Meinungen zur Kulturstadt Düsseldorf "Die Stadt soll zahlen und die Künstler in Ruhe lassen"

Düsseldorf · Passen Kultur und Kunst eigentlich zusammen? Düsseldorf ist unbestritten eine Hochburg des Kunstadels. Es sind die immer wieder genannten Museen, Künstler und Galeristen, die hier leben, arbeiten und erfolgreich sind.

Stadt, Land und Unternehmen stecken viele Millionen Euros in einen Kunstbetrieb, auf den die meisten anderen deutschen Städte wahlweise mit Anerkennung oder mit Neid reagieren.

Beides mit Recht. Genauso unbestritten wie der Ruf Düsseldorfs als Metropole der bildenden Kunst ist aber auch seine Bedeutungslosigkeit in der Subkultur. Musikalische Innovationen in den letzten 20 Jahren? Nennenswerte Nachtaktivitäten? Fehlanzeige. Das offizielle Düsseldorf ist sich in seinem Bildungsbürger-Angebot selbst genug.

Niemanden scheint es zu beunruhigen, dass seit Jahren die Dorf-Jugend in die Nachbarstädte ausweichen muss, um musikalische Feinkost zu erleben. Niemand scheint es zu stören, dass mit der Gamescom eines der wichtigsten Foren der Welt-Jugendkultur nach Köln zog. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass sich mit dem Open Source Festival der Traum heimischer Musik-Idealisten realisiert hat, an dem — wer hätte es gedacht — das Amt für Wirtschaftsförderung klug mitwirkt.

Dennoch: Die Liste der vom Aussterben bedrohten — oder schon betroffenen — Clubs, Zentren, Projekte, ist lang. Sollte die Stadt hier eingreifen? Ja, aber nicht, indem sie berät, gestaltet oder gar genehmigt, sondern indem sie zahlt und in Ruhe lässt. Subkultur kann nicht verordnet werden. Als Gegenentwurf zum Establishment ist sie unersetzbar. Sich alleine auf den Ruf der Kunstakademie zu verlassen, wird zur Bindung junger Künstler und Kulturschaffender nicht mehr ausreichen. Zur Erhaltung der öffentlichen Bühnen erst recht nicht.

Ralf Zilligen ist Kreativchef des Düsseldorfer Büros der Werbeagentur McCann.

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