Düsseldorf Digitales Lernen auf dem Vormarsch

Düsseldorf · An der Volkshochschule, der Uni und der Hochschule bauen Dozenten vermehrt digitale Elemente in ihre Lehrveranstaltungen ein.

 An der Uni in Düsseldorf können Studenten auch von zu Hause aus Vorlesungen aufzeichnen oder ansehen und Klausuren online schreiben.

An der Uni in Düsseldorf können Studenten auch von zu Hause aus Vorlesungen aufzeichnen oder ansehen und Klausuren online schreiben.

Foto: Andreas Bretz

Wenn Schüler im Chemieunterricht nur Bahnhof verstehen, dann helfen sie sich heutzutage oft mit einem Video auf Youtube weiter. Dort legen sich Studenten und Experten ins Zeug, um ihr Wissen mit möglichst vielen zu teilen. Die Digitalisierung ändert das Lernen in allen Bereichen. Beliebte Begriffe dafür sind "Blended Learning" (die Kombination von virtuellen und nicht-virtuellen Elementen) und "Inverted Classroom" (zu Hause eignen sich Studenten neue Inhalte an, in der Hochschule werden die Inhalte durch Üben vertieft). Ein Überblick, wie große Institute in Düsseldorf digitale Lernformen in ihrem Angebot integrieren.

Heine-Universität E-Learning hat an der Uni eine klare Funktion: die Lehre zu verbessern. Sie kann auf diese Weise flexibler und interaktiver werden und mehr Methoden miteinbeziehen. Die Entwicklung dahin lasse sich schlecht zentral steuern, sagt Ulrich Decking, Leiter der E-Learning-Lenkungsgruppe an der Uni. Deshalb wird dieser Prozess von mehreren Seiten unterstützt: von den E-Learning Offices der fünf Fakultäten, dem Zentrum für Informations- und Medientechnologie (ZIM) und dem Multimediazentrum (MMZ) sowie einem Medienlabor. Decking sieht in den ersten drei Semestern, dass jeder zweite Medizinstudent an seiner Fakultät mit Tablet in den Hörsaal kommt. Sie sind bei der E-Learning-Plattform Ilias der Uni angemeldet und können sich dann das eingestellte Lernmaterial herunterladen. Die Medizin eigne sich dafür gut, weil es ein technikaffines Studium ist und visuelle Präsentationen erforderlich sind. In Videos ist es sogar leichter, den Studenten zu vermitteln, wie eine Untersuchung funktioniert. Schließlich sind durch das Heranzoomen mit der Kamera einzelne Vorgänge besser zu erkennen. Mit dem Schreiben von Drehbüchern der Lehrvideos wird sogar bald ein Mitarbeiter extra betraut, erklärt Decking. Aber auch in anderen Fakultäten nutzen Dozenten die Chancen der Digitalisierung. Kurse wie beispielsweise Veranstaltungen in Altenglisch, die von manchen eher als Pflichtveranstaltung empfunden werden, erhalten mit Lernspielen und Lückentexten zum Ausfüllen neuen Zulauf.

Vorbilder, wie digitales Lehren gut umgesetzt wird, liefern an der Uni seit 2010 die Preisträger des hein@ward. Mit Förderfonds setzt sich die Uni außerdem dafür ein, dass das digitale Lehrangebot ausgebaut wird. "75 Prozent der Antragsteller bewerben sich zum ersten Mal und haben auch neue Ideen", sagt Decking. Das Interesse und die Nutzung von E-Learning steigen also weiter.

Volkshochschule Wenn Erwachsene bereits einen Hauptschulabschluss nach Klasse 10 haben und in drei Semestern den Mittleren Schulabschluss erreichen möchten, dann können sie bei der VHS einen Teil der Lehrgänge online absolvieren. "Durch diese Kombination aus Präsenz- und Onlineunterricht sind die Teilnehmer zeitlich flexibler für Nebenjob oder Familie", sagt VHS-Leiterin Simone Bruns. Über eine Lernplattform arbeiten die Teilnehmer in den Hauptfächern von zu Hause aus circa sechs Stunden wöchentlich, jeweils mindestens zwei Stunden pro Fach. Der Unterrichtsstoff und die Prüfungsinhalte unterscheiden sich dabei nicht von denen der Präsenzlehrgänge, betont Bruns. "Die Teilnahme an E-Learning-Angeboten erfordert eine hohe intrinsische Motivation sowie ein hohes Maß an Selbstorganisation und Disziplin." Der Anteil der Online-Lernenden bei der schulischen Weiterbildung liege seit 2014 konstant bei rund 12 Prozent, jährlich nutzen durchschnittlich 115 Teilnehmer dieses Angebot. Es sei durch technische Einschränkungen und die Zahl der Computerarbeitsplätze allerdings auch begrenzt.

Hochschule Düsseldorf In den verschiedenen Fachbereichen haben Dozenten eine Mischung von Inhalten für Präsenzseminare und Online-Angebote und spezielle Lernplattformen geschaffen, erklärt Michael Marmann, Professor im Fachbereich Medien. So seien fast alle Studenten im Fachbereich Medien an der Lernplattform angemeldet. Marmann selbst hat seit vier Jahren zusätzlich einen Lehrauftrag an der Universität Duisburg/Essen. Dabei nutzt er häufig die Möglichkeit, Veranstaltungen per Video abzuhalten. Die Studenten können dann im Chat dazu Fragen stellen. Beliebt sind Webinare auch im Fachbereich Wirtschaft an der Hochschule. Dozenten der Sozial- und Kulturwissenschaften setzen ebenfalls die virtuelle Lehre ein. Das Thema der digitalen Lehre wird an der Hochschule vorangetrieben: In Workshops können sich Dozenten dafür weiterbilden; Ziel ist auch, eine zentrale Lernplattform zu schaffen.

(RP)
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