Konzert in Düsseldorf Die Toten Hosen rocken ihr 62. Heimspiel

Vor mehr als 10.000 Zuschauern beweist die Düsseldorfer Band mit einem frischen Konzert im ISS Dome, dass noch viele, viele gute Jahre in ihr stecken. Die Hosen nehmen die Fans auf eine nostalgische Reise in die Vergangenheit - zugleich gibt es ein paar Überraschungen.

Die Toten Hosen auf Laune der Natour in Düsseldorf - Fotos vom Konzert vom Dezember 2017
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Die Toten Hosen in Düsseldorf

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Foto: Endermann, Andreas

Immer schneller, immer höher schraubt sich die Stimme von Campino, das Dröhnen der Instrumente wird zu einem Strudel, der alles mit sich zieht. Irgendwann, als in dem Lärm eigentlich schon gar nichts mehr vom Lied "Eisgekühlter Bommerlunder" zu erkennen ist, reißt es ab, die fünf Jungs stehen im Beifall auf der Bühne. Nicht zu schade sind sie sich für das alte Trinklied, und das Publikum liebt es. Mit schnellen Punk-Nummern, gefühlvollen Rockhymnen und komischen Einlagen haben die Toten Hosen es längst für sich gewonnen — soweit das überhaupt nötig war.

Voller Höhepunkte war das gut zweieinhalbstündige Konzert, das Campino, wie immer mit rotgefärbten Haaren, als das 62. Heimspiel der Band ankündigte. Dort, wo sonst die Eishockeyspieler der DEG ihre Schläger schwingen, machten am Freitag 10.500 Fans die Halle warm. Mit schwarzen, weißen und roten Fortuna-Trikots, DEG-Flaggen und Bandshirts der Toten Hosen aus den vergangenen Jahrzehnte erweckten sie den Eindruck, man sei nicht bei einem Rockkonzert, sondern einem Sportereignis.

Irgendwie war es das ja auch, schaute man allein dem nimmermüden Campino zu, wenn er auf der Bühne hin- und her rannte, mit gespreizten Beinen und dem Mikrofonständer in der Hand in die Luft sprang, ins Mikro bellte und sang. Schon mit den ersten beiden Liedern "Urknall" und "Modestadt Düsseldorf" zeigten er und seine Bandkollegen, wohin die Reise an diesem Abend gehen soll: In die rheinische Heimat der Alt-Punks, ihre musikalische Vergangenheit, aber auch zu den neuesten Höhen des aktuellen Albums "Laune der Natur".

Bassist Andreas Meurer, Drummer Vom Ritchie und die beiden Gitarristen Michael "Breiti" Breitkopf und Andreas von Holst spielten "Das ist der Moment", rockten sich zum gesellschaftskritischen "Willkommen in Deutschland" hoch und wurden ab "Nur zu Besuch" sogar von fünf Musikern der Robert-Schumann-Musikhochschule begleitet, die es sich nicht nehmen ließen, eine Streicher-Version von "Highway To Hell anzuspielen. Gänsehaut hatte sich zuvor bei "Unsterblich" den Rücken heraufgeschlichen.

Sie kommt aber erst richtig auf, als aus tausenden Stimmen sich im Publikum die inoffizielle Bandhymne "You‘ll Never Walk Alone" Bahn bricht. Schon vor Beginn des Konzerts stimmten die Fans das Lied kurz an, verlangten vor einer der Zugaben dann schließlich mit ihrem Chor auch "Reisefieber", das die Band prompt spielte. Überraschend traten an anderer Stelle auf einmal drei Dudelsackspieler auf die Bühne, spielten "Auld Lang Syne" und ließen sich dabei rockig von den anderen Hosen-Musikern unterstützen.

Ein Blick in die Menge verriet sofort, dass die Toten Hosen ihre treuesten Anhänger, aber auch neue Liebhaber mitgebracht hatten. Ein grauhaarige Mann in Lederjacke, der das gesamte Konzert über fast regungslos und gebannt der teils ohrenbetäubenden Musik lauscht. Eine junge Mutter mit Pali-Tuch und ihrer kleinen Tochter, die - Baustellen-Ohrschützer auf dem Kopf - ihr Plüschpferd drückt. Das Pärchen, das das Konzert zum größten Teil auf dem Display seines Smartphones verfolgt, um sich mit der Videoaufnahme die Erinnerung für später zu sichern. Und natürlich die Hunderten Menschen, die jedes Lied nicht nur mitsingen, sondern springen, sich bei "Halbstark" rangeln oder zu "Tage wie diese" ihre Feuerzeuge schwenken (ja, das gibt es noch). Sie machten das Heimspiel zum rockigen Familienfest.

(bur)
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