Interview mit Sven Kukulies "Die Stadt Düsseldorf hat gezeigt, dass sie große Events kann"

Düsseldorf · Der Veranstalter des Alltours-Open-Air-Kinos am Rhein spricht im Interview über die erlebnishungrigen Düsseldorfer, die Rahmenbedingungen für Organisatoren in der Stadt und die Vorfreude auf die anstehende Saison.

 Sven Kukulies beim Aufbau des Open-Air-Kinos am Rheinufer.

Sven Kukulies beim Aufbau des Open-Air-Kinos am Rheinufer.

Foto: Nicole Lange

Sie haben wegen der Tour de France später mit dem Aufbau begonnen. Schaffen Sie's bis zur Eröffnung am 20. Juli?

Sven Kukulies Eigentlich waren es zwei Faktoren, die unseren Zeitplan durcheinander gebracht haben. Zunächst das lange Zittern um die Finanzierung, die wir erst spät unter Dach und Fach hatten. Zu dem Zeitpunkt waren natürlich auch unsere angestammten Lieferanten schon verplant, sowohl beim Material als auch beim Personal, so dass wir einiges flexibler handhaben mussten. Deshalb müssen wir die Tribüne in fünf statt acht Tagen aufbauen und anders als früher auch parallel schon die Infrastruktur mit Strom, Wasser und Abwasser verlegen. Dazu kam tatsächlich noch der Grand Départ — der hatte vor allem Auswirkungen auf den Aufbau des Beachclubs, aber den haben wir ja nach einem langen Donnerstagabend am Freitag erfolgreich eröffnet. Deshalb bin ich zuversichtlich, dass auch das Kino wie immer pünktlich stehen wird.

War der Grand Départ aus Ihrer Sicht gut für Düsseldorf?

Kukulies Ich habe von Anfang an den Start der Tour der France hier befürwortet, und ich denke nach wie vor, dass er der Stadt sehr gutgetan hat. Traurig bin ich natürlich, dass wir auch etwas anderes erlebt haben, das zum Risiko von Veranstaltungen draußen gehört: nämlich Regenwetter. Sonst hätten wir noch besser über die Fernseh-Bildschirme in aller Welt zeigen können, was Düsseldorf zu bieten hat. Gleichzeitig haben wir mit den vielen Düsseldorfern, die trotz des Wetters an die Strecke gekommen sind, sicher nochmal Sympathiepunkte gemacht. Im Ergebnis war das wohl ein "Sommermärchen light". Und dass die Stadt demonstriert hat, dass sie solche großen Events kann, hat sicher auch nicht geschadet.

War früher mehr Sonne?

Kukulies Unter dem Strich nicht. Wir haben jedes Jahr eine Schönwetterphase, die aber von der Zeit her nicht kalkulierbar ist. Wir haben aber heute definitiv mehr heftige Wetterphänomene - und was die Veranstalter dadurch auch trifft, ist eine höhere Sensibilität der Menschen im Hinblick auf Unwetter. Da wird jetzt viel früher gewarnt, die Leute werden verunsichert. Im vergangenen Jahr war deswegen ja die Kirmes einen Tag geschlossen, obwohl das letztlich nicht unbedingt nötig gewesen wäre.

Die Party ging danach gleich weiter. Frankreichfest, bald die Kirmes: Sind die Düsseldorfer eventhungrig?

Kukulies Als gebürtiger Düsseldorfer gehe ich davon aus, dass das viel mit der rheinischen Mentalität hier zu tun hat. Dass viele hier gerne feiern, gerne leben und einfach gerne miteinander sind. Ich bin auch überzeugt, dass wir eine große Offenheit ausstrahlen, und dazu ist die Stadt in den vergangenen Jahren immer anziehender geworden. Das sorgt dafür, dass auch Leute, die von außerhalb herkommen, sich wohlfühlen. Alles in allem macht das Düsseldorf zu einem großen Anziehungspunkt für die Region.

Besteht die Gefahr, dass sich Veranstaltungen kannibalisieren?

Kukulies Ich denke nicht, dass die Menschen hier müde werden, Veranstaltungen zu besuchen. Man sieht das ja klar an den Besucherzahlen, die Düsseldorfer und eben auch Besucher aus dem Umland wollen auch nach so einer Großveranstaltung weiter feiern. Der Knackpunkt ist ein anderer, nämlich die begrenzte Zahl von Sponsoren in einer am Ende doch nicht so großen Stadt. In Düsseldorf und Umgebung gibt es zwar viel Geld, aber eher wenige Firmen, die an Endverbraucher liefern und für die Sponsoring damit direkt verkaufsfördernd sein kann. Diesen Kuchen teilen sich heute immer mehr Interessenten.

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Foto: Sven Kukulies

Haben Sie das bei der Suche nach einem neuen Namenssponsor gespürt?

