1589 Kilometer Straßennetz Dieser Mann sucht Stolperfallen in Düsseldorf

Was zunächst wie ein gewöhnlicher Spaziergang wirkt, ist in Wirklichkeit ein wichtiger Kontrollgang. Einmal im Monat laufen Stadtmitarbeiter alle Straßen in Düsseldorf ab. Thomas Pricken ist einer von ihnen.

 Thomas Pricken legt als Straßenkontrollgänger am Tag rund zehn Kilometer zurück. Dabei achtet er stets darauf, ob die Verkehrssicherheit gewährleistet ist. An Schlaglöchern, hochstehenden oder wackelnden Gehwegplatten bleibt er immer wieder stehen.

Thomas Pricken legt als Straßenkontrollgänger am Tag rund zehn Kilometer zurück. Dabei achtet er stets darauf, ob die Verkehrssicherheit gewährleistet ist. An Schlaglöchern, hochstehenden oder wackelnden Gehwegplatten bleibt er immer wieder stehen.

Foto: ANDREAS BRETZ

Unablässig begutachtet Thomas Pricken seine Umgebung, lässt die Blicke über Bürgersteige, Straßen und Schilder, Parkbuchten, Laternen und Bänke schweifen und ordnet dabei blitzschnell ein, ob Handlungsbedarf besteht. Pricken ist seit mehr als 20 Jahren als Straßenkontrollgänger im Auftrag der Stadt unterwegs, um den Zustand von Straßen und Gehwegen zu überprüfen - und das jeden Tag und bei jedem Wetter. "Ich mag das Wetter im Frühling am liebsten", sagt Pricken. Obwohl das die Zeit ist, in der sich nach den Frostphasen die meisten Schäden zeigen - weil das gefrorene Wasser im Erdreich die Platten hochdrückt und den Straßenbelag sprengt.

Zwölf Kontrollgänger wie Thomas Pricken sind in Düsseldorf für das Amt für Verkehrsmanagement unterwegs und begutachten das 1589 Kilometer lange städtische Straßennetz. "Bei ihrer Arbeit geht es nicht darum festzuhalten, ob sich eine Straße in einem schlechten Zustand befindet, sondern nur um die Überprüfung der Verkehrssicherheit", betont Hans-Jürgen Busche, Leiter der Unterhaltungsbezirke beim Amt für Verkehrsmanagement. Und das nicht ohne Grund, denn täglich rufen bis zu 100 Bürger bei der Stadt an, um Schäden an Straßen und Gehwegen zu melden. "Davon stellen höchstens 20 Stellen eine mögliche Gefährdung da. Bei den anderen geht es nur um eine nicht so schöne Optik", sagt Busche.

Im Schnitt legt Thomas Pricken zehn Kilometer am Tag zurück. An Schlaglöchern, hochstehenden oder wackelnden Gehwegplatten und verschobenen Randsteinen entlang Baumscheiben bleibt er immer wieder stehen. Ordnet er den Schaden als Verkehrsgefährdung ein, wird der 52-Jährige aktiv. Auf seinem Handy ist ein Programm aufgespielt, das ihm ermöglicht, die Schadensstelle direkt und genau in einer Straßenkarte der Landeshauptstadt einzutragen. Zusätzlich kann er auch noch ein Foto einstellen. Dabei hinterlegt er auch, ob ein Schaden von der Kolonne für Asphaltarbeiten oder für Pflasterarbeiten erledigt werden muss.

Pricken, der gelernter Straßenbauer ist, muss auch entscheiden, ob ein Schlagloch sofort geflickt werden muss: "Ich schätze die Gefahr ab und setze dann Prioritäten", sagt er. Bildet beispielsweise in einer Fußgängerzone eine Gehwegplatte eine fünf Millimeter hohe Kante, kann diese Stelle die höchste Priorität erhalten, muss also sofort repariert oder zumindest abgesperrt werden. In einer ruhigen Wohnstraße mit weniger Passanten wird solch ein Fall hingegen eher auf einer Warteliste landen. "Dann dauert es zwischen vier Wochen und drei Monaten, bis der Schaden beseitigt wird", sagt Hans-Jürgen Busche.

Denn nach Möglichkeit werden in einem Gebiet viele Schäden gebündelt abgearbeitet, damit die Einsatztrupps Fahrwege sparen. Kurios: Je kaputter eine Straße ist, umso weniger dringend ist oft der Handlungsbedarf. Denn dann sei es offensichtlich, dass der Nutzer aufpassen muss. Die Straße warnt quasi vor sich selbst. Entscheidet die Verwaltung aber schließlich doch, dass eine ganze Straße überarbeitet werden muss, der Flickenteppich nicht mehr weiter repariert werden kann, dauert es im Schnitt noch drei bis fünf Jahre, bis die Instandsetzung beginnen kann.

Im städtischen Haushalt sind in diesem Jahr lediglich 2,46 Millionen Euro für Straßensanierungen eingestellt. Aufgelistet werden aber Maßnahmen, die zusammen mehr als 3,5 Millionen Euro kosten würden. Deshalb ist jetzt schon klar, dass nicht alle beabsichtigten Projekte auch noch 2018 umgesetzt werden können.

(brab)
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