Die Woche In Düsseldorf Diese Session kann heiter werden

Düsseldorf · Ärger bei den Karnevalisten sind die Düsseldorfer ja gewohnt. Dass ein Prinz schon vor seiner Kürung für Knatsch sorgt, ist aber ein neues Phänomen. Wer weiß, was da noch alles auf uns zukommt.

In den letzten Jahren hatten wir sehr fähige Karnevalsprinzen. Das Narrenvolk wurde von Sympathieträgern regiert, Medien- und Bühnenprofis, regelrechten Rampensäuen. Das hat richtig Spaß gemacht und manche meinten gar, das jeweilige Prinzenpaar hätte gleich noch einmal antreten können. Mal schauen, was man über Christian Erdmann sagt, denn der scheint der "Strongman" unter den Prinzen zu sein, also ein kerniger Kerl, der wie die Extremsportler keine Angst davor hat, zentnerschwere Lasten durch die Luft zu werfen. Beispielsweise das Karnevalsmotto, bei den Jecken der in Stein gemeißelte Wahlspruch, der durch die Session trägt und sich am Ende auf vielen Wagen des Rosenmontagszugs findet: Das hat Erdmann flugs mit dem k.w.-Vermerk versehen. Kann also weg.

Kein Wunder, dass die Oberen aus der Chefetage des Comitee Düsseldorfer Carneval (CC) ein wenig verschnupft reagierten. Tatsächlich jedoch ist "Uns kritt nix klein, Narrenfreiheit, die muss sein" ein wenig lang und bei einigen Karnevalisten in der Kritik. "Da hätte man auch noch eine Strophe dranhängen können" ist noch ein sanfter Kommentar, der in diesen Tagen zu hören ist. Aber Prinz Christian ging mit seinem Ersatzmotto ein wenig zu weit. "Bohemien Karneval - jeck für jedermann" sei die pure Werbung für das Quartier Bohème, befand man, woraufhin zumindest die ersten beiden Wörter gestrichen wurden.

Der Kompromiss ist natürlich schal und nur dem jecken Frieden geschuldet. Den totalen Eklat und die Bestellung eines neuen Prinzen so kurz vor dem 11.11. wollte man jedoch vermeiden.

Der Fall zeigt eine gewisse Bigotterie des CC. Denn dieses hätte auch ein drittes C verdient, und das stünde dann für Cohle. Denn fast jeder, der sich im Karneval engagiert, hat auch irgendwann und irgendwie wirtschaftliche Interessen damit verbunden. Der Prinzenwagen und der Prinzenorden etwa waren immer auch Werbeflächen. Jobsi Driessen fuhr im Jumbo-Jet über die Kö (Sponsor: Lufthansa, obgleich er LTU-Chef war), Altstadtbäcker Josef Hinkel im Brotkorb. Bei Füchschen-Chef Peter König zogen Füchschen den Wagen, und natürlich zogen die possierlichen Tierchen im Rudel durch seine legendäre Prinzenhymne. Ein Dachdecker präsentierte in seinem Orden eine Dachpfanne, ein anderer Prinz stellte darauf die Unternehmenszentrale seines Sponsors dar. Schön ist anders, aber der Spaß kostet schließlich etwas und muss auch finanziert werden.

Besonders spannend wird es immer wieder bei Interessenskollisionen und notwendigen Grenzziehungen. Als Dirk Kemmer Prinz und noch ein BMW-Mann war, war bei Mercedes als Mobilitätssponsor die humoreske Knautschzone gleich dahin, als der auch mal bajuwarische Automobile bei Terminen einsetzen wollte.

Skepsis ist auch programmiert, wenn der Vereinspräsident Weinhändler ist und die Top-Veranstaltung wiederholt mit seinen feinen Tropfen beliefern möchte. Die Reihe ließe sich fortsetzen und sie nimmt auch Stefan Kleinehr nicht aus, der als CC-Vize immer erklären muss, dass bei seinen Künstlervermittlungen für Karnevalssitzungen alles ganz korrekt läuft. Wir sind im Rheinland, da bilden Helau, Schmuh und Schmäh einen konstanten Dreiklang. Christian Erdmann ist also nicht allein.

(RP)
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