Kukulies Uns hat niemand den Eindruck vermittelt, dass er den Wert der Veranstaltung in Frage stellt - aber den Hinweis auf die begrenzten Gelder haben wir tatsächlich mehrfach bekommen. Kurz vor unserer Deadline fehlten 80.000 Euro. Als die Finanzierung endlich gesichert war, waren wir extrem erleichtert.

Könnte die Stadt mehr tun, um Event-Veranstaltern zu helfen?

Kukulies Die Zusammenarbeit mit Ämtern und Behörden ist über die Jahre immer gut gewesen, egal, wer Oberbürgermeister war. Die Ämter arbeiten in Düsseldorf immer flexibel und lösungsorientiert. Finanzielle Unterstützung wollten wir ja ohnehin nicht von der Stadt - was uns allerdings in den Gesprächen mit möglichen Unterstützern sehr geholfen hat, war das klare Bekenntnis von Oberbürgermeister Thomas Geisel zum Kino.

Gibt es Probleme mit Ordnungsamt oder Anliegern wegen Lärm?

Kukulies Ich habe das Gefühl, dass das Kino inzwischen so weit zu Düsseldorf gehört, dass unsere Nachbarn es gern tolerieren, wenn sie mitunter unsere Filme als Hörspiele erleben. Das betrifft übrigens eher die Anwohner auf der anderen Rheinseite, denn die Wasserfläche trägt den Schall herüber. Das versuchen wir aber auch möglichst gering zu halten.

Geht es der Kino-Branche in Düsseldorf allgemein gut?

Kukulies Ich denke, dass es in Düsseldorf keine besondere Situation gibt, wir haben eine ausgewogene Kinolandschaft mit einem vielfältigen Filmangebot. Alle Kinos leiden aber durch die Streamingdienste und die immer schnellere Verfügbarkeit der Filme zuhause. Da mache ich mir langfristig Sorgen um das Medium Film im Umfeld Kino: Wir werden immer weniger wirklich große tolle Produktionen haben, die gerade auf einer riesigen Leinwand ihre ganze Wirkung entfalten.

Erwarten die Zuschauer bei Ihnen besondere Neuerungen?

Kukulies Die technischen Möglichkeiten geben es inzwischen her, dass wir draußen mit 4K (Anm: Bezeichnung für eine hohe Auflösung) projizieren können. Da geht es nicht so sehr um die Bildschärfe, sondern um die Ausleuchtung der Leinwand. Das ist bei uns so wichtig, weil es draußen nie ganz dunkel ist - und das soll es ja auch gar nicht, denn man will ja erleben, dass man gerade unter dem Sternenhimmel einen Film sieht. In der Gastronomie haben wir Beliebtes wie Currywurst und Pizza in verschiedenen Zelten untergebracht, um die Wartezeiten kürzer zu halten. Ein Teil des Beach-Clubs ist links neben die Leinwand gewandert.

Spielt Sicherheit auch bei Ihnen eine größere Rolle als früher?

Kukulies Selbstverständlich haben wir dazu Konzepte entwickelt. Ein wesentlicher Faktor ist, alles daran zu setzen, dass keine gefährdenden Gegenstände auf das Gelände gelangen. Da wir ohnehin seit 15 Jahren beim Einlass überprüfen, ob Besucher Speisen und Getränke mitführen, sind unsere Gäste den Blick unseres Sicherheitspersonals in Taschen und Rucksäcke gewohnt. Gleichzeitig gibt es eine erhöhte Wachsamkeit bezüglich dessen, was rund um die Tribüne im Rheinpark passiert, und es gibt Kameras in dem Tunnel, der darunter herführt, damit der Weg für Spaziergänger und Jogger offen bleibt.

Sie haben die Karten für einen Abend komplett verkauft, diese werden exklusiv über die Jusos vertrieben. Vor der Vorstellung wird SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz sprechen. Werden Sie da vielleicht zu politisch?

Kukulies Überhaupt nicht. Wir wollen für unser Publikum ja nicht das Signal setzen, dass wir eine Plattform für Wahlkampf sind. Uns und natürlich den Sponsoren ist es wichtig, die Neutralität zu wahren. Aber solche komplett verkauften Abende sichern einen Teil der Finanzierung und kommen so letztlich allen Besuchern zugute. Allerdings wird das jetzt nicht so oft passieren: Es gibt ja nicht viele mögliche Interessenten, die rund 2000 Tickets kaufen wollen. Und das Kino soll im Wesentlichen für alle Zuschauer geöffnet sein. Die Jusos laden übrigens alle zwischen 16 und 35 Jahren ein, unabhängig von der politischen Orientierung.

Ihr Lieblingsfilm im Programm?

Kukulies Ich freue mich riesig auf die Stimmung bei "Pulp Fiction", die Party vorher im Beachclub ist ausverkauft. Und nach dem stressigen ersten Halbjahr auf "Weit - eine Reise um die Welt", weil ich hoffe, dass man sich da gut wegträumen kann.

NICOLE LANGE STELLTE DIE FRAGEN

(RP)
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