsfonds Soffin zurückgegeben. Dennoch erwartet die Bank mit Sitz an der Berliner Allee weitere Verluste, vor allem aus dem Geschäft mit Südeuropa.

Analyse: Die Rückkehr der Düsseldorfer Hypo-Bank
Foto: Schaller,Bernd

Das Hypothekenbankgeschäft galt über Jahrzehnte, vielleicht Jahrhunderte als sicherstes Business der ganzen Kreditbranche. Das Geschäftsmodell war ebenso einfach wie genial: Eine spezielle Bank, eben die Hypothekenbank, verkauft Anleihen an Sparer. Das Besondere dieser Papiere: Sie sind durch Grundstücke besichert. Pfandbriefe heißen diese Spezialanleihen.

Einfach gesagt, geht die Bank, der man sein Geld geliehen hat, Pleite, dann stehen dem Gläubiger Rechte an Grundstücken zu. Das macht Pfandbriefe zu einer der sichersten Anlagen überhaupt. Die Papiere sind sogar "mündelsicher", das heißt, dass auch ein Vormund das Geld seines Betreuten in den Pfandbriefen anlegen darf, eben weil diese so sicher sind. Als Anstoß zur Einführung der Pfandbriefe gilt ein Erlass Friedrichs des Großen. Später regelte das Hypothekenbankgesetz, das im Jahr 1900 mit dem Bürgerlichen Gesetzbuch in Kraft trat, diese Form der Wertpapiere.

Genau dieses Geschäft betreibt die Düsseldorfer Hypothekenbank (DHB). Eine sichere Bank, sollte man meinen. Doch die weltweite Finanzkrise 2008 stellte die Welt der Hypothekenbanken auf den Kopf. Deren Geschäft war wegen der hohen Sicherheit stets äußerst margenschwach.

Die Institute holten sich gebündelte Kreditportfolios in die Bücher, ohne zu wissen, was eigentlich darin steckte. Und als sich darin viel mehr desolate Kredite fanden, als je erahnt, explodierte das System. Hinzu kam, dass viele Hypo-Banken ihr Geld zwar sehr langfristig an Staaten oder zur Immobilienfinanzierung ausgeliehen hatten, sich aber sehr kurzfristig refinanzieren mussten. Die goldene Regel der Fristenkongruenz war gebrochen. Und so zog die Finanzkrise auch Düsseldorfer Institute in den Abwärtsstrudel, erst war es die IKB, die WestLB, schließlich auch die dem Milliardär Wolfgang Schuppli gehörende Düsseldorfer Hypo-Bank. 2008 sackte deren Rating in den Keller, weil die Agenturen sie allein für nicht überlebensfähig hielten.

Der Einlagensicherungsfonds der privaten Banken sprang ein und kaufte das taumelnde Institut. Kurze Zeit später gab der eigens dafür gegründete staatliche Fonds Soffin der Bank eine umfassende Garantie. Fällt die Bank aus, zahlt der Soffin an die Gläubiger. Das sollte die Märkte beruhigen, und es funktionierte. Neun Institute erhielten diese heilenden Garantien, neben den Düsseldorfer Banken IKB und Düssel-Hyp auch klanghafte Namen wie BayernLB, Commerzbank oder Hypo-Real-Estate. 168 Milliarden Euro umfasste die Mega-Bürgschaft, 2,5 Milliarden davon entfielen allein auf die Düsseldorfer Hypothekenbank.

Dieses Kapitel konnte jetzt geschlossen werden. Vergangene Woche gab die Düsseldorfer Hypothekenbank ihre Liquiditätsgarantie aus dem Bankenrettungsfonds zurück, wie die Bundesanstalt für Finanzmarktstabilisierung mitteilte. Sie war das letzte deutsche Institut, das noch Hilfen in Anspruch nahm. Am Freitag lief die letzte Anleihe aus, die die Rheinländer mit Hilfe der Garantien begeben hatten, die letzten 1,1 Milliarden Euro der Bürgschaft waren obsolet geworden.

Doch damit ist die Bank nur aus dem Gröbsten raus. Die DHB schreibt immer noch rote Zahlen, obwohl sie ihr Geschäft stark gedrosselt hat: "Für die Jahre 2013 und 2014 rechnen wir aufgrund der vorhandenen Portfoliostruktur mit Verlusten in der Größenordnung eines jeweils gut mittleren zweistelligen Millionenbetrages", heißt es im Geschäftsbericht vom Sommer dieses Jahres. Sie ist allein in den südeuropäischen Krisenländern mit rund 3,5 Milliarden Euro engagiert.

Inzwischen wurde die DHB noch von anderen Krisen geschüttelt. Denn Alt-Eigentümer Schüppli fühlte sich vom Sicherungsfonds der Banken über den Tisch gezogen. Nur den symbolischen Preis von vier Euro hatte er 2008 für die DHB bekommen. Eine halbe Milliarde Euro Schadenersatz wollte er später, weil der Verkauf durch Nötigung und Drohung zustande gekommen sei, er scheiterte aber vor Gericht. Zwischenzeitlich hatte die Investmentgruppe Lone Star die DHB übernommen, die auch die IKB kaufte.

(RP)
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